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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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unterwegs«, log sie, konnte aber nicht ganz das Zittern in ihrer Stimme unterdrücken. »Das gehört zu meinen Pflichten als Soldat von Zehn-Städte.« Entreri lachte sie wieder aus. Dann sah er in die Ferne, und auf einmal bekam sein Gesicht einen nachdenklichen Ausdruck. »Vielleicht kann ich das ja zu meinem Vorteil ausspielen«, murmelte er, während er einen Plan zu schmieden begann.
    Catti-brie musterte ihn besorgt und hoffte, daß er nicht etwa einen Weg gefunden hatte, ihr Unternehmen zum Schaden ihrer Freunde auszunutzen.
    »Ich werde dich nicht töten – noch nicht«, erklärte er ihr. »Wenn wir den Halbling finden, werden seine Freunde ihn nicht beschützen. Deinetwegen.«
    »Ich werde dir um nichts auf der Welt helfen!« fauchte Catti-brie ihn an. »Nichts!«
    »Genau«, zischte Entreri. »Du wirst nichts tun. Nicht mit einer Klinge am Hals.« In makabrer Neckerei legte er die Waffe an ihre Kehle. »Wenn ich mein Geschäft erledigt habe, mein mutiges Mädchen, werde ich weiterziehen und dich mit deiner Schande und deiner Schuld zurücklassen. Und mit deinen Antworten für die Händler, die glauben werden, daß du ihren Gefährten umgebracht hast!« Im Grunde glaubte Entreri nicht einen Augenblick daran, daß er die Händler mit diesem simplen Trick mit Catti-bries Messer zum Narren halten konnte. Er war nur gegen die junge Frau gerichtet, um noch mehr Zweifel und Angst in ihr gefühlsmäßiges Durcheinander zu bringen. Catti-brie verzog bei den Bemerkungen des Meuchelmörders keine Miene. Nein, sagte sie sich, so wird es nicht sein! Aber tief in ihrem Innern fragte sie sich, ob ihre Entschlossenheit nicht vielleicht nur ihre Angst verschleierte, ihre Befürchtung, daß der Schrecken von Entreris Gegenwart sie wieder überwältigen und lähmen würde und daß sich alles so abspielen würde, wie er vorausgesagt hatte.
    Jierdan fand das Lager ohne große Schwierigkeiten. Dendybar hatte mit Hilfe seiner Magie den geheimnisvollen Reiter auf seinem Weg von Eiswindtal aufgespürt und den Soldaten in die richtige Richtung gewiesen.
    Angespannt und mit gezogenem Schwert näherte sich Jierdan ihm. Das Lager war verlassen, aber erst seit kurzem. Schon aus einigen Metern Entfernung konnte der Soldat aus Luskan die Wärme des Feuers spüren, das allmählich schwächer wurde. Er duckte sich, damit seine Silhouette sich nicht gegen den Horizont abhob, und schlich auf einen Rucksack und eine Decke neben dem Feuer zu.
    Entreri ritt langsam auf sein Lager zu. Er rechnete durchaus damit, daß seine zurückgelassenen Habseligkeiten Besucher angelockt haben könnten. Catti-brie saß gefesselt und geknebelt vor ihm auf dem Pferd, obwohl sie sich zu ihrer geheimen Wut eingestehen mußte, daß wegen ihrer schrecklichen Angst Fesseln unnötig waren.
    Noch bevor der Meuchelmörder in die Nähe seines Lagers gelangt war, wußte er, daß sich dort jemand aufhielt. Er schwang sich aus dem Sattel und zog seine Gefangene mit sich. »Ein nervöses Pferd«, erklärte er Catti-brie und empfand offensichtlich großes Vergnügen an der grausamen Warnung, während er sie an die Hinterbeine des Pferdes fesselte. »Wenn du zappelst, wird es das Leben aus dir treten.«
    Dann war Entreri verschwunden und mit der Nacht verschmolzen, als wäre er Teil der Finsternis.
    Jierdan warf den Rucksack enttäuscht auf den Boden, denn er enthielt nur normale Reiseausrüstung und gab nichts über den Besitzer preis. Der Soldat hatte in vielen Schlachten gekämpft und unzählige Male Mann und Ork gleichermaßen übertroffen, aber jetzt war er nervös und wurde das Gefühl nicht los, daß diesen Reiter etwas Ungewöhnliches und Tödliches umgab. Ein Mann mit dem Mut, die gefährliche und beschwerliche Strecke von Eiswindtal nach Luskan allein zurückzulegen, war kein Anfänger in der Kriegskunst.
    Folglich war Jierdan nicht allzusehr überrascht, als sich ihm plötzlich die Spitze einer Klinge in die verwundbare Höhlung am Nacken legte. Er rührte sich nicht von der Stelle, sagte nichts und hoffte nur, daß der Reiter eine Erklärung verlangen würde, bevor er ihm die Waffe in den Körper stieß.
    Entreri konnte sehen, daß sein Gepäck durchsucht worden war, aber er wußte, daß der Mann kein Dieb war, da er die pelzbesetzte Uniform wiedererkannte. »Wir befinden uns außerhalb der Grenzen deiner Stadt«, sagte er, ohne sein Messer zu senken. »Was hast du in meinem Lager zu suchen, Soldat aus Luskan?«
    »Ich bin Jierdan vom Nordtor«, antwortete er.

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