Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)
Frau Damps die Nachricht von Degels Tod so schonend wie möglich beizubringen, aber man konnte ja nie wissen, wie sie darauf reagieren würde. Das Gespräch leitete er so unverfänglich wie möglich ein, indem er nach ihren Wochenendaktivitäten fragte.
»Wir sind zu unserem Bungalow am Starnberger See gefahren. Mein Mann stammt von dort unten«, beantwortete Frau Damps’ Schwester die Frage.
»Von wann bis wann waren Sie denn weg?«
»Wir sind am Samstagvormittag losgefahren und erst Sonntagnacht wieder zurückgekehrt.«
»Und was haben Sie am Samstagabend gemacht?«, forschte Hackenholt weiter.
»Raclette gegessen – mit unseren Nachbarn. Wir waren schon seit langem eingeladen.«
Der Hauptkommissar nickte unbestimmt, bevor er jedoch weiterfragen konnte, mischte sich Frau Damps ins Gespräch.
»Vielleicht sagen Sie uns erst einmal, warum Sie sich so für unsere Wochenendaktivitäten interessieren.«
»Am Samstagabend ist leider wieder etwas passiert.« Er machte eine kleine Pause, um der Frau Zeit zu geben, sich zu wappnen. »Jürgen Degel wurde getötet.«
»Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll«, flüsterte Monika Damps
»Können Sie uns etwas über Herrn Degels Leben und seinen Umgang sagen?«
»Ich kannte ihn kaum, aber ich habe ihn vom ersten Moment an abgrundtief verabscheut. Er war vulgär und hatte keinen Anstand. In meinen Augen war er die Wurzel allen Übels, Peter hat sich unter seinem Einfluss immer völlig verändert.«
»Herr Degel soll sich bei seinen Besuchen in Nürnberg immer ausgelebt haben. Auch in sexueller Hinsicht.«
»Da kann ich Ihnen nicht im Mindesten weiterhelfen. Peter hat mir nie etwas darüber erzählt, was sie zusammen unternahmen.«
»Wir haben bei Herrn Siebert Pornos gefunden. Und zwar solche, die man nicht im Laden kaufen kann. Wussten Sie davon?«
»Nein«, sagte sie leise, »aber inzwischen wundert mich nichts mehr. Er scheint ein völlig anderer gewesen zu sein, als der, für den ich ihn gehalten habe.«
»In unserem letzten Gespräch haben Sie angedeutet, dass sich Herr Siebert möglicherweise wegen einer anderen Frau von Ihnen getrennt hat. Frau Damps, es ist wichtig, dass Sie uns die Wahrheit sagen: Wer hat Ihnen davon erzählt?«
»Das war Jürgen Degel«, sagte sie sichtbar verlegen. »Ich habe ihn auf der Straße getroffen und konnte ihm nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Das ist jetzt erst vor zwei oder drei Wochen gewesen. Er hat mich mit einem ganz fiesen Grinsen gefragt, wie es mir geht, und ob ich schon wüsste, dass Peter eine Neue hat, die absolut klasse wäre – nicht nur im Bett, sondern auch putzen und seine Wäsche machen würde. Ich habe ihn stehen gelassen und bin wutentbrannt weitergegangen.«
»Haben Sie eine Idee, wen er damit gemeint haben könnte?«
»Nein. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob er das überhaupt ernst gemeint hat, oder alles in dem Augenblick nur schnell erfand, um mich zu verletzen.«
»Gut, dann habe ich noch eine letzte Frage. Kennen Sie eine Frau, deren Name mit ›C‹ beginnt und die sowohl Herrn Siebert als auch Herrn Degel kannte?«
Frau Damps sah den Hauptkommissar skeptisch an. »Spontan fällt mir da leider überhaupt niemand ein. Haben Sie mal in Peters Adressbuch nachgeschaut?«
Hackenholt nickte.
»Da stand eigentlich jeder drin, den er gekannt hat.«
* * *
Stellfeldt und Wünnenberg klingelten bei Frau Teck in der Meuschelstraße. Als sie sah, wer zu Besuch kam, verzog sie das Gesicht.
»Kommen Sie herein«, sagte sie widerwillig.
Die Ermittler folgten ihr in das Zimmer, in dem sie schon bei ihrer ersten Befragung gesessen hatten.
»Frau Teck, wir suchen gezielt nach einer Frau in Herrn Sieberts Umfeld, deren Name oder Spitzname mit ›C‹ beginnt. Können Sie uns da weiterhelfen?«
»Nein. Wie ich schon sagte, ich habe die Leute nicht gekannt, mit denen Peter etwas zu tun hatte.«
»Am Wochenende ist wieder etwas passiert: Jürgen Degel ist ums Leben gekommen. Kannten Sie ihn?«
Patricia Tecks Augen weiteten sich für Sekundenbruchteile, dann nickte sie. »Ich kann mit dem Namen ein Gesicht verbinden, das ist allerdings auch schon alles, was ich über den Mann weiß.«
»Was haben Sie am Samstagabend gemacht?« Stellfeldt bemühte sich, einen möglichst freundlichen Ton anzuschlagen.
»Ich war mit Sieglinde von Liebscher in Baden-Baden. Wir sind Freitagmittag hingefahren und gestern Abend erst wieder zurückgekommen.« Teck stand auf und ging in den Flur hinaus, um ihre
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