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Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Titel: Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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eine Drow, gescholten worden war, erkannte Oberin Baenre plötzlich. Sie wagte aufzublicken.
    »Halte dich nicht für so übermäßig wichtig«, sagte der Avatar ruhig.
    Oberin Baenre erlaubte sich einen gehauchten Seufzer der Erleichterung. Also ging es hier nicht um sie. Dies alles, das Versagen der Magie und der Gebete, hatte nichts mit ihr zu tun, vermutlich nicht einmal mit den Reichen der Sterblichen überhaupt.
    »K'yorl hat sich geirrt«, fuhr der Avatar fort, und dies erinnerte Baenre, daß diese katastrophalen Ereignisse sich vielleicht weit über ihr abspielten, ihre Auswirkungen aber dennoch von fataler Wirkung sein konnten.
    »Sie hat zu glauben gewagt, daß sie ohne Eure Gunst gewinnen kann«, meinte Oberin Baenre, und ihre Überraschung hätte nicht größer sein können, als der Avatar über den Gedanken spottete.
    »Sie könnte dich mit einem einzigen Gedanken vernichten.«
    Oberin Baenre erzitterte und senkte ihren Kopf erneut.
    »Aber sie hat sich in der Frage der Vorsicht geirrt«, fuhr der Avatar fort. »Sie hat ihren Angriff verzögert, und jetzt, da sie zu der Überzeugung gelangt ist, daß sie in der Tat alle Vorteile auf ihrer Seite hat, hat sie einer persönlichen Fehde erlaubt, ihren wichtigsten Streich noch weiter aufzuschieben.«
    »Dann sind die Kräfte zurückgekehrt!« keuchte Baenre. »Ihr seid zurückgekehrt.«
    »Wael!« schrie der ärgerliche Avatar. »Hast du etwa geglaubt, ich würde nicht zurückkehren?« Oberin Baenre ließ sich auf den Boden fallen und machte sich so flach wie möglich.
    »Die Zeit der Unruhe wird enden«, sagte der Avatar einen Augenblick später und war wieder ganz ruhig. »Und du wirst wissen, was du tun mußt, wenn alles wieder ist, wie es sein soll.«
    Baenre blickte gerade lange genug auf, um zu sehen, daß der finstere Blick aus zu Schlitzen zusammengepreßten Augen schwer auf ihr lastete. »Glaubst du, ich bin ohne Mittel?« fragte die wunderschöne Drow.
    Ein entsetzter Ausdruck, der vollkommen ehrlich war, zog über Baenres Gesicht, und sie begann wie betäubt den Kopf zu schütteln, um abzustreiten, daß sie jemals den Glauben verloren hatte.
    Erneut lag sie ganz flach und fast winselnd auf dem Boden und unterbrach ihre Gebete erst, als etwas Schweres neben ihrem Kopf auf der Erde aufschlug. Sie wagte hochzuschauen und sah einen Brocken gelben Steins, Schwefels, neben sich liegen.
    »Du mußt K'yorl eine kurze Weile lang abwehren«, erklärte der Avatar. »Geh und triff dich mit den Oberinnen Müttern, deiner ältesten Tochter und deinem ältesten Sohn im Versammlungsraum. Schüre die Flammen und erlaube jenen, die ich angeworben habe, zu eurer Seite durchzudringen. Gemeinsam werden wir K'yorl zeigen, wo die wahre Macht liegt!«
    Ein strahlendes Lächeln erhellte Baenres Gesicht, als sie erkannte, daß sie Lloths Gunst nicht verloren hatte, sondern daß ihre Göttin sie auserwählt hatte, in dieser entscheidenden Stunde eine entscheidende Rolle zu spielen. Der Umstand, daß Lloth so gut wie zugegeben hatte, daß sie noch immer mehr oder weniger machtlos war, zählte nicht. Die Spinnenkönigin würde zurückkehren, und Baenre würde erneut vor ihren Augen glänzen.
    Zu dem Zeitpunkt, da Oberin Baenre den Mut aufbrachte, sich vom Boden zu erheben, hatte die schöne Drow die Kapelle bereits verlassen. Sie überquerte das Anwesen ohne Zwischenfall, ging durch den Zaun hindurch, wie sie es bei ihrer Ankunft getan hatte, und verschwand in den Schatten der Stadt.
    * * *
    Sobald sie das schreckliche Gerücht vernommen hatte, daß die seltsamen psionischen Kräfte des Hauses Oblodra nicht von dem beeinträchtigt worden waren, was die andere Magie befallen hatte, wußte Ghenni'tiroth Tlabbar, die Oberin Mutter von Faen Tlabbar, dem Vierten Haus von Menzoberranzan, daß sie in argen Schwierigkeiten war. K'yorl Odran haßte die große, schlanke Ghenni'tiroth mehr als jede andere, denn diese hatte kein Geheimnis aus ihrer Ansicht gemacht, daß Faen Tlabbar und nicht Oblodra als Menzoberranzans drittes Haus gelten sollte.
    Mit fast achthundert Soldaten war Faen Tlabbar beinahe doppelt so groß wie Oblodra, und nur die geheimnisumwitterten Kräfte K'yorls und ihrer Anhänger hatten sie zurückgehalten.
    Wieviel mehr nun diese Kräfte zählten, jetzt, da die normale Magie bestenfalls unberechenbar geworden war!
    Während der ganzen Zeit war Ghenni'tiroth in ihrer Hauskapelle geblieben, einem verhältnismäßig kleinen Raum nahe der Spitze des zentralen Stalagmiten

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