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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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tun
    haben. Die Vermutung, daß etwas Derartiges auf dem Plateau
    vorkommen könnte, habe ich ja schon geäußert.«
    »Wir dürfen nicht vergessen«, sagte Summerlee, »daß es
    noch viele vorgeschichtliche Arten gibt, die uns nicht
    überliefert sind. Es wäre daher voreilig, zu vermuten, daß wir
    für alles, was uns hier begegnen könnte, einen Namen parat
    haben.«
    »Genau so ist es. Eine oberflächliche Einordnung ist das
    Äußerste, was wie versuchen können. Morgen finden wir
    vielleicht noch weitere Anhaltspunkte, die uns einer
    Identifizierung näherbringen. Inzwischen wollen wir unseren
    unterbrochenen Schlaf fortsetzen.«
    »Nicht ohne Wachtposten«, sagte Lord John mit
    Entschiedenheit. »Wir können uns hier keine Unvorsichtigkeit
    mehr leisten. In Zukunft also Zweistundenwachen für jeden
    von uns!«
    »Dann werde ich gleich die erste übernehmen und dabei
    meine Pfeife zu Ende rauchen«, sagte Professor Summerlee.
    Von da ab wagten wir nicht mehr, ohne Wache zu
    schlafen.
    §
    Am Morgen brauchten wir nach der Ursache des
    entsetzlichen Tumults, der uns in der Nacht aufgeschreckt
    hatte, nicht lange zu suchen. Die Iguanodon-Lichtung war zum
    Schauplatz eines schrecklichen Gemetzels geworden. Beim
    Anblick der Blutlachen und der riesigen Fleischklumpen, die in
    allen Richtungen über die niedergewalzte Grasfläche verstreut
    lagen, glaubten wir zuerst, daß eine ganze Reihe von Tieren
    abgeschlachtet worden sei. Aber bei näherer Untersuchung der
    Überreste entdeckten wir, daß alles von einem einzigen dieser
    plumpen Riesentiere stammte, das von einer Kreatur in Stücke
    gerissen worden war, die es vielleicht nicht an Größe, gewiß
    aber an Kraft übertraf.
    Unsere beiden Professoren diskutierten und untersuchten
    währenddessen einen Fleischfetzen nach dem anderen. Daß hier
    Reißzähne und mächtige Klauen am Werk gewesen waren,
    stand außer Zweifel.
    »Wir dürfen uns noch nicht endgültig festlegen«, sagte
    Professor Challenger irgendwann. »Alles scheint dafür zu
    sprechen, daß hier ein Säbelzahntiger, wie wir sie aus
    Höhlenzeichnungen kennen, seine Beute gerissen hat, aber die
    Kreatur, die wir gesehen haben, war größer und eindeutig ein
    Reptil. Ich persönlich tendiere eher zu der Ansicht, daß es ein
    Allosaurus gewesen ist.«
    »Oder ein Megalosaurus«, meinte Professor Summerlee.
    »Richtig. Auf alle Fälle handelt es sich um einen
    Raubsaurier, einen Vertreter dieser scheußlichsten Gattung
    tierischen Lebens, die ein Fluch für die Erde und ein Segen für
    die Naturhistorischen Museen gewesen sind.«
    Er lachte schallend über seine letzte Bemerkung. Wie fast
    alle Menschen, die wenig Humor haben, fand er seine
    krampfthaften Witzchen geradezu köstlich.
    »Bitte, etwas weniger lautstark«, mahnte Lord John sofort.
    »Wir wissen nicht, was uns in der nächsten halben Stunde
    blüht. Wenn dieses Prachtexemplar von einem Saurier
    zurückkommt und frühstücken will, wird uns das Lachen
    vergehen. Was bedeutet übrigens dieses Zeichen am Hals des
    Iguanodons?«
    Auf der schuppigen, schieferfarbenen Haut etwas oberhalb
    der Schulter war ein sonderbarer kreisrunder Fleck aus einer
    Substanz, die wie Asphalt aussah. Keiner von uns konnte sich
    vorstellen, was er zu bedeuten hatte. Summerlee allerdings
    meinte, vor zwei Tagen etwas Ähnliches an einem der
    Jungtiere bemerkt zu haben. Challenger äußerte sich nicht
    dazu, schaute aber so bedeutungsvoll und wichtig drein, als ob
    er es wüßte. Lord John fragte ihn schließlich nach seiner
    Meinung.
    »Wenn Eure Lordschaft mir gnädigst erlauben, wieder den
    Mund aufzumachen, muß ich meiner Dankbarkeit Ausdruck
    verleihen«, sagte er mit ausgesuchtem Sarkasmus. »Ich bin
    leider nicht gewöhnt, herumkommandiert zu werden, wie Sie
    das zu tun pflegen. Ich wußte nicht, daß man Sie erst um
    Erlaubnis fragen muß, bevor man über einen harmlosen
    Scherz lacht.«
    Unser empfindlicher Freund war nicht zu besänftigen, bis er
    formell um Entschuldigung gebeten wurde. Als sich endlich
    seine Gefühle wieder beruhigt hatten, hielt er uns einen
    längeren Vortrag. Wie es seine Gewohnheit war, sprach er, als
    hätte er ein Auditorium von mindestens tausend Studenten vor
    sich, denen er kostbarstes Wissen vermittelte.
    »Was diese Markierung betrifft«, sagte er, »so bin ich
    geneigt, meinem Freund und Kollegen, Professor Summerlee,
    darin zuzustimmen, daß die Flecken von Asphalt herrühren. Da
    dieses Plateau nach seiner ganzen Herkunft

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