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Die vergessene Insel

Die vergessene Insel

Titel: Die vergessene Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die
Tür aufgerissen, und Leutnant Strecker und der zweite Soldat führten den
sich heftig sträubenden
Paul
herein, der die beiden Männer aus Leibeskräften in
seiner Muttersprache beschimpfte. Sie mußten ihn an
beiden Handgelenken festhalten, sonst hätte er sich
wahrscheinlich auf der Stelle losgerissen und wäre
wieder auf den Gang hinausgestürmt. Unsanft bugsierten sie ihn bis zur Mitte des Raumes, dann wandten sie sich um, verließen die Kabine und schlossen
rasch die Tür. Paul eilte ihnen, noch immer schimpfend, nach, rüttelte ein paarmal vergeblich an der
Klinke und versetzte der Tür schließlich einen zornigen Tritt,
Als er sich herumdrehte, starrten ihn alle an, und für
ein paar Augenblicke breitete sich eine eigenartige
Stimmung in der kleinen Kabine aus. Paul wirkte zornig und verlegen zugleich, während die Jungen Mike und Miß McCrooder ausgenommen - keinen
Hehl daraus machten, daß sein Erscheinen nicht unbedingt eine angenehme Überraschung bedeutete.
»Was tust du denn hier?« fragte Ben schließlich. »Hat
dich dein Vater zum Spionieren hergeschickt?«
Pauls Augen blitzten, aber er behielt die Ruhe. »Ich
habe es ja nicht geglaubt«, sagte er, während er seinen Blick von einem zum anderen wandern ließ. »Ihr
... ihr wart tatsächlich die ganze Zeit über hier? Hier
an Bord? Was ist nun wirklich geschehen?« Er fuhr
zusammen, als er jetzt auch Miß McCrooder sah. »Sie
sind auch hier? Wo ist McIntire? Ist er auch an
Bord?«
»Das solltest du eigentlich besser wissen als
wir«,
grollte Ben, bevor Miß McCrooder antworten konnte.
»Wahrscheinlich habt ihr doch die ganze Zeit über
uns Idioten gelacht, daß euch die Bäuche weh taten,
oder?«
Pauls Blick spiegelte vollkommenes Unverständnis,
und Miß McCrooder fragte rasch: »Ist McIntire denn
nicht bei euch?«
»Bei uns?« Paul schüttelte den Kopf.
»Aber wieso
denn? Er -«
»Lüg uns nicht auch noch an!« unterbrach ihn Ben
aufgebracht. »Er gehört doch zu euch!«
»Jetzt reicht es aber!« antwortete Paul. »Wenn du jetzt
nicht aufhörst, dann...«
»Dann?« fragte Ben, als Paul nicht weitersprach. Er
stand auf und trat herausfordernd auf Paul zu. »Was
dann?«
Paul funkelte ihn an. Er war fast einen Kopf kleiner
als Ben und wog sicherlich zwanzig Pfund weniger.
Und außerdem kannte er wie alle anderen den Ruf,
der dem jungen Engländer vorauseilte - nämlich, kei
    ner Prügelei aus dem Weg zu gehen und die meisten
auch zu gewinnen. Und trotzdem sah es für einen Moment so aus, als wollte Paul sich einfach auf ihn stürzen, um die Diskussion mit seinen Fäusten fortzusetzen.
Es war Juan, der den drohenden Streit schlichtete.
Hastig sprang er auf, trat zwischen die beiden Kampfhähne und breitete die Arme aus. »Bitte, Leute!« sagte
er. »Seid vernünftig! Das hat doch keinen Zweck!«
Ben schob kampflustig die Schultern vor. »Laß mich
zehn Minuten mit ihm allein, und ich zeige dir, was
Zweck hat«, sagte er drohend. »Vielleicht brauche ich
auch nur fünf, und er wird uns alles erzählen, was
wir wissen wollen.«
»Das tut er bestimmt auch so«, sagte Juan. Er bedachte Ben mit einem mahnenden Blick, ehe er sich vollends zu Paul herumdrehte. »Oder?«
Paul sah Ben weiterhin herausfordernd an, aber nach
ein paar Sekunden nickte er. »Ich weiß wirklich
nicht, was das alles bedeutet«, sagte er. »Bis vor einer
Stunde wußte ich nicht einmal, daß ihr überhaupt
hier seid! Ich dachte, ihr wärt in London, nicht in
Rio.«
»Rio de Janeiro?« vergewisserte sich Mike. Paul nickte.
»Na ja, jetzt wissen wir wenigstens, wo wir sind«,
stellte Juan fest. Zu Paul gewandt, fuhr er fort. »Aber
wie kommst du hierher?«
»Mit der LEOPOLD«, antwortete Paul. »Sie liegt ein
paar Meilen von hier vor Anker. Mein Vater hat mich
heute morgen abgeholt und ist mit mir an Land gegangen. Er wollte mir die Stadt zeigen. Danach ist er
weggegangen, um noch irgendwas Geschäftliches zu
erledigen - wenigstens hat er das gesagt. Ich sollte am
Hafen warten, bis er zurückkäme. Aber ich hatte kei
    ne Lust, den Tag in der Gesellschaft seines Adjutanten zu verbringen. Der Kerl ist ungefähr so gesprächig wie eine Rolle Schlaftabletten. Also bin ich
ausgebüchst und habe ein Boot gechartert, das mich
hierher brachte. Ich wollte ihn überraschen.«
»Das ist dir gelungen«, sagte Mike. Paul verzog das
Gesicht, enthielt sich aber jeden Kommentars. Mike
konnte sich lebhaft vorstellen, welches Donnerwetter
auf Paul herabgegangen war, nachdem er ihn mit seinem Vater

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