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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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schon spät war. Er wollte sie fragen, ob sie am Wochenende Zeit für ihn hatte. Sein Geburtstag rückte unaufhaltsam näher, und er hatte diesbezüglich noch immer nichts mit ihr besprochen. Außerdem hatte er ja auch ihre Keksdose in Verwahrung und wollte sie ihr demnächst zurückgeben. Er entschied sich, einen Anruf zu wagen – sie hatte auf ihn nicht den Eindruck gemacht, als würde sie schon um zehn Uhr ins Bett gehen.
    Aber auch an diesem Abend nahm Sophie den Hörer nicht ab, es schaltete sich nur ihr Anrufbeantworter ein. Hackenholt begann sich zu fragen, was sie all die Abende über tat. Er legte schnell auf, rang sich nach ein paar Minuten aber zu einem erneuten Anruf durch. Diesmal hinterließ er eine Nachricht, in der er um einen Rückruf bat und fragte, ob sie am Wochenende Zeit für ihn hatte.

Lila – 7
     
    Sie hatte auch heute einen Teil des Vormittags dösend auf dem Sofa im Anbau verbracht. Am Morgen kam sie kaum noch hoch. Die Nächte verliefen alle gleich: Obwohl sie bis zum Umfallen müde und erschöpft war, fand sie keinen Schlaf, sondern wälzte sich ständig von einer Seite auf die andere und hoffte wider besseres Wissen, doch irgendwann einzunicken.
    Mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt, erst in den frühen Morgenstunden, wenn der Tag zu grauen begann, in einen unruhigen Schlaf zu fallen. Wenn sie dann wieder hochschreckte, fühlte sie sich gerädert und schaffte es kaum, sich vom Sofa aufzurappeln. Jeden Tag blieb sie ein bisschen länger liegen.
    Einen geregelten Tagesablauf hatte sie schon lange nicht mehr. Dazu müsste sie die Energie aufbringen, sich an feste Zeiten zu halten – sie fühlte sich aber meistens so leer, dass sie die alten Gewohnheiten aufgegeben hatte.
    Heute musste sie jedoch aufstehen, es gab noch viel vorzubereiten.
     
    Ihre Eltern waren früher begeisterte Frankenweinliebhaber gewesen. Wie es bei alten Menschen oft vorkommt, hatte ihr Vater eine wahre Sammelleidenschaft entwickelt. So waren die geleerten Flaschen nicht in den Altglascontainer, sondern zurück in den Keller gewandert. Der Vater hatte immer protestiert, wenn sie irgendetwas aussortieren und wegwerfen wollte.
    Selbst nach seinem Tod war ihr das nicht gelungen: Plötzlich hatte ihre Mutter an all denjenigen Gegenständen gehangen, von denen sich der Vater zuvor nicht hatte trennen können. Da sein Dahingehen die Mutter sowieso schon sehr bekümmerte, hatte sie sie nicht unnötig aufregen wollen und das Aufräumen immer wieder hinausgeschoben.
    Doch dann war die Mutter immer kränkelnder und schwächer geworden, bis sie sich ein halbes Jahr später ins Bett legte, um dem Vater zu folgen. Und ab dem Zeitpunkt war sie es selbst gewesen, die nichts an dem Haus hatte verändern wollen und alles so ließ, wie es war.
    Lila hatte zwar manchmal behutsam nachgefragt, ob sie ihr nicht beim Aussortieren helfen könne, doch sie hatte immer nur geantwortet, dass sie jetzt gerade keine Zeit dafür hatte.
    Nun war sie dankbar dafür, denn für ihr Vorhaben brauchte sie Glasscherben. Viele spitze Glasscherben.
     
    Sie nahm sich ihre dicken, wildledernen Arbeitshandschuhe und eine der großen schwarzen Plastikwannen aus dem Garten und stieg damit die steile Kellertreppe hinab. Im Keller holte sie aus dem Werkzeugkasten, der noch aus Vaters Zeiten stammte, den großen, schweren Hammer. Mit ihm bewaffnet begann sie die erste der grünen Weinflaschen zu zertrümmern.
    Schnell fand sie heraus, wie sie zuschlagen musste, damit ihr die Splitter nicht um die Ohren flogen und sie möglichst große, scharfkantige Bruchstücke erhielt. Immer wieder machte sie eine Pause und klaubte brauchbare Scherben aus der Wanne, die sie in eine große Plastiktüte legte. Dabei achtete sie darauf, kein Glasstück zu nehmen, auf dem ein Etikettenrest klebte.
    Nach einer halben Stunde schmerzte ihr Arm vom Gewicht des schweren Hammers. Sie hatte drei Kartoffelkisten voller Weinflaschen zerschmettert.

15
     
    Der Samstagmorgen begann mit strahlendem Sonnenschein. Hackenholt kleidete sich sorgfältig an. Es war nicht üblich, dass die Kripo bei Beerdigungen zugegen war, aber in Peter Sieberts Fall erhoffte sich der Hauptkommissar neue Erkenntnisse.
    Da ihm noch etwas Zeit blieb bis Wünnenberg ihn abholte, überprüfte er in der Küche seine Vorräte. Nachdem er den eigentlich nötigen Großeinkauf letztes Wochenende verschoben hatte, musste er ihn heute unbedingt nachholen – komme was wolle. Er nahm seinen Notizblock und schrieb auf,

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