Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter
Catti-brie und eilte zur Reling, um sich den anderen anzuschließen.
Deudermont rief nach Stangen, um den Zauberer aus dem Wasser zu fischen, dann blickte er seine Freunde ungläubig an. »Er ist mit einem so unzuverlässigen Zauber auf die hohe See hinausgelaufen?« fragte der Kapitän. »Was wäre, wenn er nicht auf uns oder irgendein anderes freundlich gesinntes Schiff gestoßen wäre?«
»Er ist ein Harpell«, erwiderte Robillard, als würde dies alles erklären.
»Harkle Harpell«, fügte Catti-brie hinzu, und ihr sarkastischer Tonfall verlieh der Aussage des Zauberers Nachdruck.
Deudermont schüttelte nur den Kopf und fand nur geringen Trost in dem Umstand, daß Drizzt, der neben ihm stand, dies alles sehr belustigend zu finden schien.
Ein flüchtiger Gedanke
Der triefende Zauberer hatte sich in eine Decke gehüllt, während seine Robe zum Trocknen hoch über ihm am Mast aufgehängt war. Er nieste immer wieder und besprühte dabei alle Anwesenden. Er konnte sich einfach nicht benehmen, und Deudermont bekam eine Ladung ins Gesicht, als er sich näherte, um offiziell vorgestellt zu werden.
»Ich präsentiere dir Harkle Harpell aus Langsattel«, sagte Drizzt zu Deudermont. Harkle streckte seine Hand aus, und die Decke fiel herab. Der magere Zauberer bückte sich rasch, um sie wieder um sich zu raffen, doch es war zu spät.
»Gebt dem Mann eine ordentliche Mahlzeit«, kicherte Catti-brie von hinten. »Der kann gut ein Stück Fleisch auf seinen Hinterschinken gebrauchen.«
Harkle wurde tiefrot. Robillard, der dem Harpell bereits begegnet war, ging einfach nur kopfschüttelnd fort und befürchtete, daß die wirklich aufregenden Zeiten jetzt erst ihren Anfang genommen hatten.
»Was bringt dich hierher?« fragte Deudermont, »so weit weg von der Küste, auf die offene See hinaus?«
Harkle blickte Drizzt an. »Ich bin eingeladen worden«, sagte er schließlich und schien etwas beunruhigt, als der Drow darauf überhaupt nicht einging.
Der Dunkelelf musterte ihn fragend.
»Das bin ich!« protestierte der Zauberer. »Von dir.« Er wirbelte zu Cattibrie herum. »Und von dir!«
Catti-brie blickte zu Drizzt, der die Schultern zuckte, um anzuzeigen, daß er keine Ahnung hatte, wovon Harkle sprach.
»Oh, toll, toll, toll, das ist ja eine schöne Begrüßung«, stammelte der aufgebrachte Zauberer. »Aber ich habe es gar nicht anders erwartet, obwohl ich gehofft hatte, ein Drow hätte ein besseres Gedächtnis. Was sagst du denn zu jemandem, den du ein Jahrhundert lang nicht gesehen hast? Du könntest dich wahrscheinlich nicht einmal an seinen Namen erinnern, was? Oh, nein, nein, nein. Das würde ja zuviel Mühe machen.«
»Wovon redest du überhaupt?« mußte Drizzt ihn fragen. »Ich erinnere mich an deinen Namen.«
»Und das ist auch gut so!« brüllte Harkle. »Sonst müßte ich richtig wütend werden!« Er schnippte ärgerlich mit den Fingern, und das Geräusch ernüchterte ihn. Er stand einen langen Augenblick lang da, anscheinend völlig verwirrt, als hätte er vergessen, worüber er gerade gesprochen hatte.
»O ja«, sagte er schließlich und sah Drizzt an. Der grimmige Ausdruck auf dem Gesicht des Zauberers wich allmählich der Verwunderung.
»Wovon sprichst du überhaupt?« versuchte Drizzt noch einmal, Harkle auf die Sprünge zu helfen.
»Ich weiß es nicht«, gab der Zauberer zu.
»Du wolltest mir erzählen, wie du hierher gekommen bist«, warf Deudermont ein.
Harkle schnippte wieder mit den Fingern. »Der Zauber, natürlich!« sagte er glücklich.
Deudermont seufzte. »Offenkundig war es ein Zauber«, murmelte er gereizt.
»Nicht ›ein‹ Zauber«, erwiderte Harkle. » Der Zauber. Mein neuer Zauber, der Nebel des Schicksals.«
»Der Nebel des Schicksals?« wiederholte Deudermont.
»Oh, ein sehr guter Zauber«, begann Harkle aufgeregt. »Er beschleunigt Dinge, weißt du. Hilft dir voranzukommen und so weiter. Zeigt dir, wo es langgeht. Bringt dich, glaube ich, sogar dorthin. Aber er sagt dir nicht warum.« Der Zauberer hob eine Hand, um sich damit gegen das Kinn zu tippen, und seine Decke begann erneut zu rutschen, aber er schien es nicht einmal zu bemerken. »An diesem Teil sollte ich noch arbeiten. Ja, ja, dann wüßte ich auch, warum ich hier bin.«
»Das weißt du nicht einmal?« fragte Catti-brie, und sie wandte sich der Reling zu, lehnte sich sogar etwas darüber, um nicht Harkles knochiges Hinterteil ansehen zu müssen.
»Ich nehme an, ich beantworte eine Einladung«, erwiderte
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