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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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sehe. Ein Gesicht vergesse ich lange nicht, aber bei Namen ist mein Gedächtnis nicht das beste.«
    »Herr Unger, eins würde mich noch interessieren«, sagte Hackenholt nachdenklich. »Uns gegenüber wurde erwähnt, dass sich einer der Herren vom Stammtisch übermäßig für die beiden Frauen interessiert hat. Ist Ihnen da etwas aufgefallen?«
    Der Kneipier sah ihn erstaunt an. »Was meinen Sie mit übermäßig interessiert ?«
    »Der Mann soll die Kellnerinnen über das übliche Maß hinaus angesprochen, richtiggehend angebaggert haben.«
    »Wissen Sie«, sagte Unger, in dessen Stimme eine Nuance Widerwillen mitschwang, »das ist in dem Job relativ normal. Unsere Bedienungen sind natürlich angehalten, solche Versuche freundlich, aber entschieden abzuweisen.«
    »Ist Ihnen bei Frau Jarosch oder der anderen Frau etwas aufgefallen?«
    »Nein, da ist mir nichts zu Ohren gekommen, und ich selbst habe auch nichts bemerkt. Ansonsten hätte ich gewiss eingegriffen, denn das geht einfach nicht.«
     
    Im Auto schaute Wünnenberg auf die Uhr. »Und was jetzt? Es ist erst halb vier. Bis zu dem Termin mit Frau Damps haben wir noch ein bisschen Zeit.«
    »Dann lass uns auf dem Weg zu ihr bei Frau Jarosch vorbeischauen«, entschied Hackenholt.
     
    Das Haus, in dem Frau Jarosch wohnen sollte, war groß und unpersönlich. Die gesamte Wohnanlage in der Düsseldorfer Straße bestand ausschließlich aus monströsen anonymen Wohnblocks. Vom Spielplatz drangen ausländische Wortfetzen und Kindergeschrei herüber. Hackenholt schlug seinen Jackenkragen gegen den kalten Westwind hoch. Das Klingelschild neben der Tür war in vier Namensspalten mit je fünf Namen aufgeteilt. Der Name Jarosch war nicht darunter. Hackenholt konsultierte zur Sicherheit nochmals sein Notizbuch, um auszuschließen, dass sie vor der falschen Hausnummer standen.
    »Sie wohnt anscheinend nicht mehr hier«, stellte Wünnenberg unnötigerweise fest. »Und was jetzt?«
    Hackenholt zückte sein Handy und rief in der Einsatzzentrale an, um den Kollegen im Melderegister nachschauen zu lassen, wohin Ute Jarosch verzogen war. Zu seinem Erstaunen ergab die Abfrage jedoch, dass die junge Frau nach wie vor unter der Adresse gemeldet war.
    »Vielleicht wohnt sie irgendwo zur Untermiete«, meinte Hackenholt optimistisch. Er klingelte bei einem Namen, von dem er annahm, dass er zu einer Erdgeschosswohnung gehöre. Eine junge asiatisch aussehende Frau öffnete. Hackenholt zeigte ihr seinen Dienstausweis und fragte, ob sie eine Frau Jarosch kennen würde. Hinter der Thai steigerten sich laute Kinderstimmen zu einem ohrenbetäubenden Geschrei. Die Frau sah Hackenholt verständnislos an und knallte die Tür zu.
    Danach probierte es Wünnenberg an der nächsten Wohnungstür. Er hatte mehr Glück. Eine kleine, verhutzelt aussehende Frau öffnete einen Spalt breit, sodass man ihre gebeugte Gestalt hinter einer dicken Türkette erkennen konnte. Sie war schwerhörig. Nach mehrfachen Versuchen – Hackenholt war sich sicher, dass inzwischen alle Hausbewohner wussten, wen sie suchten – verstand die Alte.
    »Wenn Sie jemanden suchen, müssen Sie mit dem Hausmeister sprechen«, krächzte sie.
    »Wo finden wir den?«, schrie Wünnenberg zurück.
    »Drüben in Nummer 5.«
     
    Die Eingangstür der Hausnummer 5 wurde mit einem Keil offen gehalten. Ein Wandschild verriet, dass sich die Hausmeisterloge im Souterrain befand. Im Keller gleich links neben der Treppe, prangte wiederum ein Schild an einer schweren Metalltür. Es war in schwungvoller Handschrift gemalt: Hausmeisterloge und darunter Öffnungszeiten . Hackenholt überflog die Uhrzeiten. Freitags war der Hausmeister bis sechs zu erreichen. An der Türklinke baumelte jedoch nochmals ein Schild: Bin wegen Reparaturen unterwegs. Versuchen Sie es bitte später noch einmal.
     
    * * *
     
    Von der Meuschelstraße fuhren Stellfeldt und Berger zum Präsidium zurück, wo sie sich in den Videoraum setzten, und Sieberts Bänder sichteten. Wie üblich spielte Stellfeldt zunächst einen Film nach dem anderen im Vorwärtssuchlauf ab, was bei der Vielzahl der Bänder trotzdem eine ganze Weile dauerte. Erst als er fertig war, bemerkte er, dass fast zwei Stunden vergangen waren. Es war schon nach achtzehn Uhr. Rasch rief er bei Mur an, um ihr mitzuteilen, dass er keinen primären Zusammenhang zwischen dem Inhalt der Videos und Peter Sieberts Nachbarin hatte feststellen können. Anschließend schickte er Berger nach Hause. Es genügte, wenn sich ein

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