Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
in hohem Ausmaß
    als vulkanisch zu betrachten ist, und da Asphalt eine Substanz
    ist, die man mit vulkanischen Kräften in Verbindung bringt,
    bezweifle ich nicht, daß er hier vorhanden ist und die Tiere
    damit in Berührung kommen.
    Ein weitaus bedeutenderes Problem jedoch ist die Frage
    nach
    der
    Existenzmöglichkeit
    des
    fleischfressenden
    Ungeheuers, das seine Spuren auf der Lichtung hinterlassen
    hat. Wir wissen, daß dieses Plateau nicht größer als eine
    durchschnittliche englische Grafschaft ist. In diesem
    begrenzten Territorium haben seit unzähligen Jahren viele
    Lebewesen, die in der übrigen Welt ausgestorben sind,
    zusammengelebt. Nun sollte man nach einem so langen
    Zeitraum erwarten, daß die fleischfressenden Arten –
    ungehemmte
    Vermehrung
    vorausgesetzt
    –
    ihre
    Nahrungsvorräte längst erschöpft und somit entweder ihre
    Ernährungsweise umgestellt haben oder verhungert sind. Wir
    sehen, daß dies letztere nicht zutrifft. Wir können deshalb nur
    vermuten, daß das natürliche Gleichgewicht durch irgendeine
    Beschränkung aufrechterhalten wird, welche die Anzahl dieser
    räuberischen
    Kreaturen
    begrenzt.
    Eines
    der
    vielen
    interessanten Probleme also, die noch einer Lösung harren. Ich
    möchte hoffen, daß sich uns noch ferner Gelegenheit zum
    näheren Studium der fleischfressenden Dinosaurier bieten
    wird.«
    »Und ich möchte hoffen, sie bietet sich nicht«, bemerkte
    ich.
    Der Professor hob seine buschigen Augenbrauen.
    »Vielleicht hat Professor Summerlee hierzu noch etwas zu
    bemerken«, sagte er, und die beiden Gelehrten begaben sich
    gemeinsam in dünne wissenschaftliche Höhenluft, wo die
    Möglichkeiten einer Modifikation der Geburtsrate und der
    Nahrungsreduktion als Beschränkungen im Daseinskampf
    gegeneinander ausgewogen wurden.
    An diesem Vormittag erkundeten wir einen kleinen Teil des
    Plateaus, wobei wir den Sumpf der Pterodactylen sorgsam
    mieden und uns diesmal östlich vom Bach hielten. In dieser
    Richtung war das Land durchweg bewaldet und das Unterholz
    so dicht, daß wir nur langsam vorankamen.
    Bisher habe ich nur von den Schrecken des Maple-White-
    Landes berichtet, es hatte aber auch seine schönen Seiten. Den
    ganzen Vormittag über wanderten wir zwischen lieblichen
    Blumen dahin. Sie waren meist weiß oder gelb, und unsere
    Professoren erklärten, daß dies die primitiven Blumenfarben
    seien. An vielen Stellen bedeckten sie den Boden wie ein dicker
    Teppich, in den wir bis zu den Knöcheln einsanken. Ihr Duft
    war schwer und fast betäubend. Die einheimische Biene
    summte überall herum. Die Äste vieler Bäume bogen sich unter
    der Last ihrer Früchte, von denen uns einige bekannt, andere
    dagegen völlig neu waren. Um eventuellen Vergiftungen
    vorzubeugen, nahmen wir nur von den Sorten, die von Vögeln
    angepickt waren. Wir trafen auf zahlreiche von wilden Tieren
    ausgetretene Pfade. An sumpfigen Stellen sahen wir eine
    Unmenge seltsamer Fußspuren, darunter viele vom Iguanodon.
    Einmal beobachteten wir einige dieser riesigen Geschöpfe, die
    in einem Hain ästen. Lord John konnte mit seinem Fernglas
    erkennen, daß auch sie Asphaltflecken trugen, allerdings an
    anderen Stellen als das Tier, das wir am Morgen untersucht
    hatten. Was dieses Phänomen zu bedeuten hatte, war uns nach
    wie vor ein Rätsel.
    Wir sahen mehrere Kleintiere: Stachelschweine, einen
    schuppigen Ameisenbären und ein scheckiges Wildschwein mit
    langen, gebogenen Hauern.
    Nach dem rätselhaften Besuch, der unserem Lager bei
    unserer ersten Abwesenheit abgestattet worden war, kehrten wir
    mit einer gewissen Bangigkeit dorthin zurück. Diesmal jedoch
    war alles in Ordnung.
    An diesem Abend besprachen wir unsere gegenwärtige
    Lage und versuchten, einen Plan für die Unternehmungen der
    nächsten Tage aufzustellen. Ich muß etwas ausführlicher
    darüber berichten, weil wir zu einem Entschluß kamen, der uns
    viel Zeit sparen sollte.
    Es war Professor Summerlee, der die Debatte eröffnete.
    Schon während des ganzen Tages war er mürrisch und
    verdrießlich gewesen, und ein Vorschlag Lord Johns, was am
    folgenden Tag unternommen werden sollte, hatte prompt zur
    Folge, daß sich seine angestaute Wut entlud.
    »Was wir heute, morgen und schon längst tun müßten«,
    sagte er gereizt, »ist, einen Ausweg aus der Falle zu finden, in
    die wir geraten sind. Hier zerbricht sich alles den Kopf, wie wir
    tiefer in dieses Land hineinkommen, und ich finde, wir sollten
    lieber zusehen, wie wir

Weitere Kostenlose Bücher