Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
haben, wenn sie so weit von der Straße entfernt liegen«, schniefte sie mit hoher und gereizter Stimme.
    »Sie haben genug Gäste«, lautete seine knappe Antwort.
    Sie schniefte erneut. »Was für ein Glück.«
    Gwyn ging weiter, die Arme um sich geschlungen und in einer Hand die Tasche mit den Briefen ihres Vaters. Sie wagte nicht, weiter als eine halbe Stunde zurückzudenken. Denn was konnte sie an den Ereignissen der Nacht jetzt noch ändern?
    Sie begann sich mit den Fingern das wirre Haar zu kämmen, während sie durch das nasse, hohe Gras gingen. Aber ihre Hand zitterte. Alles wirkte so seltsam verzerrt, und sogar der Boden unter ihren Füßen schien zu beben.
    Und was Pagan betraf, so hatte er sich von einem geheimnisvollen, hilfsbereiten Better in einen gefährlichen, leidenschaftlichen Wüstling und dann in ein wortkarges Ungeheuer von Mann verwandelt. Und das alles in der Zeit, die man brauchte, um eine Badewanne mit Wasser zu füllen. Und jetzt stand sie mit ihm vor diesem seltsamen Gasthaus. Wunderbar. Welche Freuden mochte diese Nacht noch für sie bereithalten?
    Es begann zu regnen.

13. KAPITEL
    Der Regen fiel in wahren Sturzbächen vom Himmel, fast so, als wäre dieser seiner Last überdrüssig geworden und hätte beschlossen, es den auf der Erde Lebenden zu überlassen, mit den Wassermassen zurechtzukommen. Ein Blitz zuckte hell über den Himmel, und wenige Augenblicke später zerriss ein Donner die Stille und näherte sich grollend. Der Regen prasselte wie spitze Pfeile nieder und peitschte seine Tropfen in Gwyns Augen und in ihre Kleider. Als sie und Pagan das Gasthaus betraten, waren sie tropfnass.
    Gwyn schob die Kapuze zurück. Sie hörte Stimmen, die von den Wänden widerhallten. Aber sie sah niemanden. Gelächter und heitere Stimmen erklangen aus einem entfernten Raum. Dann herrschte wieder Stille. Es war hier leidlich sauber, befand sie, und es gab genug Platz. Sogar die Stufen waren breit und nicht so schmal und geschwungen wie daheim im Nest. Merkwürdig, dass sie keine anderen Reisenden sah, doch schien das Gasthaus zu dieser späten Stunde recht gut besucht zu sein.
    Aus den Schatten starrte sie das kleine Gesicht einer Frau an. Dafür, dass es sich um die einzige Person handelte, die in Sichtweite war, kam es ihr schon komisch vor, aus dem Dunkel beobachtet zu werden. Als wollte die Frau nicht gesehen werden.
    Sie lächelte Gwyn an, die das Lächeln erwiderte. Sie fühlte sich merkwürdig. Die Fremde wandte sich an Pagan. »Myl...«
    »Wir brauchen ein Bad«, sagte er mit fester Stimme und führte Gwyn auch schon die Treppe hinauf. »Das ist die Frau des Gastwirts«, erklärte er, als sie sich fragend zu ihm umdrehte.
    Schweigend stiegen sie die Stufen hinauf und tauchten in eine Dunkelheit ein, die nur hin und wieder von Wandfackeln erhellt wurde. Das Licht war weich und einladend, wenngleich die Schatten Gwyn ein wenig unheimlich waren. Ihre Silhouette war klein und geduckt, dann wieder lang und zerrissen, aber stets war Pagans Schatten über ihrem Kopf dunkler als alles andere.
    »Meine Räume«, sagte er hinter ihr und zeigte auf eine Tür zur Rechten.
    Sie blieb stehen. »Und wo soll ich bleiben?«
    »Das sind die einzigen Zimmer.«
    Sie beschloss, sich weder zu rühren noch diese Frechheit einer Antwort zu würdigen.
    Stattdessen wartete sie, bis sein Oberschenkel ihren berührte, weil er sich an ihr vorbeischob und die Tür öffnete.
    Jemand hatte das Zimmer für seine Rückkehr vorbereitet. Gwyn konnte ein erleichtertes Seufzen nicht unterdrücken, als sie den Kopf durch die Tür steckte. Die Kammern waren klein und sauber. Es gab eine vordere Kammer und hinter einem Türsturz die Bettkammer, die in Dunkelheit getaucht war. Der Türsturz war so niedrig, dass Pagan den Kopf einziehen musste, als er eintrat. Die Wände aus Flechtwerk reflektierten den goldenen Schein des Feuers, das in einer Kohlenpfanne brannte. Dunkelrote Wandbehänge schmückten zwei Wände. Sie waren abgewetzt, aber sauber.
    Durch einen kleinen Durchgang, der mit einem Vorhang abgetrennt war, erspähte sie ein Bett, auf dem ein riesiger Berg Felle lag. Erneut seufzte sie und spürte, wie die heftige Anspannung langsam aus ihren Schultern wich. Sie ließ ihren Hals ein wenig kreisen und dehnte ihn.
    »Zuerst gibt es ein Bad«, sagte er,
    Sie zog die Schultern wieder hoch. »Wie bitte?«
    Jemand klopfte an die Tür. Pagan öffnete, und eine kleine Prozession Bedienstete kam herein. Sie trugen eine runde große

Weitere Kostenlose Bücher