Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
Vom Netzwerk:
lange im Zeugenstand schmoren lassen, bis es so ausgesehen hatte, als wären sie drogensüchtig, während sie tatsächlich vor der fraglichen Nacht nur ein-, zweimal mit Cannabis experimentiert hatten.
    Obwohl alle wussten, dass Toby schuldig war, blieb den Zeitungen kaum etwas anderes übrig, als ganz sachlich über den Ausgang der Verhandlung zu berichten. Das war höchst ärgerlich, vor allem, da sein Vater, Lord Fairfax, erst kurz zuvor im Oberhaus eine flammende Rede gegen den Drogenkonsum gehalten und gefordert hatte, Hippieclubs wie das UFO , Middle Earth und das Happening 44 zu schließen. Während er gleichzeitig alles tat, damit sein Sohn der Strafe für ein weitaus schlimmeres Verbrechen entging. Jetzt wartete die gesamte Fleet Street auf eine Gelegenheit, Toby Fairfax zur Strecke zu bringen.
    Cara merkte, wie ihr Herz zu klopfen begann. Das war ihre Chance, Jake zu beeindrucken.
    In der folgenden Woche nahm sich Cara einen Tag frei, um Recherchen anzustellen. Sie fuhr mit dem Zug nach Essex, um sich mit den beiden Mädchen zu unterhalten. Nach den Unterstellungen im Gerichtssaal hatten sich die Eltern geweigert, Cara am Telefon mit ihren Töchtern sprechen zu lassen, darum fing sie die beiden Mädchen vor der Schule ab. Nicola und Jenny waren sofort bereit, mit ihr in ein nahes Café zu gehen und ihr dort ausführlich zu schildern, was tatsächlich passiert war.
    »Alles, was Ihnen hilft, ihn festzunageln«, sagte Jenny, die Gesprächigere der beiden. Die Polizei hatte sich geweigert, der Sache weiter nachzugehen, nachdem sich Lord Fairfax in aller Stille einen der Chief Inspectors zur Brust genommen hatte.
    Die Mädchen erzählten ihr, dass sie Toby im Middle Earth kennengelernt hätten. Offenbar war er freitags regelmäßig dort.
    Und heute Abend wollte Cara ebenfalls dort sein.
    In ihrer Wohnung bereitete sich Cara auf den Abend vor. Dank ihres festen Gehaltes beim Chronicle hatte sie von ihrer Wohnzimmercouch in eine Einzimmerwohnung mit Garten in Earl’s Court ziehen können. Das Zimmer war winzig, aber trotzdem bedeutete es ihr viel, dass sie endlich eine eigene Wohnung hatte.
    Sie hatte lange überlegt, was sie abends anziehen sollte, um unter den exzentrischen Gästen des Clubs nicht aufzufallen. Seit sie beim Chronicle angefangen hatte, kleidete sie sich konservativer, doch heute Abend konnte sie sich endlich einmal austoben. Schließlich entschied sie sich für ein knallgrünes Hängerkleid, das ihr kaum über den Po reichte. Mit ihren dazu passenden Go-go-Stiefeln und dem frechen Kurzhaarschnitt sah sie ein bisschen aus wie ein weiblicher Peter Pan. Ihre Lippen waren blass geschminkt, ihre Augen rauchig, und unter dem Arm trug sie eine perlenbesetzte Handtasche mit einem Diktaphon und einem Notizblock. Sie bezweifelte, dass ihr das Diktaphon in der lauten Musik viel nützen würde, aber sie hatte während der vergangenen Monate beim Chronicle gelernt, dass eine gewissenhafte Niederschrift vor Gericht ebenso viel zählte wie eine Tonaufnahme.
    Das Middle Earth war ganz anders als die Clubs, in die Cara mit Danny gegangen war. Damals hatten sie sich in Gangsterhöhlen getroffen, Bars voller Samt und Talmiglanz, wo die Männer mit ihrem Geld und ihren guten Verbindungen angeben konnten. Das Middle Earth stand für den Gegenpol in der Londoner Undergroundszene: Der Hippieclub war ein Hort der freien Liebe und der psychedelischen Flower Power. Er war in einem riesigen Gewölbe in Covent Garden untergebracht und hatte erst seit Kurzem geöffnet, nachdem eine weitere Drogenrazzia das UFO endgültig in die Knie gezwungen hatte. Seither galt das Middle Earth als Zentrum der alternativen Szene.
    Cara kam um kurz nach Mitternacht zum Club, denn früher zu erscheinen war sinnlos. Grant Miller, einer der Juniorfotografen vom Chronicle , stand schon in der Warteschlange, als sie ankam. Genau wie Cara war er neu bei der Zeitung und konnte es kaum erwarten, sich zu beweisen. Als sie ihm ihren Plan, Toby Fairfax festzunageln, unterbreitet hatte, hatte er sofort mitkommen wollen, um den Augenblick im Bild festzuhalten. Cara hatte fest darauf gebaut, dass der stille, nachdenkliche junge Mann nicht ausplaudern würde, was sie heute vorhatten.
    Normalerweise war er konservativ gekleidet, darum freute sie sich, als sie sah, dass er sich bemüht hatte, heute Abend nicht aufzufallen. Mit seinen braunen, fransenbesetzten Ledersachen und dem karierten Hemd sah er ein bisschen wie ein Cowboy aus.
    »Bist du

Weitere Kostenlose Bücher