Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
nur beendet werden kann, wenn Henri den Thron besteigt. Das ist kein Geheimnis, sondern inzwischen nur noch eine Frage der Zeit. Der Papst würde Prinz Eustace nicht einmal dann zum König krönen, wenn er noch leben würde.«
    Alles Blut wich aus Gwyns Gesicht. Er schien es nicht zu bemerken. »Stephen ist ein guter und ritterlicher König«, stieß sie hervor.
    »Er ist ein Dummkopf, wenngleich ein sehr ritterlicher. Und er hat die Krone an sich gerissen, Mylady. Vergesst das nicht. Er hat geschworen, Mathilda als Königin zu ehren, aber dann hat er ihr den Thron doch streitig gemacht. Wie passt das zu Eurer Vorstellung von Ritterlichkeit?«
    »Besser als die Vorstellung, die Ihr hier gerade abliefert.«
    Er lächelte. Ein gefährliches Lächeln.
    Etwas Heißes und Sehnsuchtsvolles erfasste ihren Körper und bohrte sich direkt in ihr Herz. Sie wollte ihn. Wollte dieses Lächeln. Sie wollte, dass es ihr galt.
    Aber wie sollte das möglich sein, wenn Lord Griffyn in ihrem Festsaal saß und sie Prinz Eustace in ihrem Keller versteckte? Ihr Vater hatte Griffyns Familie gehasst, und der König hatte sie mit einem Eid an sich gebunden, diesem Mann Widerstand zu leisten. Sie konnte die schreckliche Zukunft, die ihr drohte, vor sich sehen, so klar und deutlich wie eine Spiegelung im Weiher.
    Sie riss sich von Griffyns Anblick los und wich zum Fenster zurück. »Ich bin dieser Spiele müde. Was wollt Ihr wissen?«
    »Die Verteidigung. Wie viele Leute ?«
    »Etwa ein Dutzend in der Garnison, vielleicht zweihundert Männer aus den umliegenden Dörfern und der Stadt.« Ihre Stimme stockte. »Nicht mitgerechnet diejenigen, die gestorben sind.«
    Seine Stimme wurde sanft. »Sie werden nicht vergessen sein.«
    »Von wem, von Euch etwa?« Sie lachte verbittert.
    »Nein, von Euch.« Sie hob den Kopf. Erstaunt stellte sie fest, dass er sich ihr genähert hatte. Er war ihr jetzt so nahe, dass sie ihn atmen hören konnte. »Ihr wärt vielleicht überrascht, wie viel Respekt ich jenen zolle, die ihrem Herrn treu sind.«
    Er hob das kantige Kinn, als wollte er seine Worte unterstreichen. Sie ignorierte seine Worte. Seine attraktive Arroganz gehörte jedenfalls nicht zu den Überraschungen dieses Tages.
    »Was wollt Ihr noch wissen?«, fragte sie kalt.
    »Der Seneschall.«
    »Das ist mein William. Mit den fünf Strähnen.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich erinnere mich, dass Ihr von ihm gesprochen habt. Ihr hattet recht.«
    Sie blickte halb über ihre Schulter. »Womit?«
    »Mit den fünf Strähnen. Mehr habe ich auch nicht gezählt.«
    Sie biss sich auf die Lippen, um ein Lächeln zu unterdrücken, und blickte zu Boden.
    Täusche ihn. Gib vor, dich ihm zu ergeben, sagte sie sich. Spiel ihm etwas vor.
    »Und wem gilt seine Treue?«, fragte Griffyn.
    »Zweifellos mir.« Sie zögerte. »Habt Ihr Verwendung für ihn? Er versteht zu rechnen, und er ist ein gehorsamer Diener.«
    »Ich habe keine Verwendung für ihn. Was ist mit Euren Rittern. Wie viele sind es?«
    »Im Moment sind es zwanzig.«
    »Und was habe ich von ihnen zu erwarten?«
    Sie lächelte schmal. »Sie werden bis zum letzten Mann Widerstand leisten.«
    Sein Lächeln war überraschend breit. »Bis zum letzten Mann, sagt Ihr?«
    »Wieso?«
    »Sie werden Euch die Treue halten, das wollt Ihr doch damit sagen, oder?«
    Ihr Lächeln schwand. »Wisst Ihr es besser?«
    »Ich weiß es, weil sie inzwischen mir ihren Treueid geleistet haben.«
    Ihr Mund klappte auf. Eine Fliege hätte hinein-und herausfliegen können. »Jeravius auch? Und Fulk?«
    »Ein großer, kräftiger Kerl mit einem Strahlen in den Augen? Mit einer Vorliebe für die Baukunst?«
    »Jeravius«, hauchte sie.
    »Und Euer Hauptmann?«
    Ihre Schultern sackten nach unten. »Fulk.«
    Er musterte sie von oben bis unten. »Sie haben mir gesagt, sie würden ihren Treueid um Eurer Sicherheit willen leisten.«
    »Um meiner Sicherheit willen?«
    »Sie schienen zu glauben, Ihr seid in Gefahr«, überlegte er laut. Sein Blick huschte über die schmucklose Einrichtung des Gemachs.
    »Und ich bin sicher, Ihr hattet keine Skrupel, sie in diesem Glauben zu lassen.« Seine Augen hefteten sich wieder auf sie. »Was lässt Euch denn glauben, dass Ihr nicht in Gefahr schwebt?«
    Unwillkürlich erfasste sie Angst. Aber sie funkelte ihn wütend an und versuchte, mit diesem Blick seine Arroganz niederzuzwingen. Natürlich misslang es ihr.
    »Bin ich denn ...?« Sie konnte nicht weitersprechen.
    »Was habe ich Euch damals

Weitere Kostenlose Bücher