Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Titel: Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
willen als aus einem praktischen Nutzen heraus, um und richtete seinen gefährlichen Blick auf die Frau. »Das wäre nicht sehr klug«, war alles, was er sagte, bevor er aus dem Gebäude hinaus auf die dunkle Straße schritt und sich wieder in die Einsamkeit der Dachfirste zurückzog. Dort oben kam er nach langen Minuten der Konzentration zu der Erkenntnis, warum er Dondon sosehr hasste. Weil er sich selbst in ihm sah. Nein, er würde sich selbst niemals erlauben, so aufgedunsen zu werden, denn Völlerei hatte nie zu seinen Schwächen gehört, aber was er sah, war eine Kreatur, die von der Last des Lebens selbst besiegt worden war, eine Kreatur, die sich der Verzweiflung ergeben hatte. In Dondons Fall war es pure Angst gewesen, die ihn besiegt, ihn in einem Zimmer eingesperrt und unter Lust und Völlerei begraben hatte. Würde es bei Entreri simple Apathie sein?
    Er blieb die ganze Nacht auf dem Dach, doch er fand keine Antworten.

    * * *

    Das Klopfen kam in der richtigen Reihenfolge, zwei Schläge, dann drei, dann wieder zwei, daher wusste er, als er sich aus dem Bett quälte, dass es die Basadoni-Gilde war, die nach ihm verlangte. Normalerweise hätte Entreri dennoch Vorsichtsmaßnahmen ergriffen – normalerweise hätte er überhaupt nicht den halben Tag verschlafen –, aber jetzt tat er nichts, griff noch nicht einmal nach seinem Dolch. Er ging einfach nur zur Tür und öffnete sie, ohne vorher zu fragen, wer davor stünde.
    Er kannte den Mann nicht, der dort stand, ein junger, nervöser Kerl, dessen wolliges, schwarzes Haar kurz geschoren war und dessen dunkle Augen umherhuschten.
    »Von Kadran Gordeon«, erklärte der Mann und reichte Entreri ein aufgerolltes Pergament.
    »Warte!«, sagte Entreri, als der nervöse junge Mann sich umdrehte und verschwinden wollte. Sein Besucher drehte den Kopf wieder zu dem Meuchelmörder herum, und Entreri bemerkte, dass sich eine seiner Hände zwischen die Falten seines bunten Gewandes schob, offensichtlich auf der Suche nach einer Waffe.
    »Wo ist Gordeon?«, fragte Entreri. »Und warum hat er mir dies hier nicht persönlich gebracht?«
    »Ich bitte dich, guter Herr«, sagte der junge Mann mit starkem,
calimshitischen Akzent und verbeugte sich immer wieder. »Mir
wurde nur aufgetragen, dir dies zu überbringen.«
»Von Kadran Gordeon?«, fragte Entreri.
»Ja«, sagte der Mann und nickte dabei heftig.
    Entreri schloss die Tür und hörte dann die eiligen Schritte des erleichterten Mannes, der in Höchstgeschwindigkeit den Gang entlang lief und die Treppe hinunterrannte.
    Er stand da und dachte über das Pergament und die Übergabe nach. Gordeon war nicht persönlich zu ihm gekommen, und er begriff auch, warum. Es wäre eine zu offene Respektsbezeugung gewesen, dies zu tun. Die Leutnants der Gilde hatten Angst vor ihm – nicht davor, dass er sie umbringen würde, sondern dass er zu einem höheren Rang aufsteigen könnte als sie selbst. Indem er jetzt diesen unbedeutenden Boten benutzte, versuchte Gordeon, dem Meuchelmörder zu zeigen, wo er sich wirklich in der Hackordnung befand, nämlich direkt über der untersten Sprosse der Leiter.
    Mit einem resignierten Kopfschütteln, die sein hilfloses Akzeptieren der Dummheit dieser ganzen Sache ausdrückte, löste der Meuchelmörder das Band von dem Pergament und rollte es auf. Der Befehl war einfach genug. Er enthielt den Namen eines Mannes, seine letzte bekannte Adresse und die Anweisung, ihn zu töten, so schnell es machbar war. Wenn möglich, noch in dieser Nacht, spätestens aber am morgigen Tag.
    Als Letztes befand sich noch eine Notiz auf der Seite, dass der Mann, so weit bekannt, weder mit einer Gilde verbunden war noch sich in besonders gutem Einvernehmen mit den Wachen der Stadt oder der Händler befand und auch keine mächtigen Freunde oder Verwandten zu haben schien.
    Entreri dachte sorgfältig über diese Informationen nach. Entweder man wollte ihn mit einem sehr gefährlichen Gegner in die Falle locken, oder, was wahrscheinlicher war, Gordeon hatte ihm diesen erbärmlich einfachen Auftrag gegeben, um ihn herabzuwürdigen, seine Qualifikation zu verhöhnen. In seinen früheren Tagen in Calimhafen waren Entreris Talente für Gildenmeister oder Zauberer reserviert gewesen, für Adlige und Hauptleute der Wache. Wenn ihm Gordeon und die anderen beiden Leutnants solch schwere Aufgaben übertrugen und er sich dabei als erfolgreich erwies, so wäre natürlich sein Ansehen in der Gemeinschaft gestiegen, und sie hätten seinen

Weitere Kostenlose Bücher