Die Verlobte des Prinzen
unter ständiger Beobachtung zu behalten?“ In seinem Zimmer. Wo sie jetzt auf ihn wartete und sich den Hummer mit der Begeisterung einer Frau schmecken ließ, die sinnlichen Freuden nicht abgeneigt war. „Sie wird nur das zu sehen bekommen, was ich ihr zu sehen gebe. Die Welt erfährt also nur das, was ich sie wissen lassen will.“
„Und wenn sie später mit der Geschichte über die vorgetäuschte Verlobung an die Presse geht?“ Javier musterte Kate eingehend auf dem Monitor.
Instinktiv drückte Duarte auf den Schalter, sodass der Bildschirm schwarz wurde. „Dann wird man alles, was sie sagt, als die Reaktion einer enttäuschten, verlassenen Frau abstempeln. Und selbst wenn eine Handvoll von Leuten ihr Glauben schenken sollte, was interessiert mich das?“
„Dir ist es wirklich egal?“, fragte Javier skeptisch.
„Dann hat sie ihren Zweck erfüllt.“
„Du bist ein kalter Hund.“
„Und du verhältst dich nicht gerade respektvoll dem Mann gegenüber, der dein extrem großzügiges Gehalt zahlt“, konterte Duarte, ohne Javier böse zu sein, da er genau wusste, dass sein Freund recht hatte. Und selbst ein Prinz brauchte Menschen wie ihn, die keine Angst hatten, auch mal unschöne Dinge offen auszusprechen. „Vielleicht bin ich doch nicht so kalt, wie du sagst. Rache ist süß.“ Warum war er dann nicht auf diese Art von Rache bei Javiers Cousine aus? Alys war attraktiv. Sie waren in der Vergangenheit sogar eine kurze Zeit miteinander ausgegangen.
„Hättest du Rache gewollt, dann hättest du dafür sorgen können, dass Kate Harper entlassen oder verhaftet wird. Sie reizt dich.“
Stimmt, dachte Duarte. Aber was war schlimm daran, wenn er mit Kate schlief? Eine Affäre würde doch sogar Sinn machen, weil dadurch ihre Verlobung so viel glaubhafter wirken würde.
„Kate ist … unterhaltsam. Das muss man ihr lassen.“ Sein Leben war in letzter Zeit so schrecklich langweilig gewesen, denn die Arbeit stellte keine wirkliche Herausforderung mehr dar. Wie viele Millionen sollte ein Mann noch verdienen? Er war ein Krieger ohne eine Armee.
Wenn er in San Rinaldo aufgewachsen wäre, hätte er in der Armee gedient. Aber angesichts seiner Vergangenheit war ihm die Möglichkeit, beim Militär in seiner neuen Heimat anzuheuern, verwehrt gewesen.
Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, ein fünfunddreißigjähriger Millionär zu sein, der unter einer Karrierekrise litt. „Außerdem hilft sie mir, meinen Vater zu beruhigen, da der alte Herr so erpicht darauf ist, die nächste Medina-Generation entstehen zu sehen, bevor er stirbt.“
„Wie du meinst, mein Freund.“
Ach, verdammt. Er konnte die Wahrheit vor sich genauso wenig verstecken wie vor seinem Freund. Er war nicht nur wegen Kate aus dem Gleichgewicht geraten, sondern auch, weil er sich Sorgen um seinen Vater machte. Hatte er nicht damals seiner Mutter versprochen, auf Enrique aufzupassen? Aber wie sollte man jemanden vor einer versagenden Leber schützen?
Manchmal fragte er sich, warum Beatriz ihn darum gebeten hatte, wo doch Carlos der Älteste war. Seine Mutter hatte ihn daran erinnert, dass er immer der kleine Soldat in der Familie gewesen war. Schon früh hatte er einen Beschützerinstinkt entwickelt. Genau wie Kate offenbar auch. Das hatte er aus dem Telefonat mit ihrer Schwester herausgehört. Schon komisch, dass sie beide das gleiche Ziel verfolgten – ihre Familie zu beschützen – und dabei so aneinandergeraten waren.
Duarte stand auf und zeigte noch einmal auf den Monitor, auf dem eben noch Kate zu sehen gewesen war. „Lass den aus. Ich kümmere mich um die Sicherheitsvorkehrungen in Kates Suite.“
4. KAPITEL
Zum Glück hatte niemand zugeschaut, denn an den Hummer kam man nicht mit guten Tischmanieren heran. Jetzt spülte Kate den köstlichen Schokoladenkuchen mit einem Schluck Mineralwasser herunter.
Ganz bewusst hatte sie sich für das Wasser und gegen den Rotwein entschieden. In Duartes Gegenwart musste sie unbedingt einen klaren Kopf behalten, vor allem nach diesem Kuss.
Schritte erklangen im Flur, ein fast lautloser Tritt, den sie inzwischen als Duartes erkannte. Vor ihrer Tür blieb er stehen, und Kate hielt den Atem an. Hastig leckte sie die Gabel ab. Ihre Schuhe? Wo hatte sie die ausgezogen, bevor sie sich über das Essen hergemacht hatte?
Die Tür wurde aufgestoßen.
Ihr blieb keine Zeit mehr, also blieb sie sitzen und versteckte die nackten Füße unter dem Stuhl. Duarte füllte den Türrahmen, und Kate wurde
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