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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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scheint, eine dunkle Seite in sich, einen Hunger nach dem Makabren und die Fähigkeit, das Leiden anderer ohne Mitgefühl beiseite zu schieben, wenn es um den eigenen Vorteil geht.
    Nirgendwo ist dies offenkundiger als beim Sträflingskarneval von Luskan und bei ähnlichen Spektakeln, die vorgeben, der Gerechtigkeit zu dienen. Gefangene, manchmal schuldige, manchmal auch nicht – es spielt keine große Rolle –, werden einem blutrünstigen Mob präsentiert, geschlagen, gefoltert und schließlich in einer bombastischen Vorstellung hingerichtet. Der Magistrat, der diese Vorstellung leitet, bemüht sich, seinen Opfern die auserlesensten Schreie reiner Agonie zu entlocken; seine Aufgabe ist es, die Gesichter der Gefangenen zu den Masken absoluten Grauens zu verzerren, bis ihre Augen das absolute Entsetzen widerspiegeln. Als ich einst mit Kapitän Deudermont von der Seekobold in Luskan war, besuchte ich den Karneval, um Zeuge der »Prozesse« von einigen Piraten zu werden, die wir aus dem Meer gefischt hatten, nachdem wir ihr Schiff versenkt hatten. Der Anblick von tausenden Menschen, die sich um eine große Bühne drängten und vor Entzücken schrien und johlten, als diese erbärmlichen Piraten buchstäblich in Stücke geschnitten wurden, brachte mich fast dazu, Deudermonts Schiff zu verlassen, mein Leben als Piratenjäger aufzugeben und mich in die Einsamkeit der Wälder oder Berge zurückzuziehen.
    Natürlich war Catti-brie da, um mir die Augen für die Wahrheit zu
    öffnen und mich daran zu erinnern, das diese Piraten oftmals die gleichen Foltern an unschuldigen Gefangenen verübt hatten. Sie gestand zwar ein, dass diese Wahrheit nicht den Sträflingskarneval rechtfertigte – Catti-brie war von dem bloßen Gedanken an diesen Ort so angewidert, dass sie nicht einmal in seine Nähe kommen wollte –, doch sie argumentierte, dass eine solche Behandlung von Piraten besser sei, als ihnen zu gestatten, die Meere heimzusuchen. Doch warum? Warum wurde so etwas überhaupt getan?
    Diese Frage hat mich all die Jahre beschäftigt, und auf der Suche nach einer Antwort habe ich mich an die Erforschung einer weiteren Facette jener unglaublich komplizierten Geschöpfe gemacht, die sich Menschen nennen. Aus welchem Grund lassen sich ansonsten völlig vernünftige Leute zu einem solchen Spektakel wie dem Sträflingskarneval herab? Warum fanden sogar Mannschaftsmitglieder der Seekobold, Männer und Frauen, die ich als ehrenhaft und anständig kennen gelernt hatte, Vergnügen daran, sich eine so makabre Zurschaustellung von Folterungen anzusehen? Vielleicht liegt die Antwort in einer Betrachtung der Verhaltensweisen anderer Rassen. Von den Völkern, die allgemein als dem Guten zugewandt gelten, sind die Menschen die Einzigen, die Hinrichtungen und das Foltern von Gefangenen »zelebrieren«.
    Halblingsgesellschaften würden sich niemals an einem solchen Geschehen beteiligen – man hat schon von Halblings-Gefangenen gehört, die an Völlerei gestorben sind. Und auch Zwerge würden dies nicht tun, so aggressiv sie auch sein können. Beim Volk der Zwerge wird mit Straftätern effizient und rasch umgegangen, ohne daraus ein Spektakel zu machen und ohne es öffentlich zur Schau zu stellen. Unter Zwergen entledigt man sich eines Mörders durch einen einzigen Schlag in den Nacken. Das einzige Mal, dass ich Elfen beim Sträflingskarneval gesehen habe, handelte es sich dabei um ein Paar, das zufällig vorbeikam und sich schnell wieder angeekelt davonmachte. So weit ich weiß, gibt es bei den Gnomen überhaupt keine Hinrichtungen, sondern nur lebenslange Haft in einer weitläufigen Zelle.
    Warum also tun es die Menschen? Was ist mit dem Moralempfinden des Menschen los, dass es ein solches Spektakel wie den Sträflingskarneval hervorbringt? Bösartigkeit? Das ist eine zu einfache Antwort, wie ich glaube.
    Dunkelelfen genießen es zu foltern – das weiß ich nur allzu gut! –, und ihre Handlungen entspringen tatsächlich Bösartigkeit und Sadismus und einem wahnsinnigen Verlangen, den dämonischen Hunger der Spinnenkönigin zu befriedigen. Bei Menschen jedoch ist die Antwort, wie es bei ihnen in allen Dingen ist, ein wenig komplizierter. Sicher spielt Sadismus dabei eine Rolle, insbesondere beim Vorsitzenden Magistrat und seinen Folterknechten, doch bei den normalen Zuschauern, den machtlosen armen Schluckern, die das Geschehen bejubeln, entspringt der Genuss aus drei Quellen, wie ich glaube.
    Zum einen sind die Bauern von Faerün ein

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