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Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Titel: Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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diesen handfesten Gesellen ragte Wulfgar hervor.
    Er ignorierte die Blicke und das Gewisper und wanderte einfach weiter die vielen Straßen entlang. Er entdeckte den Hauptturm des Arkanums, der berühmten Zauberergilde von Luskan, und erkannte das Gebäude sofort, denn es hatte die Gestalt eines riesigen Baumes, von dem dicke Äste abgingen. Doch dieses Erkennen eines einzelnen Orientierungspunktes half dem Mann wenig, sich zurechtzufinden. Es war so lange her, ein ganzes Leben, wie es ihm vorkam, dass er hier gewesen war.
    Minuten wurden zu einer, dann zu zwei Stunden. Der Blick des Barbaren war ebenso sehr nach innen gerichtet wie nach außen. Vor seinem geistigen Auge liefen Bilder der letzten paar Tage ab, insbesondere der Augenblick seiner unbefriedigenden Rache. Das Bild von Valrik Scharfauge, wie er gegen das zusammenbrechende Zelt geschleudert wurde, Aegisfang, der seine Brust zerquetschte, diese Szenen spielten sich immer wieder in seinem Kopf ab. Wulfgar fuhr sich mit der Hand durch das ungekämmte Haar und stolperte weiter. Er war eindeutig erschöpft, denn er hatte in den drei Tagen seit seiner Begegnung mit den Himmelsponys nur wenige kurze Stunden geschlafen. Er war ziellos die Straßen nach Westen entlanggewandert, bis er in der Ferne die Umrisse der Stadt erblickt hatte. Die Wachen am Osttor von Luskan hatten gedroht, ihn fortzuschicken, aber als er sich gerade mit einem Achselzucken abwenden wollte, hatten sie ihm nachgerufen und ihm mitgeteilt, dass er eintreten dürfte. Zugleich hatten sie ihn jedoch auch gewarnt, seine Waffe auf dem Rücken geschnallt zu lassen.
    Wulfgar hatte nicht vor, zu kämpfen, und ebenso wenig, sich an die Anweisung der Wachen zu halten, sollte er doch in einen Kampf verwickelt werden. Er nickte nur und schritt durch das Tor, wanderte die Straßen entlang und kam schließlich zu den Märkten.
    Als die Schatten bereits lang waren und die Sonne schon tief am westlichen Himmel stand, entdeckte er ein weiteres vertrautes Orientierungszeichen. Es war ein Wegweiser, der auf die Halbmondstraße deutete, in der sich Wulfgar schon einmal aufgehalten hatte. Ein kurzes Stück die Straße entlang erblickte er das Schild von Zum Entermesser , einer Taverne, die er von seinem ersten Aufenthalt in der Stadt kannte und in der er in eine mächtige Prügelei verwickelt worden war, die er teilweise sogar mit angezettelt hatte. Als er jetzt das Entermesser anschaute und auch die ganze, heruntergekommene Umgebung musterte, fragte Wulfgar sich, wie er denn etwas anderes hätte erwarten können.
    Dies war ein Ort für die untersten Schichten der Gesellschaft, für Ganoven und Raufbolde, für Männer, die ihren Herren davongelaufen waren. Der Barbar schob die Hand in seine fast leere Geldbörse, hantierte mit den wenigen Münzen herum und befand, dass dies genau der Platz war, wo er hingehörte.
    Er betrat das Entermesser und fürchtete ein wenig, dass man ihn erkennen und er in eine neue Rauferei verwickelt werden würde, bevor sich noch die Tür hinter ihm schloss.
    Natürlich erkannte ihn niemand. Und auch er stieß auf keine Gesichter, die ihm auch nur vage vertraut erschienen. Die Kneipe sah in etwa noch so aus, wie er sich an sie erinnerte. Als er den Blick durch den Raum gleiten ließ, richteten sich seine Augen unvermeidlicherweise auf die Wand neben der langen Theke, die Wand, an der ein jüngerer Wulfgar einen Rüpel zurechtgewiesen hatte, indem er seinen Kopf glatt durch die Holzbretter geschlagen hatte.
    Er war damals so voller Stolz gewesen, so kampfeslustig. Auch jetzt war er nur allzu bereit, seine Fäuste oder Waffen zu gebrauchen, doch seine Gründe dafür hatten sich gewandelt. Jetzt kämpfte er aus Zorn, aus purer Wut, ob diese Wut etwas mit seinem aktuellen Gegner zu tun hatte oder nicht. Jetzt kämpfte er, weil ihm dies ebenso gut erschien wie jedes andere Benehmen. Vielleicht, nur vielleicht, kämpfte er in der Hoffnung, dass er verlor, dass irgendein Feind seiner inneren Qual ein Ende bereitete.
    Er konnte an dem Gedanken nicht lange festhalten, konnte an überhaupt keinem Gedanken festhalten, als er sich auf den Weg zur Theke machte, ohne darauf zu achten, ob er andere Gäste anrempelte, die sich vor ihm drängten. Er streifte seinen Reiseumhang ab und setzte sich, ohne seine Nachbarn zu fragen, ob der Stuhl frei sei. Und dann sah er einfach nur zu und wartete, ließ die Myriaden von Geräuschen und Bildern – geflüsterte Unterhaltungen, anzügliche Bemerkungen zu

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