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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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und war am Kinn
    mit dicken, borstigen Stoppeln besetzt. Die Augen, die unter
    dichten, schweren Brauen hervorblickten, hatten einen
    bestialischen, grausamen Ausdruck. Als es den Mund öffnete,
    um mir etwas zuzuknurren, das sich wie ein Fluch anhörte, sah
    ich lange, gebogene Eckzähne. Einen Augenblick lang waren
    Haß und Drohung in den boshaften Augen, dann plötzlich ein
    Ausdruck panischer Angst. Äste krachten, und das seltsame
    Wesen tauchte im grünen Gewirr unter. Ich konnte noch einen
    letzten Blick auf einen rötlich behaarten Körper werfen, dann
    war es im Gestrüpp der Blätter und Zweige verschwunden.
    »Was ist los?« brüllte Roxton von unten herauf. »Irgendwas
    nicht in Ordnung?«
    »Haben Sie es nicht gesehen?« schrie ich, die Arme um den
    Ast geklammert und am ganzen Körper zitternd.
    »Wir haben ein Knacken und Krachen gehört, als ob Sie
    abgerutscht wären. Was war das?«
    Die
    plötzliche
    und
    seltsame
    Erscheinung
    dieses
    Affenmenschen war mir so in die Glieder gefahren, daß ich
    überlegte, ob ich wieder hinunterklettern und den anderen
    davon berichten sollte. Aber ich war schon so hoch droben in
    dem riesigen Baum, daß ich eine Umkehr vor Erfüllung meines
    Auftrages als Schande empfunden hätte.
    So setzte ich also meinen Aufstieg fort, allerdings erst nach
    einer Pause, in der ich Atem geschöpft und neuen Mut gefaßt
    hatte. Einmal trat ich auf einen morschen Ast und hing für ein
    paar Sekunden nur an den Händen. Aber meistens war es ein
    leichtes Klettern. Allmählich wurde das Laub um mich dünner.
    Am Wind, der mir ins Gesicht blies, merkte ich, daß die
    anderen Bäume des Waldes längst unter mir lagen. Ich
    beschloß, mich nicht mehr umzusehen, bevor ich den
    allerhöchsten Punkt erreicht hatte. So arbeitete ich mich weiter
    hinauf, bis sich der oberste Ast unter meiner Last bog. Dort
    setzte ich mich in eine Gabelung, achtete auf mein
    Gleichgewicht und blickte hinab auf ein wundervolles
    Panorama.
    Die Sonne stand über dem westlichen Horizont, der
    ausklingende Tag war besonders hell und klar, so daß ich das
    Plateau unter mir in seiner vollen Ausdehung überblicken
    konnte. Es war oval und etwa dreißig Meilen lang und zwanzig
    Meilen breit. Es glich einem flachen Trichter, dessen
    Wandungen zu einem mächtigen See im Zentrum abfielen.
    Dieser See mochte einen Umfang von zehn Meilen haben. Er
    leuchtete grün im Abendlicht. Ein dicker Schilfsaum umgab
    seinen Rand, seine Oberfläche war von mehreren gelben
    Sandbänken unterbrochen, die im Schein der untergehenden
    Sonne golden glänzten. Eine Anzahl dunkler Objekte, die für
    Alligatoren zu dick und für Kanus zu lang wirkten, lagen an
    den Rändern dieser Sandflächen. Mit meinem Fernglas konnte
    ich eindeutig erkennen, daß es sich um Lebewesen handelte.
    Auf unserer Seite des Plateaus erstreckten sich bewaldete
    Hänge mit vereinzelten Lichtungen fünf bis sechs Meilen hinab
    zum See. Unmittelbar unter mir erblickte ich die Iguanodon-
    Wiese und etwas weiter entfernt eine Lücke in den Bäumen –
    den Sumpf der Pterodactylen.
    Auf der gegenüberliegenden Seite bot das Plateau einen
    gänzlich anderen Anblick. Die äußeren Basaltklippen setzten
    sich dort zur Innenseite fort und bildeten eine etwa zweihundert
    Fuß hohe Mauer. Darunter lag ein waldiger Abhang. Am Fuß
    dieser roten Klippen, in einiger Höhe über dem Boden, konnte
    ich durch das Fernglas eine Anzahl dunkler Löcher erkennen, in
    denen ich Höhleneingänge vermutete. Etwas Weißes
    schimmerte in einer dieser Öffnungen, ich konnte aber nicht
    erkennen, was es war.
    Ich saß und skizzierte das Land, bis die Sonne
    untergegangen war und ich in der Dunkelheit keine
    Einzelheiten mehr erkennen konnte. Dann kletterte ich hinab
    zu den anderen, die mich schon ungeduldig am Fuß des großen
    Baumes erwarteten. Jetzt war auch ich einmal der Held des
    Tages. Ich hatte die Idee gehabt, hatte sie allein in die Tat
    umgesetzt und die Kartenskizze gezeichnet, die uns einen
    Monat blinden Herumtappens inmitten unbekannter Gefahren
    ersparte.
    Jeder schüttelte mir anerkennend die Hand. Bevor wir die
    Einzelheiten der Karte näher besprachen, mußte ich über
    meinen Zusammenstoß mit dem Affenmenschen in den Ästen
    berichten.
    »Er muß schon die ganze Zeit über dort gewesen sein«,
    sagte ich.
    »Woher wissen Sie das?« fragte Lord John.
    »Weil ich schon die ganze Zeit das Gefühl hatte, daß uns
    irgend jemand beobachtete. Ich habe es Ihnen

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