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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Worte zu entschlüsseln. Sie schaute wieder zu ihrem Haus hinunter. »Pah, ich glaube, du willst nur Meralda nackt sehen«, sagte sie noch einmal und hüpfte dann fröhlich zum Weg hinunter.
    Sie würde sicher viel Spaß mit Meralda auf seine Kosten haben, dachte Jaka. Er stieß einen seiner tiefen Seufzer aus, drehte sich dann um und ging langsam davon, zu den noch dunkleren Feldern, die weiter oben am Berghang lagen.
    »Verflucht dies Leben!«, rief er aus und reckte die Arme dem aufgehenden Mond entgegen. »Verflucht, dreimal verflucht, und hebt euch hinfort, Fallstricke des elenden Geschicks! Was ist es doch für ein grausames Los, mit ansehen zu müssen, wie Unwürdige mir rauben, was mein ist. Wenn die Gerechtigkeit in brennende Fesseln geschlagen ist. Wenn der Wert eines Mannes an seiner Herkunft gemessen wird. Oh, Lord Feringal labt sich an Meraldas Nacken. Verflucht, du elendes Leben, weiche von mir!«
    Er beendete seine Stegreif-Verse, indem er auf die Knie fiel, sein tränennasses Gesicht mit den Händen bedeckte und sich so eine lange, lange Zeit in seinem Elend suhlte.
    Schließlich verwandelte sich sein Selbstmitleid in Zorn, und Jaka fiel eine neue Zeile ein, um seine Verse abzuschließen. »Wenn die Gerechtigkeit in brennende Fesseln geschlagen ist«, deklamierte er mit vor Wut bebender Stimme. »Wenn der Wert eines Mannes an seiner Herkunft gemessen wird.« Ein Lächeln stahl sich jetzt auf seine unbestreitbar gut aussehenden Züge. »Der elende Feringal labt sich an Meraldas Nacken, doch ihre Jungfräulichkeit wird ihm nicht zu eigen werden!«
    Jaka kam unsicher auf die Beine und blickte erneut zum Vollmond hinauf. »Das schwöre ich«, sagte er knurrend, um dann ein letztes Mal »Verflucht dies Leben« zu murmeln und sich auf den Heimweg zu machen.
    Meralda absolvierte den Abend in gleichmütiger Ruhe, antwortete höflich auf Fragen, die ihr gestellt wurden, und vermied es sorgfältig, die offenkundig unglückliche Dame Priscilla Auck direkt anzusehen. Sie stellte fest, dass sie den Verwalter Temigast recht gerne mochte, hauptsächlich, weil der alte Mann die Unterhaltung in Gang hielt, indem er viele amüsante Geschichten aus seiner Vergangenheit und über den früheren Herrn der Burg, Feringals Vater, erzählte. Temigast entwickelte sogar eine heimliche Zeichensprache, mit der er Meralda half, das jeweils richtige Besteck für die verschiedenen Gänge des Mahls auszuwählen.
    Obwohl der junge Lord von Auckney, der ihr direkt gegenüber saß und sie ohne Unterlass anstarrte, die junge Frau noch immer nicht sonderlich beeindruckte, konnte sie nicht leugnen, dass das köstliche Essen, das die Diener vor ihr ausbreiteten, sie zum Staunen brachte. Aß man auf Burg Auck jeden Tag so etwas – junges Geflügel und Fisch, Kartoffeln und Seegras – Delikatessen, die Meralda noch nie gekostet hatte?
    Nach dem Mahl bestand Lord Feringal darauf, dass sich die Gesellschaft in den Salon zurückzog, einen angenehmen, fensterlosen, quadratischen Raum, der sich im Zentrum des Erdgeschosses befand. Dicke Wände hielten den kalten Meereswind fern, und ein mächtiger Kamin, in dem ein Feuer brannte, das so groß war wie ein Freudenfeuer im Dorf, trug zu der Behaglichkeit des Zimmers bei.
    »Vielleicht würdest du gern noch etwas mehr essen«, bot Priscilla an, doch in ihrer Stimme lag nicht die geringste Freigiebigkeit. »Ich kann es von einer der Mägde herbringen lassen.«
    »Oh, nein, Herrin«, erwiderte Meralda. »Ich könnte keinen Krümel mehr herunterbringen.«
    »Ach wirklich?«, sagte Priscilla. »Aber zumindest hast du dich beim Abendmahl ordentlich vollgestopft, nicht wahr?«, fragte sie mit einem süßen und völlig falschen Lächeln auf dem hässlichen Gesicht. Meralda fand, dass Lord Feringal im Vergleich zu seiner Schwester fast charmant wirkte. Fast.
    Ein Diener kam jetzt herein und brachte ein Tablett mit großen Kristallschwenkern, in denen sich eine bräunliche Flüssigkeit befand, die Meralda nicht erkannte. Zu ängstlich, um es abzulehnen, ergriff sie ihr Glas, und nachdem Temigast einen Trinkspruch ausgebracht und ihr leise zugewinkt hatte, hob sie es und nahm einen herzhaften Schluck. Die junge Frau erstickte fast an dem Brennen in ihrem Hals, als die Flüssigkeit ihre Kehle hinabrann.
    »Wir trinken hier nicht solche großen Mengen von Kognak«, merkte Priscilla trocken an. »Das ist ein bäuerisches Benehmen.« Meralda hätte sich am liebsten unter den Teppich verkrochen. Lord Feringal, der

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