Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
erschien. »Komm herein, mein Freund. Setz dich, nimm dir einen Keks. Genieße die angenehme Gesellschaft.«
Entreri schaute die Stapel von halb gegessenen Süßigkeiten und die beiden angemalten Frauen an, die zu beiden Seiten des aufgeblähten Kerls lagen. Er setzte sich in sicherer Entfernung hin, rührte aber keinen der vielen Teller, die vor ihm standen, an. Als eine der Frauen sich ihm nähern wollte, zogen sich seine Augen gefährlich zusammen.
»Du musst lernen, dich zu entspannen und die Früchte deiner Arbeit zu genießen«, sagte Dondon. »Du bist wieder bei Basadoni, sagt man, und deshalb bist du jetzt frei.«
Entreri stellte fest, dass die Ironie dieser Bemerkung dem Halbling selbst überhaupt nicht auffiel.
»Welchen Nutzen bringt dir deine ganze schwierige und gefährliche Arbeit, wenn du nicht lernst, dich zu entspannen und die Freuden zu genießen, die der Lohn deiner Bemühungen dir erkaufen kann?«, fragte Dondon. »Wie ist es passiert?«, fragte Entreri grob.
Dondon starrte ihn an, und offenkundige Verwirrung stand ihm in das dicke Gesicht geschrieben.
Als Erklärung schaute sich Entreri um, deutete auf die Teller, auf die Huren und auf Dondons gewaltigen Bauch. Dondons Gesicht nahm einen säuerlichen Ausdruck an.
»Du weißt, warum ich hier drinnen bin«, sagte er leise, und sein Ton hatte jede Unbeschwertheit verloren.
»Ich weiß, warum du hierher gekommen bist … um dich zu verstecken … und diese Entscheidung heiße ich gut«, erwiderte Entreri. »Aber warum?« Und wieder ließ er seinen Blick über die unzähligen Teller und die Freudenmädchen gleiten. »Warum dies?« »Ich habe mich dafür entschieden, es zu genießen, dass …«, setzte Dondon an, doch Entreri wollte nichts davon wissen.
»Wenn ich dir dein altes Leben zurückgeben könnte, würdest du es annehmen?«, fragte der Meuchelmörder. Dondon starrte ihn mit leerem Gesichtsausdruck an.
»Wenn ich die Stimmung auf der Straße ändern könnte, so dass Dondon wieder ungehindert den Kupfernen Einsatz verlassen könnte, wäre das Dondon recht?«, hakte Entreri nach. »Oder ist Dondon der Vorwand ganz angenehm?« »Du sprichst in Rätseln.«
»Ich spreche die Wahrheit«, schoss Entreri zurück und versuchte, dem Halbling in die Augen zu schauen, obgleich ihn der Anblick der herabhängenden, trägen Lider abstieß. Er konnte kaum das Ausmaß des Ärgers fassen, den er empfand, wenn er Dondon anschaute. Ein Teil von ihm wollte am liebsten den Dolch zücken und dem armseligen Tropf das Herz herausschneiden.
Doch Artemis Entreri tötete nicht aus Leidenschaft, und er hielt diesen Teil seiner selbst in Schach.
»Würdest du zu deinem alten Leben zurückkehren«, fragte er langsam und betonte jedes einzelne Wort.
Dondon erwiderte nichts, blinzelte nicht einmal, aber dieses Schweigen gab Entreri eine Antwort, die deutlich genug war, und es war die, die er am meisten gefürchtet hatte.
Die Tür des Raumes schwang auf, und Dwahvel trat ein. »Gibt es hier ein Problem, Meister Entreri?«, fragte sie mit süßer Stimme. Entreri stand auf und ging zur Tür hinüber. »Nicht für mich«, antwortete er und ging an ihr vorbei.
Dwahvel hielt ihn am Arm fest – eine gefährliche Geste! Zu ihrem Glück war Entreri jedoch noch zu tief in seiner Grübelei über Dondon gefangen, als dass er daran Anstoß genommen hätte.
»Was unseren Handel angeht«, meinte die Halblingsfrau. »Ich habe vielleicht Verwendung für deine Dienste.«
Entreri dachte lange über diese Worte nach und fragte sich dabei, warum sie ihn derart verblüfften. Er hatte bereits genug zu überdenken, auch ohne dass Dwahvel ihm noch ihre lächerlichen Bedürfnisse aufbürdete. »Und was hast du mir im Austausch für diese Dienste gegeben, derer du so sehr bedarfst?«
»Information«, erwiderte die Frau. »Wie wir es abgemacht haben.«
»Du hast mir von dem Tang-Käfig erzählt, etwas, das mir auch so aufgefallen wäre«, entgegnete Entreri. »Mit dieser Ausnahme war mir Dwahvel nicht von Nutzen, und in so kleiner Münze kann ich mich nicht revanchieren.«
Der Mund der Halblingsfrau öffnete sich, als wollte sie protestieren, doch Entreri wendete sich einfach ab und ging durch den Hauptraum davon.
»Es könnte sein, dass meine Türen für dich verschlossen bleiben.«
Diese Aussicht bekümmerte Entreri wenig, denn er glaubte nicht, dass er noch einmal das Bedürfnis verspüren würde, den aufgedunsenen Dondon zu sehen. Trotzdem drehte er sich, mehr des Effektes
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