Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessene Insel

Die vergessene Insel

Titel: Die vergessene Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
einer Ohnmacht so nahe, wie es nur ging.
Erst endlose Minuten später kam er wieder halbwegs
zu sich. Er saß auf der Bank in der Messe, und seine
Hände steckten in dicken, weißen Verbänden, die so
hinderlich und unpraktisch waren wie
Fausthandschuhe. Die Verbrennungen, die er sich zugezogen
hatte, waren gottlob nicht ganz so schlimm gewesen,
wie es bei all dem Blut und Ruß auf seiner Haut ausgesehen hatte; trotzdem würde er spätestens am nächsten Morgen ein paar
gehörige
Brandblasen haben
und sich wahrscheinlich tagelang jeden
Handgriff
dreimal überlegen müssen, den er tat. Aber alles in allem hätte es schlimmer kommen könnenum nicht
zu sagen, er hatte Glück gehabt.
Miß McCrooder war gerade dabei, ihm das zum ungefähr fünften Mal zu versichern, als Singh und die anderen Jungen zurückkamen. Chris hatte Miß McCrooder dabei assistiert, Mikes Hände zu
verbinden,
während Paul, Juan, Ben und André dem Sikh geholfen hatten, das Schiff gründlich nach Schäden zu inspizieren und vor allem nach Glutnestern Ausschau
zu halten, damit ihnen die Jacht nicht doch noch über
den Köpfen abbrannte, wenn sie schon glaubten, es
geschafft zu haben.
Singhs erste Frage galt natürlich Mike. »Wie geht es
Euch, Herr?« erkundigte er sich besorgt. »Seid Ihr
schwer verletzt?«
»Danke«, antwortete Mike. »Ich fühle mich schon wieder ganz gut. Es ist nicht so schlimm.«
    Miß McCrooder hatte ihm zwar eindringlich erklärt,
daß es nicht besonders schlimm war und er nicht einmal eine
Narbe zurückbehalten würde,
aber seine
Hände fühlten sich an, als hätte jemand angefangen,
ihm die Haut abzuziehen; und zwar jemand, der mit
Feuereifer bei der Sache war.
»Ihr habt großes Glück gehabt«, fuhr Singh fort. »Ihr
hättet schwer verletzt oder gar getötet werden können.
Wir alle haben großes Glück gehabt. Wäre das Feuer
auch nur wenige Minuten später entdeckt worden -«
»Das hat nichts mit Glück zu tun«, sagte Mike. »Ich
habe jemanden gehört.«
Juan, der unmittelbar neben Singh stand, riß ungläubig die Augen auf, aber der Sikh schien kein bißchen
überrascht. »Jemanden gehört? Wen?«
»Keine Ahnung«, sagte Mike. »Aber irgend jemand ist
auf Deck herumgeschlichen. Ich bin davon wach geworden. Deshalb habe ich das Feuer rechtzeitig entdeckt.« Während er dies sagte, ließ er seinen Blick
aufmerksam von einem Gesicht zum anderen schweifen. Aber er entdeckte nirgendwo ein verräterisches
Blinzeln oder auch nur so etwas wie Verlegenheit.
Wer immer es gewesen war, er hatte sich ausgezeichnet in der Gewalt.
»Moment mal«, sagte Ben. »Soll das heißen, jemand
hat das Feuer ... gelegt?«
»Wenn nicht der Blitz auf dem Beiboot eingeschlagen
hat, ist das wohl die einzige Erklärung«, antwortete
Mike.
»Es war so«, sagte Singh ruhig. »Hier. Das habe ich
aus dem Wasser gefischt.« Er warf ein Stück Segeltuch auf den Tisch, das er bis jetzt zusammengeknüllt
in der Hand gehalten hatte. Mike griff ungeschickt
mit seinen bandagierten Händen danach, und sofort
fiel ihm der stechende Geruch auf.
    »Petroleum?« fragte er.
Singh nickte. »Ja. Deshalb brannte das Boot wie eine
Fackel. Es wäre völlig aussichtslos gewesen, es löschen zu wollen.«
»Das heißt, wir haben einen Verräter an Bord«, grollte Ben. Er sah Paul bei diesen Worten durchdringend
an, und natürlich reagierte dieser ganz genau so, wie
Mike befürchtet hatte.
»Was starrst du mich so an?« schnappte er. »Glaubst
du, daß ich es war?« Ben verzog abfällig die Lippen.
»Zuerst das kleine Mißgeschick bei unserer Flucht,
und jetzt das - du mußt uns wirklich für sehr blöd
halten, wie?«
»Kaum«, antwortete Paul herausfordernd. »Ausgenommen dich vielleicht. Denkst du, ich bin verrückt und
zünde das Schiff an, auf dem ich selbst bin? Ich wäre
zusammen mit euch verbrannt oder ertrunken. Denk
mal darüber nach, Schlaumeier.«
Singh deutete auf den petroleumgetränkten Lappen,
den Mike wieder auf den Tisch zurückgelegt hatte.
»Ich glaube, daß der, der das Feuer gelegt hatte, selbst
nicht mit einem solchen Erfolg rechnete.«
»Natürlich nicht«, sagte Paul sarkastisch. »Ich wollte
nur das Beiboot versenken, daß sich niemand damit
aus dem Staub machen konnte. Kann ja sein, daß einer vorhat, nach England zurückzupaddeln.«
»Ich denke nicht, daß es dem Attentäter darum ging,
das Boot zu versenken«, erwiderte Singh, noch immer
sehr ruhig.
»Worum dann?« fragte Mike.
Singh machte eine vage Handbewegung. »Ein solches
Feuer sieht man

Weitere Kostenlose Bücher