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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Gedanke, dass ein so heiliger Gegenstand benutzt wurde, um Schmerzen zuzufügen, bereitete ihm weitere Übelkeit. Das Kreuz hatte scharfe Kanten, die die Haut aufreißen würden.
    »Dieses Weib wird dem heidnischen Glauben abschwören«, fuhr die tiefe Stimme fort. »Du wirst erst aufhören, wenn sie Jesus Christus preist, den wahren Erretter der Seelen. Nur durch ihn kann sie erlöst werden. Nur durch seine Gnade kann ihre Seele in den Himmel kommen.«
    Bischof Francisco näherte sich der Frau. Seine Stimme war zittrig und kaum mehr als ein Flüstern. »Du musst deinem heidnischen Glauben abschwören, mein Kind. Du musst den wahren Gott anerkennen, Jesus Christus. Das ist dein einziger Weg zu Freiheit und Erlösung.« Dann strich er mit der Spitze des großen Silberkreuzes über ihren Rücken bis zu ihrem blau geschlagenen Gesäß. »Du musst sagen: Gelobt sei Jesus Christus.«
    Die Frau zuckte nicht einmal. Sie hing schlaff in den Eisenschellen.
    »Du musst sagen: Gelobt sei Jesus Christus«, flüsterte er wieder. »Nur dadurch kannst du der Folter entgehen.«
    Er wollte weinen, doch er hatte keine Tränen mehr. Derweil spürte er, wie der Geist Pizarros die kalte Luft rings um ihn erfüllte, den Augenblick genoss und sich auf den Willenskampf und das Leiden freute.
    Der Bischof stieß die Frau mit dem langen Ende des Kreuzes an, drückte es ihr ins entblößte Fleisch, um eine Reaktion hervorzurufen. Es kam keine. Er tat es energischer und trieb es schließlich in sie hinein, wieder und wieder. Doch die Frau blieb schlaff und reglos.
    Er packte sie bei den Haaren, um ihr Gesicht von der Wand zu drehen. Was er sah, hätte ihn mit Entsetzen und Traurigkeit erfüllen müssen, doch das Gegenteil war der Fall. Ihre Augen waren offen, aber es war kein Leben darin. Der Lederriemen, der als Knebel diente, war blutgetränkt, und Blut klebte an ihrem schwarz angelaufenen Kinn. Ihr ganzer Körper war blutüberströmt; es war ihr an den Beinen hinabgelaufen und hatte am Boden eine Pfütze gebildet.
    Als er sie losließ, sackte ihr Kopf gegen die Wand. Er band den Knebel los, und als er ihn herauszog, fiel ein blutiger Klumpen auf den Boden. Sie hatte sich die Zunge abgebissen, um der Hölle zu entkommen, die sie in den vergangenen Tagen durchlebt hatte. Sie war an ihrem Blut erstickt.
    »Du hättest ihr nicht verraten sollen, dass Corsell gekreuzigt wurde, Herr. Er war ihr Grund durchzuhalten, das habe ich dir gesagt. Sowie sie wusste, dass er tot ist, war ihr Lebenswille erloschen.«
    »Das war der größte Augenblick von allen«, erwiderte Pizarro. »Der Augenblick, da sie von seiner Verurteilung durch den Allmächtigen erfuhr. Der Augenblick, in dem sie erkannte, dass es für eine Heidin wie sie keine Erlösung gibt. Jetzt wird sie ewig in der Hölle brennen, in den Händen Luzifers. Sie wird nicht in den Himmel kommen wie Corsell. Er wurde am Kreuz geläutert und wird für immer bei Gott sein.«
    Der Bischof sah in Vivanes tote Augen. Sie war auf schreckliche Weise gestorben, und doch beneidete er sie. Sie war aus Pizarros Welt des Wahnsinns geflohen. Wenn sich doch nur für ihn, den Bischof, ein Fluchtweg auftäte, er würde ihn nehmen, ganz gleich, welchen Preis er zu zahlen, welche Schmerzen er zu leiden hätte.
    »Löse ihre Fesseln!«, befahl die Stimme.
    Ohne zu fragen, zog der Bischof den schweren Stift aus einer der Eisenschellen, und der Arm der Toten fiel herab. Die zweite Schelle zu öffnen war schwieriger, da Vivanes ganzes Gewicht daran hing. Er stellte sich breitbeinig vor sie und strengte sich an, bekam den Stift schließlich doch heraus und ließ ihren nackten Leib in den Schmutz sinken.
    »Du wirst dich ausziehen«, sagte Pizarro.
    »Bitte, Herr, das arme Kind ist tot. Man kann ihr keine Schmerzen mehr zufügen.«
    »Sie hat mir getrotzt. Sie hat die Hölle dem Himmel vorgezogen!« Pizarros Stimme hallte so laut, dass der Bischof um Gnade bitten wollte, doch er wagte es nicht, aus Angst vor weiterer Vergeltung.
    »Du wirst dich ausziehen!«, brüllte die Stimme.
    Bischof Francisco krümmte sich unter den Schmerzen, die ihm die Stimme verursachte, und hielt sich den Kopf mit beiden Händen. Er wimmerte, obwohl er genau wusste, dass es nichts ändern würde.
    »Ich werde tun, was du sagst«, winselte er. »Ich werde gehorchen, Herr.« Er zog sich hastig aus, bis er nur in Schuhen dastand. Er war selbst nur noch Haut und Knochen, als er über der abgezehrten Leiche der einst schönen Frau stand.
    In seiner

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