Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
Nase zuckte –, die eher zu einer Ratte zu passen schienen. »Wo ist der alte Knacker?«
Artemis Entreri setzte zu einer Erwiderung an, doch Sharlotta warf ihm einen bittenden Blick zu, die Sache ihr zu überlassen. Der Meuchelmörder lehnte sich in seinem Stuhl zurück und war nur zu gerne damit einverstanden, dass Sharlotta sich mit Domo und seinem Pack auseinandersetzte.
»Der alte Knacker«, begann die Frau und übernahm Domos nicht sehr höflichen Tonfall, »schließt gerade jetzt eine Partnerschaft mit einem noch größeren Verbündeten. Mit einem, dem Domo sicher nicht in die Quere kommen möchte.«
Die Augen des Werrattenführers zogen sich zu gefährlichen Schlitzen zusammen. »Mit wem?«, fragte er. »Mit diesen stinkenden Kobolden, die wir in unseren Kanälen gefunden haben?«
»Kobolde?«, wiederholte Sharlotta lachend. »Wahrhaftig nicht. Nein, sie sind nur Kanonenfutter, die Vorhut der Streitmacht unseres neuen Verbündeten.«
Der Anführer der Werratten schob die Frau weg, stand auf und ging im Raum auf und ab. Er wusste, dass in den Abwasserkanälen und den Kellern von Basadonis Haus ein Kampf stattgefunden hatte. Er wusste, dass daran viele Kobolde und die Basadoni-Soldaten beteiligt gewesen waren sowie, laut seiner Spione, noch andere Kreaturen. Letztere waren unsichtbar geblieben, waren aber allem Anschein nach mächtig und verfügten über Magie und gewiefte Tricks. Zudem schloss er aus dem Umstand heraus, dass Sharlotta vor ihm stand, dass die Basadonis, zumindest zum Teil, überlebt hatten. Domo vermutete, dass ein Putsch stattgefunden hatte, hinter dem diese beiden hier, Sharlotta und Entreri, steckten. Sie behaupteten, dass der alte Basadoni noch lebte, obgleich Domo nicht sicher war, ob er das glaubte. Sie hatten aber zugegeben, dass Kadran Gordeon, ein Freund des Werrattenführers, getötet worden war. Unglücklicherweise, so sagte Sharlotta, doch Domo war klar, dass Glück nichts damit zu tun hatte.
»Warum spricht er für den alten Mann?«, fragte die Werratte mit mehr als einer Spur Angewidertheit Sharlotta und nickte zu Entreri hinüber. Domo mochte Entreri nicht im Geringsten. Das taten die wenigsten Werratten, seit Entreri einen der legendärsten aus ihrem Clan, einen verschlagenen und findigen Kerl namens Rassiter, ermordet hatte.
»Weil ich es so wollte«, mischte sich Entreri in scharfem Ton ein, bevor Sharlotta etwas sagen konnte. Die Frau warf dem Meuchelmörder einen säuerlichen Blick zu, setzte dann aber eine weichere Miene auf, als sie sich wieder zu Domo umdrehte. »Artemis Entreri ist mit allem in Calimhafen wohlvertraut«, erklärte sie. »Ein angemessener Gesandter.« »Ich soll ihm trauen?«, fragte Domo ungläubig.
»Du sollst darauf vertrauen, dass der Handel, den wir dir und deinen Leuten anbieten, der beste ist, den ihr in der ganzen Stadt finden werdet«, erwiderte Sharlotta.
»Du sollst darauf vertrauen, dass du uns den Krieg erklärst, wenn du nicht auf unseren Handel eingehst«, fügte Entreri hinzu. »Und das ist keine angenehme Aussicht, das kann ich dir versichern.«
Domos Rattenaugen wurden erneut schmal, als er über den Meuchelmörder nachdachte, doch er hatte genug Respekt vor ihm und war klug genug, Artemis Entreri nicht noch weiter zu reizen. »Wir werden noch einmal miteinander reden, Sharlotta«, sagte er. »Du, ich und der alte Basadoni.« Mit diesen Worten drehte er sich um und wurde von zwei Basadoni-Soldaten in den Keller eskortiert, von wo aus er in seine Abwasserkanäle zurückkehren konnte.
Er war kaum verschwunden, als sich eine Geheimtür in der Wand hinter Sharlotta und Entreri öffnete und Jarlaxle heraustrat.
»Lasst uns alleine«, befahl der Söldnerführer Sharlotta, und sein Tonfall verriet, dass er mit dem Ausgang der Verhandlung nicht sonderlich zufrieden war.
Sharlotta warf Entreri einen weiteren säuerlichen Blick zu und ging zur Tür.
»Ihr habt Eure Sache sehr gut gemacht«, sagte Jarlaxle zu ihr, und sie nickte.
»Doch ich habe versagt«, meinte Entreri, sobald sich die Tür hinter der Frau geschlossen hatte. »Was für eine Schande.«
»Diese Treffen sind von äußerster Wichtigkeit für uns«, beschied ihm Jarlaxle. »Wenn wir unsere Machtstellung sichern und den anderen Gilden klarmachen können, dass sie sich nicht in Gefahr befinden, habe ich mein erstes Ziel in dieser Angelegenheit erreicht.« »Und dann kann der Handel zwischen Calimhafen und Menzoberranzan beginnen«, sagte Entreri mit sarkastischer
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