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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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große Aufgabe zu erfüllen. Rasende Kopfschmerzen befielen sie von neuem. Es fühlte sich an, als habe sie einen Reifen um den Kopf, der ihn zusammenzuquetschen versuchte. Ein tiefes Unwohlsein und innere Zerschlagenheit folgten. Übelkeit stieg immer wieder in ihr auf. Je mehr Zeit verstrich, desto schlechter ging es ihr.

17
     
    Als Hackenholt am Morgen aufwachte, wurde ihm schlagartig bewusst, dass er viel zu lange geschlafen hatte. Eigentlich hätte er schon längst im Büro sein wollen. Obwohl sie noch in der Nacht vereinbart hatten, dass Stellfeldt und Berger die Anwesenheit bei der Obduktion übernahmen, hatte er geplant, die Zwischenzeit für Routinearbeiten zu nutzen.
    Überhaupt war er nur aufgewacht, weil er beim Umdrehen an Sophies Körper gestoßen war. Sie lag noch genauso neben ihm, wie sie in der Nacht eingeschlafen war, nachdem sie sich von ihm gelöst hatte. Bei ihrem Anblick fühlte er sofort wieder ein Kribbeln in sich aufsteigen. Er beugte sich zu ihr und küsste sie so lange, bis sie die Augen öffnete.
     
    Beschwingt, aber dennoch mit einem enorm schlechten Gewissen, betrat Hackenholt um kurz vor elf das Kommissariat. Alles war mucksmäuschenstill. Verwundert ging er den langen Flur hinunter zu seinem Büro. Die Tür zu seinem Zimmer stand offen, von Wünnenberg war weit und breit nichts zu sehen. Schnell steckte er den Kopf durch Stellfeldts Tür, aber auch der Raum war verlassen. Hackenholt runzelte die Stirn: Stellfeldt und Berger hätten doch schon längst wieder von der Obduktion zurück sein müssen.
    Ihm blieb nichts anderes, als zum Telefonhörer zu greifen und Wünnenbergs Nummer zu wählen. Erfolglos. Das Handy war ausgeschaltet, der Anruf wurde direkt an die Mailbox weitergeleitet. Hackenholt legte auf und rief Stellfeldts an. Das gleiche Spiel. Der Hauptkommissar seufzte. Hätte er gewusst, dass ihn sowieso niemand vermisste, wäre er gerne noch ein wenig länger zu Hause geblieben.
    Schließlich griff er erneut zum Hörer und tat das, was er ursprünglich für den Vormittag geplant hatte: Er rief in der Staatsanwaltschaft an. Dr. Holm, der diensthabende Jourstaatsanwalt, meldete sich schon nach dem zweiten Klingelzeichen. Schnell vereinbarten sie ein persönliches Gespräch innerhalb der kommenden halben Stunde in der Fürther Straße.
     
    Dr. Holm war ein großer, kräftiger Mann, der sich einen gewissen Humor bewahrt hatte. Hackenholt konnte ihn gut leiden. Die kleine Sitzecke in der sie schließlich Platz nahmen, schien der einzige Ort in seinem gesamten Büro zu sein, der nicht mit Aktenstapeln überfüllt war. Schon so manches Mal hatte sich Hackenholt gefragt, wie der Mann es schaffte, den Überblick über seine Akten zu behalten.
    Der Hauptkommissar schilderte den bisherigen Stand der Ermittlungen in Sachen Jürgen Degel und welchen Zusammenhang sie mit dem Fall Peter Siebert vermuteten. Dabei ging der Kriminaler chronologisch vor und legte dar, wie sich ihm die Situation objektiv präsentiert hatte und welche Rückschlüsse das Ermittlerteam daraus ableitete. Der Staatsanwalt war ein guter Zuhörer und warf nur dann und wann Fragen ein, wenn er etwas genauer wissen wollte oder Hackenholt ihm nochmals einen Zusammenhang aufzeigen sollte. Danach legten sie gemeinsam das weitere Vorgehen fest.
     
    Es war Viertel vor eins, als Hackenholt von der Besprechung ins Präsidium zurückkehrte. Das Gespräch hatte zwar länger gedauert als er geplant hatte, aber es war zu seiner Zufriedenheit verlaufen. Im Geiste hatte er sich während der Rückfahrt zum Jakobsplatz eine Liste gemacht, was er Degel bei seiner Vernehmung um zwei Uhr fragen wollte und was seine Kollegen in der Zwischenzeit für ihn herausfinden sollten.
    Diesmal hörte er schon von der Glastür am Eingang zum Kommissariat aus, dass er nicht mehr allein waren.
    »Da bist du ja. Wir sind heute Morgen ohne dich los«, begrüßte Wünnenberg seinen Bürogenossen. Damit es nicht so aussah, als erwarte er eine Rechtfertigung, fuhr er schnell fort: »Wollen wir gleich mit der Besprechung beginnen? Wir haben einiges an Neuigkeiten zusammengetragen.«
    Hackenholt nickte. Nachdem sie alle im Besprechungsraum versammelt waren, und Wünnenberg seinen frisch gekochten Kaffee verteilte hatte, ergriff er als Erster das Wort. Wie sich herausstellte, hatte Hackenholts Kollege, der sonst morgens nie aus dem Bett kam, ausgerechnet an diesem Tag schlecht geschlafen und war deswegen wesentlich früher als sonst in der Dienststelle
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