Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
kam unsicher auf die Füße. »Mir schwanden die Sinne, und das ist mir noch nie passiert.«
    »Hmmm.«
    Sie blickte ihn verdrießlich an. »Und was machen wir jetzt?«
    Er rief das schwarze Ungetüm von Pferd, das ein paar Schritte entfernt stand, bei seinem Namen leise zu sich. Noir kam zu ihm, und ihr Retter schwang sich in den Sattel. Dann beugte er sich zu Gwyn hinunter und streckte ihr seine große schwielige Hand entgegen. »Ihr haltet vielleicht nicht besonders viel von Männern, Grünauge, aber zurzeit sind Eure Möglichkeiten eher begrenzt. Ich werde Euch nicht gegen Euren Willen mitnehmen ...«
    »Dann...«
    »Aber ich werde Euch auch nicht allein hier zurücklassen.«
    Nichts hätte die Tränen jetzt noch aufhalten können. Sie strömten aus ihren Augen wie Reisende, die von einem sinkenden Schiff flohen. Sie senkte hastig den Kopf, und die Tränen flössen ihre Wangen herunter und tropften von ihrem Kinn. Sie hörte einen erstickten Fluch, dann fühlte sie sich plötzlich emporgehoben. Sie spürte das warme Fell des Pferdes, und dann saß sie auf einem noch wärmeren Schoß aus harten Muskeln. Durch den Tränenstrom hindurch begann sie, etwas zu flüstern.
    »Ich muss n... nach Hause.«
    »Wo ist Euer Zuhause?«
    Sie schniefte. »St. Alban«
    Er zögerte nur kurz. »Was denn, Ihr seid ein Mönch? Das hätte ich jetzt nicht von Euch gedacht.«
    Sie lächelte, wenn auch nur ein wenig.
    »Also gut, aber da ein Gewitter heraufzieht und d'Endshires Männer sich hier herumtreiben, ist es zu weit bis dorthin«, sagte er. »Und außerdem habe ich ein anderes Ziel. Ich werde Euch an einen Ort bringen, wo Ihr es warm und trocken habt und in Sicherheit seid.«
    »Aber
    »Und ich werde dafür sorgen, dass man Euch nach St. Alban bringt.«
    »Ihr versprecht es mir, Sir?«, drängte sie. »Ihr könnt nicht wissen, wie sehr es mich drängt, heimzukommen. Gebt Ihr mir Euer Ehrenwort?«
    »Mein Ehrenwort, Mylady. Ich weiß nur allzu gut, wie es ist, zurück nach Hause zu wollen.«
    »Ich werde Euch das nie vergelten können.«
    »Das werdet Ihr auch nicht müssen.«
    Angst und Erschöpfung verwoben sich und verdrängten jeden Gedanken an Vernunft und Anstand. Später erinnerte sieh Gwyn vage daran, dass sie Halt suchend nach dem gegriffen hatte, was ihr am nächsten war - seine zerrissene Tunika. Sie lehnte sich gegen die warme Härte seines Körpers, ohne zu spüren, dass sich die Eisenglieder seines Kettenhemdes in ihre Haut gruben. Ihre Hand glitt nach oben und legte sich um die muskulöse Säule seines Halses, um das Gleichgewicht zu wahren, und ihr Gesicht schmiegte sich an seine Brust. Alles in allem kein besonders bequemer Ritt würde das bestimmt - das nahm Gwyn zumindest an.
    Doch das Gegenteil war der Fall. Obwohl seine Beine so hart und muskulös waren wie seine Arme, die sich um sie legten, fühlte sie sich auf seinem Schoß so geborgen wie auf einer Bettstatt aus weichen Pelzen. Sie hätte sich noch enger an ihn schmiegen mögen, doch das vage Wissen um den Morgen, der kommen würde, hielt sie davon ab, dem Wunsch nachzugeben.
    Seine Arme umfingen sie, während seine Hände die Zügel hielten und dabei auf Noirs Widerrist ruhten. Er schnalzte hin und wieder leise mit der Zunge, und Noir reagierte darauf, indem er' sein Tempo beschleunigte. Gwyn schmiegte sich enger an ihren Retter und verdrängte den Gedanken an den kommenden Morgen.
    Und sie redete mit ihm. Sie redete, weil die Nacht so dunkel war und weil ein Gewitter heraufzog. Sie redete, weil ihre Angst sie zu überwältigen drohte und sie verrückt werden würde, hörte sie auf zu reden. Eigentlich war das ein guter Grund, aber nichtsdestotrotz eine schwache Entschuldigung dafür, ihm von den banalen Alltäglichkeiten ihres Lebens zu erzählen.
    Ihr war durchaus bewusst, dass die Worte aus ihr heraussprudelten wie aus einem Wasserspeier. Als würde ihn das alles interessieren! Vielleicht, überlegte sie später, hatte er ihr ein paar höfliche Fragen gestellt, um ihr die Angst zu nehmen. Doch selbst das konnte keine Rechtfertigung sein, so lange zu reden, bis dem Mann die Ohren taub sein mussten. Sie redete über große und kleine Dinge, darüber, wie sehr sie es hasste, mit Händlern zu feilschen und wie gern sie eingelegte Pilze aß.
    Als seine Antworten sich auf ein gelegentliches Nicken oder »Hmhmmm«
    beschränkten - es konnte Desinteresse sein, war aber wohl als Toleranz zu werten, wenn sie richtig deutete, was sie in seinen schiefergrauen Augen

Weitere Kostenlose Bücher