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Die vergessliche Mörderin

Die vergessliche Mörderin

Titel: Die vergessliche Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Hever vertreten.«
    »Aber Norma war in der Wohnung?«, bohrte Poirot weiter.
    »Ja.« Claudia wirkte auf einmal befangen.
    »Claudia?« Restarick legte seine Hand auf ihren Arm. »Was wissen Sie über Norma? Was? Sie verschweigen uns etwas.«
    »Nein, nichts. Was sollte ich denn wissen?«
    »Sie halten sie für verrückt, nicht wahr?« Stillingfleet sagte es so gelassen, als rede er vom Wetter. »Und das schwarzhaarige Mädchen glaubt das ebenfalls. Und Sie auch«, fügte er hinzu und sah Restarick an. »Alle hier benehmen sich taktvoll und vermeiden das Thema und denken genau dasselbe! Alle – bis auf den Chefinspektor. Der denkt sich gar nichts, der sortiert das Material: verrückt oder eine Mörderin. Was ist mit Ihnen, Madam?«
    »Mit mir?« Mrs Oliver fuhr zusammen. »Ich weiß nicht.«
    »Sie halten mit Ihrem Urteil zurück? Daraus mache ich Ihnen keinen Vorwurf. Es ist schwierig. Die meisten allerdings sind sich über ihre Gedanken klar und verwenden nur verschiedene Bezeichnungen: Nicht alle Tassen im Schrank, verhuscht, eine Schraube locker, von allen guten Geistern verlassen, neurotische Störungen. Glaubt irgen d wer, dass das Mädchen normal ist?«
    »Miss Battersby«, sagte Poirot.
    »Und wer, in drei Teufels Namen, ist das?«
    »Eine Schuldirektorin!«
    »Falls ich jemals eine Tochter haben sollte, schicke ich sie auf die Schule… Natürlich bin ich in einer anderen Situation. Ich weiß es. Ich weiß alles über das Mädchen.«
    Normas Vater starrte ihn an.
    »Wer ist dieser Mann?«, fragte er Neele. »Was meint er mit dieser Behauptung, alles über meine Tochter zu wissen?«
    »Ich weiß alles über sie«, sagte Stillingfleet, »weil sie in den letzten zehn Tagen unter meiner ärztlichen Obhut gewesen ist.«
    »Dr. Stillingfleet«, erklärte Neele, »ist ein erfahrener, bekannter Psychiater.«
    »Und wie ist sie Ihnen in die Hände gefallen, ohne dass jemand meine Erlaubnis eingeholt hat?«
    »Das müssen Sie Mr Schnurrbart fragen«, sagte Dr. Stillingfleet mit einer Kopfbewegung zu Poirot.
    »Sie… Sie…« Restarick war so wütend, dass er nur stottern konnte.
    Poirot entgegnete gelassen: »Ich hatte Ihren Auftrag. Sie wollten, dass Ihre Tochter gefunden und beschützt würde. Nun, ich habe sie gefunden – und es ist mir gelungen, Dr. Stillingfleet für ihren Fall zu interessieren. Sie war in Gefahr, Mr Restarick, in ernster Gefahr.«
    »Wohl kaum mehr als jetzt! Jetzt ist sie verhaftet und steht unter Mordverdacht!«
    »Verfahrenstechnisch ist sie noch nicht angeklagt«, murmelte Neele. Dann sagte er laut: »Dr. Stillingfleet, sind Sie bereit, Ihre ärztliche Meinung über den Geisteszustand von Miss Restarick abzugeben und uns zu sagen, wie weit sie sich ihrer Handlungen bewusst ist?«
    »Wir können den M’Naughten Act für die Gerichtsverhandlung aufheben«, sagte Stillingfleet. »Sie wollen ja nur wissen, ob das Mädchen verrückt oder normal ist. Gut, ich werde es Ihnen sagen: Das Mädchen ist völlig gesund und normal – ebenso gesund und normal wie jeder, der hier Zimmer sitzt!«

24
     
    A lle starrten ihn an.
    »Das hatten Sie nicht erwartet, was?«
    Restarick zischte wütend: »Sie irren sich. Das Mädchen weiß nicht einmal, was es getan hat. Norma ist unschuldig – völlig unschuldig. Man kann sie nicht für etwas verantwortlich machen, von dem sie nicht weiß, dass sie es getan hat.«
    »Vielleicht lassen Sie mich mal ausreden. Ich weiß, wovon ich rede. Sie nicht. Das Mädchen ist gesund und für ihre Taten verantwortlich. Sie wird übrigens gleich hier sein, dann kann sie für sich selbst sprechen. Ja, sie ist noch hier – sie ist mit einer Polizeibeamtin in ihrem Zimmer eingeschlossen. Aber ehe wir ihr Fragen stellen, möchte ich Ihnen gern noch etwas erklären, das Sie alle wissen sollten. Als das Mädchen zu mir kam, war sie bis obenhin voller Rauschgift.«
    »Und das hat er ihr gegeben!«, rief Restarick. »Dieser gemeine, verkommene Kerl!«
    »Dass er damit angefangen hat, glaube ich auch.«
    »Gott sei Dank«, sagte Restarick. »Gott sei Dank!«
    »Wofür danken Sie Gott eigentlich?«
    »Ich habe Sie missverstanden. Ich dachte, Sie wollten sie den Wölfen zum Fraß vorwerfen, als Sie so laut betonten, dass sie normal sei. Ich habe Sie missverstanden. Das Rauschgift war an allem schuld. Das hat sie zu Handlungen getrieben, die sie sonst nie begangen hätte, und deswegen weiß sie auch nichts mehr davon.«
    »Wenn Sie mich endlich zu Wort kommen ließen, statt pausenlos

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