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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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des Falles um einige Schritte näher gefühlt, und jetzt standen sie wieder ohne konkrete Ergebnisse da. Natürlich hatten sie noch eine Vielzahl von Spuren, denen sie jetzt in mühevoller Kleinarbeit nachgehen mussten, aber der große Durchbruch, auf den alle gehofft hatten, war trotz des Briefes nicht gekommen.
     
    Hackenholt fuhr nach Hause in seine Wohnung. Erst als er seine Jacke aufhängte, fiel ihm ein, dass er Sophie hätte anrufen oder, noch besser, gleich zu ihr hätte fahren können. Jetzt war er zu müde, um sich wieder auf den Weg zu machen.
    In der Küche aß er ein Joghurt und wusch zwei Äpfel. Kurze Zeit später fiel er ins Bett. Müdigkeit übermannte ihn innerhalb weniger Minuten und ließ ihn in einen unruhigen Schlaf fallen.

Lila – 10
     
    Sie hatte stundenlang darüber gegrübelt, wie sie etwas über Degels Zustand herausbekommen konnte. Eine Möglichkeit, die ihr einfiel, war, Degels Bruder anzurufen, aber was sollte sie sagen? Oder sie konnte im Krankenhaus nachfragen, aber auch da wusste sie nicht, welche Geschichte sie erzählen sollte – außerdem hatte sie keine Ahnung, in welche Klinik er gebracht worden war.
    Inzwischen war sie jedoch absolut davon überzeugt, dass sie es nicht geschafft hatte, ihren Plan erfolgreich umzusetzen, und dass Degel noch lebte. Hätte sie doch bloß nicht gezögert, sondern die Weinflasche herausgeholt und zugeschlagen! Es war genau dieser Gedanke, der sie in den nächtlichen Stunden schier in den Wahnsinn trieb. Mehr denn je fühlte sie sich als Versagerin.
     
    Schließlich, in der Nacht zu Montag, kam sie auf die Idee, es mit einer Zeitung zu versuchen. Unter Umständen stand dort etwas über den Vorfall in den Burggärten, vielleicht enthielt die Meldung sogar einen Hinweis darauf, wie schwer sie ihn verletzt hatte.
    Lange überlegte sie, wohin sie gehen sollte, entschied sich dann jedoch gegen den kleinen Schreibwarenladen. Dort hatte sie zwar eine große Auswahl, aber der neugierigen Besitzerin wollte sie auf keinen Fall begegnen. Die würde sie nur wieder mit wissbegierigen Fragen aufhalten und in ein Gespräch zu verwickeln versuchen. Das ertrug sie jetzt nicht. Einen Supermarkt, in dem man naturgemäß anonymer war, gab es in ihrer näheren Umgebung aber nicht. Deshalb entschloss sie sich, die Zeitung des Nachbarn auszuborgen. Wenn sie das gleich jetzt in aller Frühe tat, würde er es nicht einmal bemerken. Hastig schlüpfte sie in ihren schwarzen Mantel und zog leise die Haustür hinter sich zu.
     
    Im Nürnbergteil wurde sie fündig. Die dicke Überschrift »Mord im Burggarten« sprang ihr sofort ins Auge. Fieberhaft las sie den Artikel. Ein Zittern durchlief ihren Körper. Sie musste das Blatt auf den Tisch legen, weil sie es nicht mehr halten konnte. Mit einem Mal quollen ihr Tränen aus den Augen. Tränen, die sie gerne geweint hätte, nachdem sie Lilas Tagebücher gelesen hatte, jedoch nicht hatte weinen können.
    Nun wusste sie, dass sie trotz aller Zweifel ihr Werk vollbracht hatte. Sie schloss die Augen und atmete heftig.
     
    Später, als sie sich endlich wieder beruhigt hatte, ging sie in ihr Atelier hinauf und setzte sich dort an den Tisch, um einen langen Eintrag zu verfassen, in welchem sie die Geschehnisse im Burggarten niederschrieb. Seit sie in Lilas Tagebuch gelesen hatte, wie grausam die beiden Männer in jener Frühlingsnacht nach dem Stammtisch im Park über ihre kleine Schwester hergefallen waren, hatte sie nur noch der Wunsch nach Genugtuung aufrechterhalten. Die hatte sie nun erhalten.

19
     
    Das Erste, was Hackenholt am folgenden Morgen im Büro erledigte, war, das Ermittlungsersuchen für die Kripo Brandenburg fertigzumachen und an die dortigen Kollegen zu faxen. Danach hängte er sich ans Telefon und sprach mit dem zuständigen Sachbearbeiter, der die Durchsuchung leiten würde, um ihn persönlich zu briefen , worauf er achten, und wonach er suchen sollte.
    Sobald das erledigt war rief er kurz bei Frau Damps’ Schwester an, um seinen Besuch anzukündigen und machte sich auch sofort zusammen mit Christian Berger auf den Weg.
     
    Frau Damps saß wieder auf dem Sofa, auf dem sie schon bei ihrem ersten Besuch gesessen hatte, war allerdings in keine Decke mehr gehüllt. Sie sah insgesamt bedeutend besser aus: Die Ringe unter ihren Augen waren verschwunden, und ihre Haut hatte nicht mehr den fahlen Teint. Dennoch bestand Hackenholt darauf, dass die Schwester auch diesmal dem Gespräch beiwohnte. Er war zwar bemüht,

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