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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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gekommen, den sie sich zum Feind gemacht haben. Wer kann das sein?«
    »Das ist doch alles nicht wahr. Erst behaupten Sie, Peter hätte diese Frau erpresst, dann soll er am Bankrott seiner Schwester schuld sein, und jetzt wollen Sie auch noch meinen Bruder in den Dreck ziehen.«
    »Herr Degel, Sie werden den Tatsachen ins Auge sehen müssen. Herr Siebert war nicht dieser lammfromme Mensch, als den Sie ihn uns gegenüber beschrieben haben. « Hackenholt schüttelte den Kopf, ihm war Günther Degels Verweigerungshaltung unbegreiflich. »Wir haben bei Herrn Siebert Pornos gefunden. Was können Sie uns zu den Videos sagen?«
    »Ich weiß schon«, winkte er ab. »Meine blöde Frau hat mal wieder den Mund nicht halten können. Als ob Sie sich noch nie so ein kleines Filmchen reingezogen hätten.«
    »Herr Degel, solche Videos gibt es nicht im Ramschladen um die Ecke oder dem Pornoshop Ihres Vertrauens – solche widerwärtigen Dinger gibt es nur in bestimmten Kreisen.«
    Volltreffer. Degel senkte schnell den Blick. Seine Finger begannen nervös über seine Beine zu streichen. Hackenholt sah, wie es in dem Mann arbeitete und er abzuwägen versuchte, was die Beamten wussten und was nicht. Trotzdem schwieg er mit zusammengekniffenen Lippen.
    » Ihr Bruder soll sich hier in Nürnberg regelmäßig ausgetobt haben. Ist er da öfter zusammen mit Herrn Siebert losgezogen?«
    Eine Antwort auf seine Frage sollte Hackenholt jedoch nicht mehr erhalten, da es an der Tür klopfte und Mur ihren Kopf hereinstreckte. Sie machte dem Hauptkommissar ein Zeichen, zu ihr auf den Flur hinauszukommen. Hackenholt warf Wünnenberg einen besorgten Blick zu, bevor er die Vernehmung unterbrach und zur Tür ging.
     
    Es war Sonntag, der 13. Oktober, vierzehn Uhr vierundfünfzig.

18
     
    »Was ist passiert?«, fragte der Hauptkommissar Christine Mur voller böser Vorahnungen.
    »Nichts Schlimmes«, antwortete sie schnell, »aber etwas Wichtiges: Ich habe etwas gefunden.«
    »Was?«
    »Komm mit, ich zeig’s dir.«
    Sie gingen in Murs Büro, das zwar auf demselben Stockwerk, jedoch im entgegengesetzten Gebäudeteil lag.
    »Ich habe dir heute Nacht schon angekündigt, dass ich mir den Tatort am Vormittag bei vollem Licht noch einmal vornehmen werde. Insbesondere die Stelle, an der die Täterin gekauert hat. Dort konnte ich tatsächlich ein paar weitere Fasern sichern, die ich in der nächtlichen Dunkelheit nicht entdeckt habe.«
    Hackenholt runzelte die Stirn. Das klang in seinen Ohren nicht nach einem spektakulären Fund.
    »Dabei bin ich die ganze Strecke hinter der Balustrade durch das Gestrüpp hinuntergestiegen. Ich wollte sehen, ob die Frau das vielleicht auch gemacht und Spuren hinterlassen hat. Eine Zigarettenkippe wäre zum Beispiel nicht schlecht gewesen. Aber teilweise war es so eng zwischen der Brüstung und dem Gestrüpp, dass ich fast stecken geblieben wäre, und die Äste waren nirgends geknickt. Da ist vor mir ganz sicher niemand hinuntergekrochen.«
    Hackenholt wurde allmählich ungeduldig.
    »Ganz unten habe ich aber einen kleinen Müllhaufen entdeckt. Wenn man am Fuß der Treppe steht, sieht man ihn nicht, weil er durch das Gestrüpp verborgen ist und ein paar Äste der Lebensbäume davor fast bis auf den Boden herunterreichen. Der Wind hat jedoch die ganzen Papierchen und Abfälle genau dorthin geweht. Und an der Stelle habe ich das hier gefunden.«
    Mur fischte einen Asservatenbeutel aus ihrer Ablage und legte ihn vor Hackenholt auf den Schreibtisch. In der Plastikhülle steckte ein rechteckiges Stück Büttenpapier, von der Größe einer Postkarte. Die Umwelteinflüsse, vor allem die Feuchtigkeit, der das Papier während der Nacht ausgesetzt gewesen war, hatten der Tinte zugesetzt, sodass die Schrift nur noch schwer zu entziffern war. Die Buchstaben waren teilweise verwischt und mit Schmutzflecken übersät. Hackenholt brauchte mehrere Anläufe, bis er den ganzen Text entziffern konnte.
    Lieber Jürgen, ich würde mich gerne mit dir treffen. Peters Tod geht mir sehr nahe. Komm bitte am Samstagabend um halb elf in den dritten Burggarten – dort sind wir ungestört. Gruß, C.
    »Ich kann es mir nur so erklären, dass Jürgen Degel den Zettel in der Hand gehalten hat, während er die Treppe hinunterging und ihn losgelassen hat, als er gestürzt ist. Der Brief muss dann unbemerkt auf den Boden gefallen sein, und der Wind hat ihn zum restlichen Müll geweht. Nachdem ich die Karte entdeckt hatte, habe ich natürlich alles nach dem
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