Die Verlockung des Glücks Teil 2
tatsächlich dauert es keine zwei Minuten, bis die Presseleute uns belagern und indiskrete Fragen stellen. Ich sage einfach nichts und lächele nur gleichbleibend, so sehr, dass ich mir sicher bin, dass mir später das Gesicht wehtun wird.
Matt legt seinen Arm fest um meine Taille.
„Die Presseleute sind nur die erste halbe Stunde hier, dann müssen sie gehen. Gleich geschafft! Nur noch ein bisschen tapfer sein!“ Beruhigend flüstert er in mein Ohr. Ich nicke einfach nur und bemühe mich, bloß nicht mit dem Lächeln aufzuhören.
Routiniert beantwortet Matt alle Fragen der Presse und ich bin, wieder einmal mehr, erstaunt darüber, wie normal und mühelos das bei ihm erscheint. Mit Stolz geschwellter Brust höre ich, dass er mich überall ganz offiziell als seine Lebensgefährtin vorstellt. Und als einmal jemand der Pressefuzzis das Wort an mich richtet und ich stotternd zu antworten beginne, springt Matthew sofort für mich ein und übernimmt. Ich lächele und lächele und lächele und warte angstvoll auf den Augenblick, in dem ich einen Krampf im Gesicht bekomme vor lauter Lächelei.
Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und ich atme erleichtert durch.
Für mich ist es beim besten Willen nicht nachvollziehbar, dass es Menschen gibt, die sich gerne in der Öffentlichkeit bewegen und keine Möglichkeit auslassen, fotografiert zu werden oder sonst irgendwie im Rampenlicht zu stehen.
„Und, war es sehr schlimm?“ Matt gibt mir einen Kuss und streicht mir sanft über den Rücken.
„Angenehm ist zumindest anders …“
„Wenn wir später zu Hause sind, dann mache ich es wieder gut“, schnurrt er in mein Ohr und mein Herzschlag beschleunigt sich umgehend. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, ihn hier und jetzt auf die Toilette zu zerren, um sein Versprechen sofort einzulösen. Leider komme ich nicht dazu. Und um ehrlich zu sein, wird der Abend auch nicht viel angenehmer. Denn nun ist zwar die Presse weg, dafür bin ich jetzt den neugierig-musternden Blicken von Matthews Teamkameraden und deren Begleitungen ausgesetzt. Matt führt mich herum, stellt mich vor und ich schüttele zig verschiedene Hände und bekomme so viele neue Namen gesagt, dass ich mir unmöglich alle merken kann.
Nach einer weiteren halben Stunde fühle ich mich völlig erledigt, aber ich denke, jetzt weiß wirklich jeder hier, dass ich Matts neue Freundin bin. Anscheinend war ihm das wichtig, was mir im Prinzip gut gefallen sollte. Allerdings überfordern mich so viele fremde Menschen einfach. Und vielleicht bin ich ein bisschen paranoid, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mehr als einmal ein deutliches „Was will er denn bitte mit der?“ in den Gesichtern, vor allem denen der Frauen, habe lesen können. Ich bin weder sonderlich hübsch noch hässlich. Aber zwischen all diesen Zuchthühnchen muss ich wirken wie ein hässliches Entlein.
Chelsea könnte hier allerdings perfekt mitgackern!
Mit ihr würde Matt wohl von niemandem schief angesehen werden. Und da sie ständig lächelt, hätte sie, ganz im Gegensatz zu mir, morgen bestimmt auch keine Schmerzen davon im Gesicht.
Matt scheint das alles nichts auszumachen. Er steht immer noch neben mir, den Arm fest um mich gelegt und lächelt voller Stolz und Selbstbewusstsein. Seine unumstößliche Selbstsicherheit sorgt auch dafür, dass ich mich ein bisschen besser fühle. Allerdings wirklich nur ein bisschen.
„War es das jetzt, oder willst du mich auch noch schnell dem Hausmeister vorstellen?“ Ich seufze schwer und lächele dabei, um meinen Worten ein bisschen die Schärfe zu nehmen. Für einen Moment lässt sein liebevoller Blick mich alle negativen Gefühle, die mich gerade beherrschen, vergessen. Ich versinke in seinem Lächeln und vergesse alles andere und starre ihn nur an. Unglaublich, dass dieser Mann mir gehört!
„Dem Hausmeister nicht. Aber da drüben stehen der Coach und unser Wide Receiver. Und danach hast du es geschafft!“ Er führt meine Hand zu seinem Mund und küsst meine Fingerspitzen. „Noch einmal kurz tapfer sein und dann hole ich uns etwas zu trinken. In Ordnung?“ Das ist ein Versprechen, das dafür sorgt, dass ich mich ohne jeglichen Widerstand von ihm mitziehen lasse.
Die beiden Männer scheinen in ein Gespräch vertieft, doch als sie uns auf sie zukommen sehen, schauen sie in unsere Richtung und lächeln. Irgendwie scheint jeder Mensch heute Abend nichts anderes zu tun, als ebendies: Sie alle lächeln, als würde ihr Leben
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