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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wanne herein und Eimer mit dampfend heißem Wasser. Wie
    hatte er das so schnell arrangieren können ? In kürzester Zeit war das Bad bereitet und die Kammer bis auf Pagan und sie wieder leer.
    Sie stand mit dem Rücken zu ihm und starrte auf die Wanne. Sie wollte ihn nicht ansehen. Auf keinen Fall, denn sie wusste so sicher, wie sie den Schmerz in ihrem Kopf spürte, dass er sie wieder aus diesen grauen Augen anstarrte. Oder schlimmer noch: Er würde sie mit diesem kleinen umwerfenden Lächeln ansehen, und dann würde ihr das Herz wieder bis zum Hals schlagen.
    Sie hörte seine Schritte, die sich Richtung Tür bewegten. »Sir, darf ich ...?«, begann sie. Seine Schritte verharrten. »Ihr habt einen Boten erwähnt«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
    »Ich werde das für Euch arrangieren.«
    Sie wandte den Kopf leicht zur Seite. »Aber ... Den ganzen Weg hinaus aus dem Wald ...«
    »Der Sohn des Gastwirts verdingt sich hin und wieder als Kurier. Er wird Eure Nachricht überbringen.«
    »Ach so.« Der Dampf stieg vor dem roten Wandbehang auf. Sie spürte Pagan, der hinter ihr stand und sie beobachtete. Sie biss sich auf die Lippen.
    »Guinevere ?«
    »Was ist?«, fragte sie leise.
    »Geht schon in die Wanne.«
    Das heiße Wasser in der Wanne zog ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Sie konnte kaum den Blick davon lassen. »Aber Ihr...«
    »Ich gehe.« Die Tür öffnete sich leise quietschend. »Aber ich komme zurück.«
    Sie drehte sich zu ihm um, aber er war bereits fort.
    Einige Augenblicke später klopfte jemand an die Tür, und Gwyn öffnete. Vor ihr stand die Frau, die sie schon bei ihrer Ankunft
    gesehen hatte. Sie blickte Gwyn freundlich an und sprach dabei mit so leiser Stimme, dass Gwyn sich zu ihr hinabbeugen musste, um ihre Worte zu verstehen.
    »Er hat gesagt, Ihr würdet mir Eure Botschaft mitteilen.«
    Gwyn lächelte dankbar. »Ich danke Eurem Sohn, dass er die Nachricht überbringt.«
    Die Frau blinzelte. »Meinem Sohn?«
    »Oh, es tut mir leid.« Gwyns Wangen wurden knallrot. »Er hat mir gesagt, der Sohn des Gastwirts werde meine Nachricht überbringen. Und ich hab wohl gedacht, Ihr wärt seine ... Nun ja, tut mir leid.«
    »Nein, nein«, antwortete die Frau hastig. »Ihr braucht Euch nicht entschuldigen, Mylady. Es ist ja mein Sohn, das stimmt schon. Mein Sohn, der Eure Nachricht überbringen wird.«
    »Da habe ich wirklich Glück gehabt«, sagte Gwyn langsam. »Bitte kommt herein.«
    Sie setzten sich an den Tisch. Es war ein merkwürdiges Gefühl, sich in diesem abgelegenen Gasthaus zu verstecken und dass niemand wusste, wo sie sich aufhielt.
    Die Fensterläden waren geschlossen, und draußen war es dunkel. Sie wusste nichts über die Welt außerhalb ihrer Kammer. Das Einzige, was sie sicher wusste, war, dass der Sturm immer heftiger ums Haus pfiff und dass die Frau des Gastwirts nicht wusste, dass sie einen Sohn hatte.
    Sie richtete ihre Nachricht an ihre Freundin Mary und deren Mann John, den Herrn über das kleine, aber strategisch wichtige Anwesen Cantebrigge, wo Gwyn ursprünglich auf ihrem Rückweg hatte Halt machen wollen - bevor dieser Wahnsinn seinen Anfang genommen hatte. Es war unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass König Stephen sie tatsächlich an fitzMiles verkauft hatte. Und da Everoot auf dem Spiel stand, wollte sie kein Risiko eingehen. Deshalb schickte sie keine Nachricht direkt an den König, denn dann hätte sie ihm offenbaren müssen, wo sie war. Sie brauchte einen Verbindungsmann. John von Cantebrigge stand hoch in der Gunst des Königs, und er würde wissen, was zu tun war.
    Sie sprach langsam und wählte ihre Worte mit Bedacht, um ihn einerseits von der Dringlichkeit der Angelegenheit zu überzeugen, und andererseits zu vermeiden, dass die Botschaft zu viel preisgab - für den Fall, dass sie in falsche Hände geriet.
    »Geliebter John. Lord d'Endshire plant, sich gegen meinen Willen mit mir zu vermählen«, sagte sie. »Er hat mich verfolgt, als ich allein war.« Sie blickte auf und starrte in die Flamme der Kerze, die auf dem Tisch brannte. Die Flamme war klein, aber sie brannte erstaunlich hell. »Dank Gottes Gnade wurde ich wie durch ein Wunder gerettet. Aber mich bedrückt das Wissen, dass unser Herr und König dieser verderbten Sache zugestimmt hat, obschon ich es nicht glauben kann. Würdest du ihm mein Gnadengesuch übermitteln und meinen Wunsch, dass er mich anhört?
    Mein größerer Wunsch ist jedoch, in St. Alban abgeholt zu werden, wohin ich geflohen bin.

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