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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Hackenholt nicht gerechnet. Monika Damps wurde kreidebleich, sprang auf und rannte, die zur Faust geballte Hand vor den Mund haltend, aus dem Zimmer. Hackenholt hatte im Laufe seiner Dienstzeit zwar schon die ganze Bandbreite an Reaktionen erlebt, dennoch machte ihn Frau Damps’ Entsetzen betroffen. Normalerweise reagierten nur direkte Angehörige so stark. Von einer Exfreundin hätte er das nicht erwartet. Nachdem ein paar Minuten vergangen waren und die Frau noch immer nicht zurück war, machte er sich auf die Suche nach ihr.
    Frau Damps lag vor der Toilette und gab erstickte Laute von sich. Hackenholt trat in den Raum und sprach sie leise an, aber sie reagierte nicht. Auch nicht auf ein vorsichtiges Schütteln ihrer Schulter. Kurz entschlossen trug er sie mit Berger ins Wohnzimmer, wo sie sie auf das Sofa setzten. Die Frau hatte die Augen weit aufgerissen. Ihr Atem ging kurz, flach und enorm schnell. Sie war nach wie vor kreidebleich, ihre Hände fühlten sich eiskalt an. Hackenholt gelang es, ihren Puls zu ertasten: Er raste. Schnell zog sein Handy aus der Jackentasche und tippte die Notrufnummer der Rettungsleitstelle ein.
     
    Bereits nach wenigen Minuten hörten sie in einiger Entfernung das Martinshorn des Rettungswagens. Der Notarzt kam unmittelbar danach. Hackenholt schilderte rasch, was vorgefallen war. Der Mediziner warf nur einen kurzen Blick auf die Frau und meinte dann lakonisch »Hyperventilationstetanie«, bevor er den Sanitätern Anweisungen gab, welche Medikamente sie vorbereiten sollten.
    »Was bedeutet das?«, fragte Hackenholt nach.
    »Sie atmet zu schnell und hat dadurch zu viel Sauerstoff im Blut, gleichzeitig signalisiert ihr Körper aber, dass sie schneller atmen muss. Das ergibt einen Teufelskreis aus dem man allein nicht herauskommt. Ich spritze ihr ein starkes Beruhigungsmittel, dann geht es ihr gleich wieder besser. Danach kann sie allerdings nicht allein hier bleiben. Hat sie Angehörige, die sich um sie kümmern können?«
    Hackenholt zuckte mit den Schultern.
    »Dann wird uns nichts anderes übrigbleiben, als sie in die Klinik zu bringen. Vielleicht ist das auch besser für sie, wenn man bedenkt, was zu dem Anfall geführt hat. Sie scheint von Ihrer Mitteilung einen Schock bekommen zu haben. In der Klinik wird man sich um sie kümmern.«
    Hackenholt seufzte. »Wie lange wird es dauern, bis sie wieder vernehmungsfähig ist?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, aber heute und morgen können Sie ganz sicher nicht mit ihr sprechen. Nach dem Beruhigungsmittel wird sie nur noch schlafen wollen und sich auf nichts konzentrieren können.«
     
    Zurück im Präsidium versuchte Hackenholt sich zwei Stunden lang erfolglos auf die Ermittlungsakten zu konzentrieren, was ihm jedoch nicht gelang, da seine Gedanken immer wieder abschweiften. Schließlich gab er es auf und beschloss, früher Schluss zu machen. Er hatte das Bedürfnis, in Ruhe nachzudenken – aber dazu brauchte er eine andere Umgebung. Daher nahm er seinen Wagen und fuhr aus der Stadt hinaus, ohne genau zu wissen, wohin er wollte.
    Nach einigem ziellosen Hin und Her, parkte er sein Auto schließlich auf einem kleinen forstwirtschaftlichen Weg und lief in den Laubwald hinein. Der Waldboden war mit buntem Laub übersät. Hackenholt genoss die Ruhe. Gierig atmete er den würzigen Geruch des Waldes ein und schlurfte wie ein Kind durch die heruntergefallenen Blätter, ohne daran zu denken, was sie mit seinen Schuhen anrichteten. Er genoss das Rascheln und merkte, wie seine Anspannung mit jedem Meter nachließ, den er lief.
    Seine Gedanken wanderten zu Sophie Rhom. Seit er sie bei Möllenhäußers kennengelernt hatte, schob sie sich immer wieder vor sein inneres Auge. Sie war ein ganz anderer Typ als seine frühere Freundin. Vielleicht machte das alles einfacher. Wenn Sophie Svenja zu ähnlich wäre, würde er sicher nur Gewissensbisse haben, Svenja ersetzen zu wollen. Aber das stimmte nicht. Sie würde immer ihren Platz in seinem Leben haben, aber es musste jetzt endlich auch wieder Platz für jemand anderen geben.
    Einen Menschen, mit dem er sich nicht nur in seinen Gedanken unterhalten konnte. Jemanden, mit dem er sein Leben, seine Interessen teilte. Eine Frau, mit der er diskutieren konnte, die ihn geistig forderte und ihre eigene Meinung vertrat. Aber auch eine Frau, deren körperliche Nähe er ertrug. Sophie könnte die Frau sein, das hatte er am vergangenen Abend gespürt. Sie hatte eine offene, ehrliche und direkte Art, die er sehr

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