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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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etwaigen Zuschauern lediglich wie ein schimmernder, undeutlicher Nebel im Nachtwind. Die magischen Reittiere ließen keine Spur zurück, und kein Lebewesen hätte sie überholen können. Der Golem schleppte sich mit großen, steifbeinigen Schritten unermüdlich hinter ihnen her.
    So bequem und leicht waren die Sitze auf den Pferden, die Dendybar herbeigezaubert hatte, daß die Reiter ihre Reise über die Morgendämmerung hinaus den ganzen Tag fortsetzen konnten und nur zum Essen kurz anhielten. Als sie nach Sonnenuntergang des ersten Reisetages ihr Lager aufschlugen, hatten sie die Felsspitzen schon lange hinter sich gelassen. Am ersten Tag focht Catti-brie innerlich einen schweren Kampf aus. Sie bezweifelte nicht, daß Entreri und seine neuen Verbündeten Bruenor einholen würden. Wie die Situation nun aussah, würde sie ihren Freunden nur schaden. Für Entreri war sie eine Schachfigur, die er nach Belieben einsetzen konnte. Sie konnte wenig unternehmen, dieses Problem zu lösen, sofern sie keinen Weg fand, sich dem Schrecken, durch den der Meuchelmörder sie beherrschte, zu entziehen und ihre Angst zu überwinden. Den ersten Tag verbrachte sie mit Konzentrationsübungen, schloß ihre Umgebung aus ihren Gedanken aus, soweit es ihr möglich war, und versuchte, in ihrem Inneren die Kraft und den Mut zu finden, die sie nötig haben würde. Bruenor hatte ihr im Laufe der Jahre das Rüstzeug vermittelt, einen solchen Kampf auszutragen, und mit Disziplin und Selbstvertrauen hatte sie schon viele schwierige Situationen gemeistert. Am zweiten Reisetag, als Catti-brie zuversichtlicher und entspannter mit ihrer Situation umgehen konnte, war sie bereits in der Lage, sich auf ihre Gegner zu konzentrieren. Am interessantesten waren die finsteren Blicke, die Jierdan und Entreri tauschten. Der stolze Soldat hatte die Demütigung nicht vergessen, die er in der Nacht, als sie sich zum erstenmal begegnet waren, auf dem Gelände vor Luskan erlitten hatte. Entreri, der sich des Grolls durchaus bewußt war und ihn in seiner Bereitschaft, den unterschwelligen Streit zur offenen Konfronta Konfrontation zu bringen, sogar noch verstärkte, hatte ein mißtrauisches Auge auf ihn.
    Diese wachsende Rivalität konnte sich für sie als die vielversprechendste – wenn nicht sogar einzige – Hoffnung auf Flucht erweisen, dachte Catti-brie. Sie wußte, daß Bok eine unzerstörbare, geistlose, nur aufs Vernichten ausgerichtete Maschine war, die nicht zu beeinflussen war, auch wenn sie es noch so sehr versuchte, und sie machte schnell die Erfahrung, daß sie an Sydney nicht herankam.
    Catti-brie hatte an diesem zweiten Tag versucht, mit der jungen Magierin ins Gespräch zu kommen. Aber Sydneys Interessen waren zu sehr auf ihr Ziel eingeschränkt, als daß sie sich auf etwas anderes einlassen wollte, und es war nicht möglich, sie von ihrer Besessenheit abzubringen. Sie erwiderte nicht einmal Catti-bries Gruß, als sie sich zum Mittagessen niederließen. Und als Catti-brie sie weiter belästigte, befahl Sydney Entreri, »ihr die Hure vom Leib zu halten«.
    Doch auch mit diesem fehlgegangenen Versuch war die unnahbare Magierin Catti-brie auf eine Weise behilflich, die keine von beiden vorausgesehen hatte. Sydneys unverhohlene Abscheu und Beleidigungen traten offen zu Tage, als sie Catti-brie ins Gesicht schlug und ihr somit ein weiteres Mittel zur Verfügung stellte, mit dem sie ihre lähmende Angst überwinden konnte: Zorn.
    Bei ihrer Reisegeschwindigkeit flog die Landschaft wie im Traum vorbei, und am zweiten Tag hatten sie die Hälfte ihres Weges geschafft. Sie waren inzwischen über zweihundert Meilen von Luskan entfernt und bauten in dem Hügelland nördlich von Nesme ihr Lager auf.
    In der Ferne brannten Lagerfeuer, und Sydney vermutete eine Patrouille aus Nesme.
    »Wir sollten dorthin gehen und versuchen, etwas herauszufinden«, schlug Entreri vor, der auf Neuigkeiten über sein Opfer gespannt war.
    »Du und ich«, stimmte Sydney zu. »Wir können dort sein und wieder zurück, bevor die Nacht zur Hälfte um ist.«
    Entreri sah zu Catti-brie hinüber. »Was ist mit ihr?« fragte er die Magierin. »Ich lasse sie nicht gerne hier bei Jierdan zurück.«
    »Glaubst du, daß sich der Soldat an dem Mädchen vergreifen könnte?« fragte Sydney. »Ich versichere dir, daß er ehrenhaft ist.«
    »Das ist nicht mein Problem«, grinste Entreri. »Ich fürchte nicht um die Tochter von Bruenor Heldenhammer. Sie könnte sich allerdings deines ehrenhaften

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