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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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dem Hotelprospekt.
    Während Helena tippte, fühlte sie sich plötzlich wie benebelt. Es war ein seltsames Gefühl, so als hätte sie zu lange nichts gegessen oder aber etwas Falsches zu sich genommen. Sie atmete tief durch, um einen klaren Kopf zu bekommen, und legte die Hände flach auf die Schreibtischplatte, als ihr plötzlich schwarz vor Augen wurde.
    Sie sah überhaupt nichts mehr!
    Ferne Schritte hallten in der dunklen Stille.
    Helena fasste sich an die Schläfen und versuchte zu begreifen, was sie hörte und fühlte. Es war das Geräusch von Schuhsohlen, die langsam und schlurfend auf Steinboden gingen. Es jagte ihr eine Gänsehaut ein, und ihre Angst wuchs, je näher die Schritte kamen. Dann ein schwacher Lichtschein unter einer Türritze, der heller wurde.
    Helena riss sich zusammen, um ruhig zu atmen, und fixierte den Colt auf dem Schreibtisch. Sie nahm ihn in die Hand und schlich zur Tür. Ihre Vision flackerte nun, sodass sie Vergangenheit und Gegenwart zugleich sah.
    Sie drückte den Zeigefinger an Hannas Brust. »Egal, was ich gleich sage oder tue, reagieren Sie nur, wenn ich Sie mit Namen anspreche«, flüsterte sie. Dann spähte sie durch die Tür zu dem sich nähernden Lichtschein. Hanna warf den Prospekt weg und zog seine Pistole.
    Helena musste sich sehr konzentrieren, damit ihr nicht schwindelig wurde. Sie hörte die Schritte auf Steinboden so klar, als wären sie nur ein paar Meter weit entfernt. Dann hörte sie Stimmen. Der Lichtschein kam von einer Sturmlaterne. Der Mann, der damit die Treppe herunterkam, trug das Gewand eines Geistlichen, soweit sie sehen konnte. Sein Gesicht war schwer zu erkennen, weil der Schatten des Lampengriffs darauf fiel.
    Weiter oben auf der Treppe sagte jemand auf Spanisch: »Wir sollten ihn sofort töten.« Es war ein Soldat mit einem Gewehr.
    »Du wirst ihn zur Kirche bringen, wie ich verlangt habe«, erwiderte der Priester. »Wenn er sich widersetzt, tötest du ihn.«
    »Los!«, rief der Soldat nach oben.
    Von dort kamen ein Dutzend weitere Soldaten die Treppe herab. Auch wenn ihr ihre Vernunft etwas anderes sagte, trat Helena in den Gang und zielte. Vor ihr standen lauter peruanische Soldaten mit grimmigen Gesichtern. Es gab keinen logischen Grund, warum sie auf die Männer zielte, die einhundertsechs Jahre in der Vergangenheit lebten, aber sie tat es trotzdem. Das Problem war, dass sie Hanna damit nervös machte, der neben ihr auf ein Knie ging und mit seiner Waffe in dieselbe Richtung zielte.
    Der Geistliche mit der Sturmlaterne näherte sich mit schlurfenden Schritten auf nacktem Steinboden – da waren kein Teppich, keine Wandlampen, keine Gemälde, dafür umso mehr Pfützen. Der Priester war entweder verletzt oder sehr alt, und im Gegenlicht der Lampe war kaum etwas von ihm zu erkennen.
    Helena blickte über die Schulter in den Raum, aus dem sie gerade gekommen war. Es war gerade hell genug, um zu sehen, dass er keine Tür hatte und leer war. Wenn Wilson hier unten war, dann wohl weiter hinten den Gang entlang. Helena rannte ins Dunkel voraus, während ihre Vision flackerte. Sie gelangte an eine schwere Holztür, die sie allerdings nicht sah, wenn sie in die Gegenwart blickte. Indem sie die Hand ausstreckte, trat sie mitten in die Vision.
    Tapfer stand sie in völliger Dunkelheit, nur an einer Stelle am Boden war ein schmaler Streifen gelbes Licht zu sehen.

53.
    C USCO , P ERU V ERLIES DES K LOSTERS O RTSZEIT : 17.55 U HR 24. J ANUAR 1908
    Wilson konnte nicht sicher sein, dass genug Zeit zur Heilung seiner Schusswunde vergangen war. Er schaute zu Bingham, der mit den Knien knapp über dem Boden schlaff an den Handschellen hing. Wilson musterte erneut die dicken Ketten über seinem Kopf und fragte sich, ob er sie aus dem Mauerwerk reißen könnte. Er hatte zweifellos die Kraft, Stahl zu verbiegen, aber er würde sich dabei wahrscheinlich die Handgelenke brechen.
    Und wenn Bingham seinen Befreiungsversuch mitbekäme, würde auch der Geist Pizarros aufmerksam werden. Der war mit Binghams Geist verbunden und würde alles hören, was Bingham selbst hörte. Das war sicherlich der Grund, wieso Wilson entdeckt worden war, als er über die Plaza de Armas zum Brunnen gelaufen war. Der Inka-Würfel konnte nicht in seine Gedanken blicken, daran war Wilson leicht zu erkennen. Und darum war Hiram Bingham neben ihm an die Wand gekettet: Er sollte als ahnungsloser Spitzel dienen. Wilson würde also sehr vorsichtig sein müssen, was er sagte und tat.
    Er schaute zu der

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