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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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las, sobald er sie ansah —, begann Gwyn, zögernd davon zu sprechen, wie sehr sie ihre Mutter vermisste. Dass sie manchmal ihren Freunden gegenüber gereizt reagierte, wenn sie eigentlich freundlich sein wollte, und dass sie auch ihren Vater, der vor Kurzem gestorben war, oft ihr aufbrausendes Temperament hatte spüren lassen. Und schließlich, dass sie zu akzeptieren gelernt hatte, ganz schrecklich allein dazustehen.
    Sie redete so lange, bis sie ruhiger wurde. Nach einem Augenblick des Schweigens schob sie sich das Haar aus dem Gesicht und sah zu ihrem Retter hoch.
    Er starrte in den Nachthimmel. Sie folgte seinem Blick, doch die Wolken, die über den Himmel zogen, interessierten sie nicht sehr, weshalb sie wieder ihn ansah. Ihr Blick glitt über ein Gesicht, das feine, edle Züge aufwies und von einer höchst beunruhigenden Schönheit war. Nicht dass es sie beeindruckte, gewiss nicht.
    Dennoch: Man kam nicht umhin, es zu bemerken.
    Unvermutet sah er Gwyn an. »Wie ist Euer Name, Mistress?«
    Gwyn spannte sich an. Dass die schutzlose Countess d'Everoot für so manchen Mann eine große Verlockung war, hatte sich bereits erwiesen. Und erzählte man sich nicht, dass die Herzogin von Aquitanien vor sechs Monaten vor drei heiratswilligen Männern hatte flüchten müssen, als diese versucht hatten, sie nach der Scheidung vom König von Frankreich auf ihrer Heimreise zu entführen?
    Gwyn warf ihrem Retter einen Seitenblick zu. Aber dieser Mann hatte sie gerettet und dabei sein eigenes Leben riskiert.
    Er sah nicht aus, als wollte er sie entführen, und wenn er etwas Bedrohliches ausstrahlte, dann war es eine Art von Gefahr, wie sie ihr noch nie begegnet war und für die sie keinen Namen fand. Aber ganz gewiss musste sie nicht um Leib und Leben fürchten.
    »Guinevere«, sagte sie schließlich.
    Wenn ihm auffiel, dass sie ihm nur ihren Vornamen ohne Titel, Heimat oder den Namen ihrer Eltern nannte, zeigte er es nicht. »Sehr erfreut.«
    Sie lachte. »Oder eher weniger. Und wie heißt Ihr?«
    Jetzt war er es, der zögerte. »Man kennt mich als Pagan.«
    Sie sah ihn einen Moment lang an und zuckte mit den Schultern, als er dem Namen nichts hinzufügte. »Wenn Gott beschließt, meine Gebete zu erhören und mir zu meiner Rettung einen Heiden zu schicken, dann soll es so sein. Wer bin ich denn, dass ich mich darüber beschwere?«
    Er schaute auf sie herunter und lächelte. »Ich glaube, Ihr würdet durchaus mit Gott streiten, wenn es Euch zupass käme, Mylady.«
    Nicht seine Worte, sein Lächeln fesselte ihre Aufmerksamkeit. Der Ausdruck stiller Heiterkeit, der um seinen Mund spielte und der ihn noch attraktiver und weniger imposant wirken ließ. Und das war gar nicht so leicht. Schließlich war er von den Schultern bis zu den Knien durch eine Rüstung geschützt, und er war ein großer, kräftiger Mann. Sein kurz geschnittenes schwarzes Haar schimmerte im Mondlicht, sobald sich im Blätterdach über ihren Köpfen eine Lücke auftat. Und auch wenn sein Gesieht angespannt wirkte, verrieten dessen feine Züge eine edle Abstammung.
    Sein attraktives Aussehen schien den Betrachter zu verspotten. Fast - denn eine Narbe, die von der Schläfe bis zum Kinn reichte, zerstörte die Vollkommenheit.
    Diese Narbe und der Bartschatten.
    Ja, es war schwer, für ihn eine andere Beschreibung zu finden als »imposant«. Freundlich. Aufopfernd. Und unglaublich attraktiv.
    Sie riss ihren Blick von ihm los.
    Wenn Gwyn später versuchte, sich diese Stunden ins Gedächtnis zu rufen, schien alles zu verschwommen, zu sehr von Gefühlen belastet. Ihre Erinnerung daran blieb ein dunkler Schatten.
    Griffyns Erinnerungen waren dafür umso klarer.
    Er war an diesem Abend auf dem Weg zum wichtigsten Treffen seines Aufenthaltes in England gewesen. Tief in trübe Gedanken über seine Zukunft versunken, hatte er plötzlich erregt streitende Stimmen vernommen. Die vor Angst schrille Stimme einer Frau, deren Worte dennoch trotzig klangen. Mutig und zugleich hoffnungslos. Ihr Mut, der sie so sprechen ließ, zeugte von Kampfeswillen, doch gegen die Männer hatte sie keine Chance. Darum hatte er abgewartet, was geschehen würde.
    Vielleicht, weil er gelangweilt war. Vielleicht aber auch, weil er nicht ganz bei Verstand war.
    Sie war anders als alle anderen, denen er je begegnet war. Und er war nicht im Mindesten darauf vorbereitet.
    Himmel noch mal, er war kein kleiner Junge mehr. Von seinen sechsundzwanzig Lebensjahren hatte er siebzehn im Exil verbracht, und er

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