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Die vergessene Insel

Die vergessene Insel

Titel: Die vergessene Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Ich ... ich dachte -«
»Sie sollen nicht denken, sondern gehorchen, Sie Idiot!« brüllte Winterfeld. Er ballte die Hände zu Fäusten. Für eine Sekunde sah es wirklich so aus, als
wollte er sich einfach auf seinen unglückseligen Untergebenen stürzen. Aber er beherrschte sich.
    »Verschwinden Sie!« zischte er.
»Herr Kapitän, ich ... ich kann wirklich nichts -«
»Gehen Sie mir aus den Augen, Sie Trottel!« fauchte
Winterfeld. »Ich erwarte Sie in zwei Stunden in meiner Kabine.«
Der Mann starrte ihn noch eine Sekunde lang mit
schierem Entsetzen an, dann drehte er sich um und
schlich wie ein geprügelter Hund davon.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte Paul scharf. Er
deutete auf Mike. »Was tut Mike hier? Was ... was
geht hier vor?«
Winterfeld begann nervös seinen Schnurrbart zu zwirbeln. Seine Finger zitterten. »Das ist eine komplizierte
Geschichte«, antwortete er, »die ich dir nicht so rasch
erklären kann. Es sollte ... eine Überraschung sein.«
»Die ist Ihnen gelungen«, sagte Mike, noch ehe Paul
Gelegenheit bekam, zu antworten. »Warum sagen Sie
ihm nicht die Wahrheit? Oder soll ich es tun?« Er
drehte sich in seinem Stuhl herum und sah wieder zu
Paul hoch. »Dein Vater hat mich und die anderen -«
»Das reicht!« unterbrach ihn Winterfeld scharf. Er
machte eine befehlende Geste zu Mike, aufzustehen.
»Vielleicht ist es besser, wenn du jetzt gehst«, sagte
er. »Ich werde Paul alles erklären.«
»Ich möchte, daß er bleibt!« mischte sich Paul ein.
Mike hatte ihn niemals so aufgebracht und wütend erlebt wie in diesem Moment.
»Ich will die Wahrheit
wissen!«
Kapitän Winterfeld schwieg, während Paul ihn durchdringend anstarrte, und - es kam Mike fast absurd
vor, nach allem, was er mit diesem Mann erlebt hatte
- fast schien es, als wäre es diesmal er, der das stumme Blickduell zu verlieren drohte. Aber dann gab er
sich einen Ruck, straffte sich und brüllte, daß Mike
die Ohren klangen:»LeutnantStrecker!«
    Die Tür wurde aufgerissen, und der Soldat, der Mike
hergeführt hatte, kam herein. Er wirkte sehr unruhig.
»Herr Kapitän?«
Winterfeld deutete auf Mike. »Bringen Sie Michael
zurück zu seinen Freunden!« sagte er. »Mein Sohn
bleibt noch einen Moment hier. Ich habe mit ihm zu
reden.«
    Mike hatte nach seiner Rückkehr nicht nur Chris und
die drei anderen, sondern auch Miß McCrooder in seiner Kabine angetroffen und hatte sie von der neuesten
Entwicklung unterrichtet. Danach schmiedeten sie
Fluchtpläne - wie sie es schon so oft getan hatten, seit
ihre Reise ins Ungewisse begonnen hatte, aber doch
mit dem Wissen, daß sie allesamt zum Scheitern verurteilt waren. Diesmal aber war es anders: Wenn der
geheimnisvolle Fremde, den Mike wiedererkannt zu
haben glaubte, tatsächlich auf ihrer Seite stand, dann
hatten sie möglicherweise zum ersten Mal eine wirkliche Chance, Winterfelds Gefangenschaft zu entkommen.
Es war Miß McCrooder, die einen Wermutstropfen in
ihre zuversichtliche Stimmung fallen ließ; und zwar
einen gehörigen. »Wer sagt euch eigentlich, daß dieser
Fremde tatsächlich hier ist, um uns zu befreien?«
fragte sie, nachdem sie ihren immer abenteuerlicher
werdenden Wenn-wir-erst-einmal-hier-raus-sind-Geschichten wortlos zugehört hatte.
Für eine Sekunde wurde es still. Alle blickten Miß
McCrooder verwirrt an. »Aber ... aber was soll er
denn sonst wollen?« fragte Chris schließlich.
»Das weiß ich nicht«, antwortete Miß McCrooder.
»Aber ich würde nicht zu optimistisch sein. Er hat nur
gesagt: eine Stunde nach Mitternacht. Nicht mehr. Woher wollt ihr so genau wissen, was dann passiert?«
    Schweigen breitete sich nach diesen Worten zwischen
ihnen aus. Auf allen Gesichtern stand die gleiche Enttäuschung geschrieben.
Miß McCrooder fuhr hastig fort: »Versteht mich nicht
falsch - ich selbst glaube auch, daß uns dieser Mann
helfen will; schon, weil ich es einfach glauben möchte.
Aber selbst wenn ein Wunder geschieht und wir irgendwie von
diesem
Schiff entkommen, ist damit
noch lange nicht alles vorbei. Wir wissen nicht einmal genau, wo wir sind. Aufjeden Fall in einem fremden Land, in dem wir ganz auf uns allein gestellt sein
werden.«
»Das ist kein Problem«, sagte Juan großspurig. »Wir
müssen irgendwo in Südamerika sein. Da wird Spanisch gesprochen. Und sobald wir eine spanische Botschaft finden, reicht ein einziges Telegramm an meinen Vater, und dieser Winterfeld wird sich wünschen,
niemals geboren zu sein.«
Ehe jemand etwas darauf erwidern konnte, wurde

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