Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter
Gottesdienst in der neuen Kathedrale beendet war, und tatsächlich überkam mich an diesem Zeitpunkt auch eine große Erschöpfung. Ich ging in mein Zimmer – ich wurde praktisch von Danica und Ivan getragen – und legte mich schlafen, in der Erwartung, in dieser Welt nie wieder die Augen zu öffnen. Und ich habe es akzeptiert.« Er hielt inne, schloß die Augen und ließ jenen schicksalhaften Zeitpunkt wieder auferstehen.
»Aber jetzt«, drängte Catti-brie.
»Vielleicht hat Deneir mich geprüft, hat meine Treue geprüft«, sagte Cadderly. »Vielleicht habe ich diese Prüfung bestanden, und mein Gott hat daher beschlossen, mich zu verschonen.«
»Falls er ein Gott des Guten ist, dann hat er bestimmt diese Wahl getroffen«, sagte Catti-brie überzeugt. »Kein guter Gott risse dich fort von Danica, den Zwillingen und...« Sie brach ab und biß sich auf die Zunge, da sie Danicas Geheimnis nicht verraten wollte.
»Deneir ist ein Gott des Guten«, erwiderte Cadderly mit ebenso großer Überzeugung. »Aber du sprichst von den Beweggründen Sterblicher, und wir können Deneirs Wege und seinen Willen nicht verstehen. Falls Deneir mich von Danica und den Kindern fortnimmt, so macht ihn das nicht weniger zu einem guten Gott.«
Catti-brie schüttelte zweifelnd den Kopf.
»Es gibt höhere Beweggründe und höhere Prinzipien, als wir Menschen verstehen können«, sagte Cadderly zu ihr. »Ich glaube fest daran, daß Deneir das tun wird, was das einzig Richtige für seine Pläne ist, die weit wichtiger sind als meine eigenen.«
»Aber du hoffst, daß es stimmt«, sagte Catti-brie, und ihr Tonfall machte aus den Worten eine Anklage. »Du hoffst, wieder jung zu werden, so jung wie deine Frau, damit du dein Leben an ihrer Seite und mit deinen Kindern verbringen kannst!«
Cadderly lachte laut auf. »Das ist wahr«, gab er schließlich zu, und Cattibrie war besänftigt.
Und das war auch Drizzt, der mit seinen scharfen Drowohren gelauscht hatte und nur seine halbe Aufmerksamkeit aufs Packen gerichtet hatte.
Catti-brie und Cadderly umarmten sich, und dann ging der alte Priester, der gar nicht so alt wirkte, zu Drizzt und bot ihm die Hand an. »Bring mir das Artefakt, diesen Gesprungenen Kristall«, sagte Cadderly. »Gemeinsam werden wir einen Weg finden, die Welt von diesem Bösen zu befreien.
Und bringe auch deinen Vater mit«, fuhr Cadderly fort. »Ich habe das Gefühl, er würde einen Aufenthalt in der Schwebenden Seele sehr genießen.«
Drizzt ergriff Cadderlys Hand noch fester, dankbar für das Vertrauen des Priesters in seinen Erfolg. »Das Artefakt wird mir ... uns«, berichtigte er sich mit einem Blick auf Catti-brie, »den Vorwand geben, nach Carradoon zurückzukommen.«
»Und ich werde jetzt schon dorthin zurückkehren«, sagte Cadderly, und er verließ das Paar.
Als sie alleine waren, sagten sie nichts mehr, sondern beendeten nur ihre Vorbereitungen für die Reise.
Die Reise nach Hause.
Und die ganze Welt gehört ihnen
Revjak hatte gewußt, daß es dazu kommen würde, hatte es befürchtet, sobald er erkannt hatte, daß Berkthgar nicht vorhatte, sich vom Stamm des Elchs abzuspalten und einen der alten Stämme wiederzubeleben. Und so stand er jetzt dem unvernünftigen Barbaren in einem Ring aus den Leuten des gesamten Stammes gegenüber. Alle wußten, was kommen würde, aber es mußte auf die richtige Weise getan werden, den alten Regeln entsprechend.
Berkthgar wartete, bis die Versammlung sich beruhigte. Er konnte geduldig sein, denn er wußte, daß die meisten Flüsterer auf seiner Seite standen, daß die Argumente für seinen Aufstieg immer gewichtiger wurden. Schließlich, nach einer Zeit, die Revjak wie eine Ewigkeit vorkam, wurde die Menge ruhig.
Berkthgar reckte die Arme hoch in den Himmel. Hinter ihm, diagonal über den Rücken geschnallt, lugte Bankenfuere hervor, sein mächtiger Zweihänder. »Ich beanspruche das Recht, den Anführer des Stammes herauszufordern«, erklärte der riesige Barbar.
Ein Jubelchor erhob sich – nicht so laut, wie Berkthgar es sich gewünscht hatte, aber es zeigte doch, daß er über eine gewisse Unterstützung verfügte.
»Mit welchem Geburtsrecht forderst du dies?« erwiderte Revjak auf die angemessene Weise.
»Nicht durch Blut«, antwortete Berkthgar prompt, »sondern durch meine Taten!« Erneut erscholl Jubel von den Freunden des jüngeren Mannes.
Revjak schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen Grund, wenn das Blut keine Herausforderung verlangt«, protestierte er,
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