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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Mädchen zu einem Flittchen machen.«
    »Und am Ende wird sie gebrochen oder tot sein, und Lord Feringal hat jeden Respekt seiner Standesgenossen verloren«, fügte sein Onkel hinzu. »Übel dräut.«
    »Warum glaubt ihr, dass sie dem allen zustimmen wird?«, fragte der junge Mann und bemühte sich, jede Spur von Verzweiflung aus seiner Stimme zu verbannen.
    Seine Mutter und sein Onkel lachten bloß über diese Frage. Jaka begriff nur zu gut, was sie dachten. Feringal war der Herr von Auckney. Wie konnte Meralda sich ihm widersetzen?
    Das war mehr, als der arme, sensible Jaka ertragen konnte. Er schlug heftig mit der Faust auf den Tisch und schob seinen Stuhl zurück. Rasch aufspringend, erwiderte er die überraschten Blicke seiner Mutter und seines Onkels mit einem düsteren Funkeln äußerster Wut. Dann drehte er sich auf dem Absatz um, stürmte aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Bevor er sich versah, rannte Jaka bereits mit wild durcheinander wirbelnden Gedanken davon. Nach kurzer Zeit erreichte er einen kleinen Hügel, der aus einigen Felsen bestand und sich oberhalb des schlammigen Feldes befand, auf dem er heute gearbeitet hatte. Von diesem erhöhten Punkt aus hatte er sowohl einen schönen Blick auf den Sonnenuntergang als auch auf Meraldas Haus. Weit entfernt im Südwesten sah er die Burg und stellte sich die reichverzierte Kutsche vor, wie sie mit Meralda in ihrem Inneren die Straße hinauffuhr. Jaka fühlte sich, als würde eine schwere Last seine Brust zerdrücken, als wären plötzlich all die Beschränkungen seiner jämmerlichen Existenz zu greifbaren Wänden geworden, die sich immer dichter um ihn schlossen. In den letzten Jahren hatte Jaka sich alle Mühe gegeben, genau die richtige Persönlichkeit, die richtige Haltung und das richtige Benehmen zu entwickeln, um das Herz jeder jungen Dame zu erobern. Und jetzt kam dieser dämliche Adlige, dieser hübsch bemalte und parfümierte Stutzer, der nichts weiter vorzuweisen hatte als den Stand, in den er hineingeboren worden war, und wollte Jaka all das was er gehegt und gepflegt hatte, vor der Nase wegschnappen.
    Jaka sah diese Dinge natürlich nicht mit einem so klaren Blick. Für ihn war die Wahrheit einfach und klar genug: Ihm widerfuhr ein schweres Unrecht, nur wegen der Stellung, in die er hineingeboren worden war. Denn diese erbärmlichen Bauern von Auckney kannten ihn nicht wirklich, und die Größe, die in ihm lag, wurde von dem Schmutz der Felder und Torflöcher verdeckt.
    Der aufgewühlte und trotzige junge Mann fuhr sich mit den Händen durch die braunen Locken und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Du wäschst am besten alles, weil du nicht wissen kannst, was Lord Feringal zu sehen bekommt«, neckte Tori und fuhr mit einem rauen Waschlappen über den Rücken ihrer Schwester, die, wie eine Katze zusammengekauert, in dem dampfend heißen Bad saß. Meralda drehte sich bei diesen Worten um und bespritzte Tori mit Wasser. Das Kichern des jüngeren Mädchens hörte abrupt auf, als Tori den Ausdruck auf Meraldas Gesicht bemerkte.
    »Ich weiß sehr wohl, was Lord Feringal zu sehen bekommen wird«, versicherte Meralda ihrer Schwester. »Wenn er sein Kleid zurückhaben will, wird er hierher kommen müssen, um es sich abzuholen.« »Du willst ihn abweisen?«
    »Ich werde ihn nicht einmal küssen«, verkündete Meralda und hob eine tropfende Faust in die Luft. »Wenn er versucht, mich zu küssen, werde ich …«
    »Du wirst dich wie eine Dame benehmen«, erklang die Stimme ihres Vaters. Beide Mädchen schauten zum Vorhang, durch den der Mann hereinkam. »Geh«, befahl er Tori. Das Mädchen kannte diesen Tonfall gut genug, um ohne Widerrede zu gehorchen.
    Dohni Ganderlay blieb noch einen Moment lang an der Türöffnung stehen, um sicherzustellen, dass die allzu neugierige Tori sich wirklich davonmachte, dann ging er zu der Wanne hinüber und reichte Meralda ein weiches Handtuch, um sich damit abzutrocknen. Sie lebten in einem kleinen Haus, in dem Schamhaftigkeit unangebracht war, so dass es Meralda nicht im Mindesten unangenehm war, als sie aus dem Bad stieg. Dennoch wickelte sie das Tuch um sich, bevor sie sich auf einen in der Nähe stehenden Hocker setzte.
    »Du bist nicht glücklich über die Wendung der Ereignisse«, stellte Dohni fest.
    Meraldas Lippen wurden schmal, und sie beugte sich zur Seite, um mit einer nervösen Hand durch das kalt gewordene Badewasser zu fahren. »Du magst Lord Feringal nicht?«
    »Ich kenne ihn nicht«,

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