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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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weiß, dass es einigen von uns
    gut zu Gesicht stünde, wenn sie auch einmal darüber nachdächten.«
    Alex rieb seine Fingerspitzen aneinander. »Geht es hier nur darum? Um deine Ritterehre?« Griffyn hob erneut fragend die Augenbrauen. Alex tat das Gleiche.
    »War es das, was du auf der Straße getan hast? Dich ritterlich verhalten?«
    »Das ist doch lächerlich!«, rief Griffyn.
    »Deine Ehre?«
    Er atmete hörbar aus und fuhr sich mit der Hand durch das Haar.
    »Warum ist sie hier?«, fragte Alex weiter. »Du hast Wichtigeres zu tun. Alles, was dich davon ablenkt, stört nur.« Der Feuerschein warf Schatten an die Wände.
    »Warumist sie hier?«, fragte er erneut. Seine Stimme war gefährlich leise. »Ich meine es ernst, Griffyn. Was geht davor?«
    Griffyn sah ihn an. »Was ist los?«, fragte er so emotionslos, dass es kaum mehr wie eine Frage klang. »Was macht dir Sorgen, Alex? Du kennst mich.«
    Sie schwiegen. Nur das Feuer knackte. »Ja, ich kenne dich, Griffyn. Sie hingegen kenne ich nicht.«
    Griffyn drehte den Becher zwischen den Fingern und schwieg verbissen.
    Alex wartete noch einen Augenblick. »Du hast eine Bestimmung, Griffyn«, sagte er dann. »Du entstammst der Blutlinie. Du bist der Hüter. Der Erbe.« Er schaute in Griffyns ausdrucksloses Gesicht und schüttelte den Kopf. »Es ist ja wohl kaum meine Aufgabe, dich davon zu überzeugen oder dir Befehle zu erteilen.«
    »Ach, ist das so? Und wieso kommen wir dann immer wieder darauf zu sprechen?«
    Alex' Gesicht versteinerte. »Weil es einen Schatz gibt, der beschützt werden muss.
    Oder glaubst du nicht daran?«
    Griffyn beugte sich über den Tisch. »Ich sage dir, was ich glaube, Alex«, erwiderte er leise. »Ich glaube, dass Habgier und Furcht existieren und dass sie die Männer antreiben. Es ist nicht das Heilige, was sie motiviert. Oder nur in den seltensten Fällen. Wenn du ihnen Güte zeigst, werden sie angriffslustig.
    Die Legenden über den verborgenen Schatz erregen sie mehr als alles andere. Aber ich will das nicht.« Er lehnte sich wieder zurück und fuhr mit beiden Händen durch sein Haar. »Mir gefällt nicht, was dieser Schatz aus den Männern macht.«
    Er starrte zum anderen Ende der Halle. Seine Männer lagen vor der Feuerstelle; ihre Körper zeichneten sich dunkel ab. Der Regen schlug gegen die Fensterläden.
    »In deinen Adern fließt das Blut einer tausendjährigen Geschichte, Griffyn«, erwiderte Alex ruhig. »Diese Angelegenheit wiegt zu schwer, um sie einfach zu ignorieren. Dein Leben gehört nicht nur dir.«
    Griffyns Finger schlossen sich fest um den Becher. »Aber es ist meine Entscheidung.«
    »Du bist der Hüter, Griffyn«, beharrte Alex mit drängender Stimme. »Du musst das endlich akzeptieren.«
    Griffyn blickte auf. »Und du bist ein Wächter, Alex. Nicht mein Vater.«
    Alex' Miene erstarrte. »Ja, ich bin ein Wächter. Ich beschütze dich. Ich erfülle meine Pflicht.«
    Griffyns Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Nenn es ruhig deine Pflicht. Wir treffen alle unsere eigenen Entscheidungen.«
    »Und du weigerst dich seit dem Tag, an dem dein Vater starb, deiner Bestimmung zu folgen. Glaubst du, sie verschwindet, wenn du sie einfach ignorierst?«
    »Nein«, erwiderte Griffyn matt. »Nichts verschwindet.«
    Nichts würde je geschehen, dass die schreckliche Wahrheit darüber, wozu er bestimmt war, einfach verschwand. Der Schatz in Everoots Kellergewölbe hatte eine lange Geschichte voller
    Zerstörung hinter sich. Dieser Schatz war mächtig genug, um Fragen aufzuwerfen und Männer in den Wahnsinn zu treiben, heilig genug, um Könige dazu zu bringen, auf die Knie zu fallen. Seinen Vater und Ionnes de l'Ami hatte dieser Schatz unter der Last, ihn zu hüten, schier erdrückt.
    Uber die Existenz dieses Schatzes wurde bei den geheimen Sitzungen nur hinter vorgehaltener Hand spekuliert. Aber die Gerüchte hielten sich hartnäckig. In Ägypten liegt er. Im Languedoc. In Jerusalem! Niemand wusste, ob der Schatz überhaupt existierte, wo er verborgen lag.
    Niemand hätte vermutet, dass er in einem abgelegenen englischen Bergfried ruhte, in einem dunklen Verlies, in das nie Tageslicht drang.
    Und Griffyn war der Hüter dieses Schatzes.
    Er starrte auf die Maserung der Tischplatte, ohne sie wahrzunehmen. Stattdessen sah er wieder das vor Wut verzerrte Gesicht seines Vaters vor sich. Er wollte nicht wie Christian Sauvage werden. Und tief in seinem Herzen wusste er doch, dass er nie anders sein konnte. Brutal, sündig, betrunken

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