Die Verlockung des Glücks Teil 2
wohl wieder zu Hause?“ Sie mustert mich und grinst breit und irgendetwas daran lässt mich stutzig werden.
„Ist er. Warum fragst du?“, antworte ich ihr vorsichtig und taxiere ihre Reaktion.
Sie leckt sich kurz über die Lippen, dann wird ihr Grinsen noch breiter.
„Man sieht’s!“ Sie klappt die Sonnenblende an meiner Seite herunter, sodass ich mich im Spiegel betrachten kann. Mein Hals ist übersät von lauter kleinen, eindeutigen blauen Flecken, die seine Bisse dort hinterlassen haben.
„Scheiße!“, murmele ich und spüre, wie mein Gesicht tiefrot anläuft . Sarah beginnt, neben mir ausgelassen zu kichern.
„Du siehst aus, als hättest du einen netten Abend gehabt …“
„Das Schlimme ist ja, dass gar nichts ging, weil mein Arm ständig im Weg war …“, gestehe ich zerknirscht und stimme dann in ihr ansteckendes Lachen mit ein.
„Verdammt, so kann ich mich gleich nicht sehen lassen! Die nehmen mich doch keine Sekunde mehr ernst, wenn ich da so auftauche!“ Ich zupfe an meinem Kragen herum, in einem vergeblichen Versuch, das Schlimmste zu verstecken.
Sarah beobachtet mich, immer noch lachend, aus den Augenwinkeln. An der nächsten roten Ampel nimmt sie schließlich schmunzelnd ihr Halstuch ab und reicht es mir.
„Hier“, sagt sie, „binde dir das um. Das sollte alles verstecken. Ich bin schließlich froh, dass ich dich für das Projekt gewinnen konnte und will dich nicht gleich wieder verlieren. Nur weil du dich dort nicht hin traust, mit den Tausenden von Knutschflecken.“
Dankbar nehme ich ihr das Tuch aus der Hand und kontrolliere im Spiegel, ob es wirklich alles verdeckt, was es verdecken soll. Erleichtert seufze ich auf.
„Gut!“, sagt Sarah und mustert mich grinsend. „ Außerdem soll nämlich niemand denken, ich wäre vielleicht das vampirartige Wesen, das dies verursacht hat.“
Erstaunt glotze ich sie an. „Du? Wieso du?“
„Wusstest du nicht, dass ich jetzt deine Geliebte bin?“ Sie bringt den Wagen an der nächsten roten Ampel zum Stehen und greift hinter sich, um mir eine Zeitung zu reichen. Auf der Titelseite ist erst ein Bild von Sarah, auf dem sie der Presse lächelnd Kusshände zuwirft und aussieht, wie ein megasexy Pin-up Girl. Und dann ist da ein Bild von uns beiden, auf dem sie die Hand auf meine Schulter gelegt hat und mit der anderen die Tür aufschließt.
Hat Matthew Johnsons Freundin eine Geliebte?
Prangt in Fettschrift über den Bildern. Stirnrunzelnd lese ich weiter.
Sind Matt Johnsons Freundin die kühler werdenden Nächte zu einsam geworden?
Vorgestern haben wir mit Erstaunen festgestellt, dass Sophie Adam, die aktuelle Gespielin des allseits beliebten Bostoner Quaterbacks, sich auch in dessen Abwesenheit anscheinend gut zu helfen weiß.
Während er bei einem Auswärtsspiel war, um für uns einen wichtigen Sieg nach Hause zu tragen, hat sich die ansonsten eher unscheinbare Sophie offenkundig anderweitig amüsiert. Und es dabei mal so richtig krachen lassen! Und zwar mit der Frau, die dem ein oder anderen bereits als die Schwester des Wide Receivers Grayson White bekannt sein dürfte.
Die beiden Frauen schienen sich zumindest so gut zu verstehen, dass sexy Sarah gleich über Nacht geblieben ist.
Armer Matt – hast D u das wirklich verdient? Wir hätten trotzdem gerne Mäuschen gespielt.
Fassungslos starre ich abwechselnd auf den Artikel und auf Sarah, die in hemmungsloses Gelächter ausbricht.
„Sexy Sarah! So wollte ich immer schon heißen!“ Sie wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel und parkt gleichzeitig das Auto ein. Ich würde das Ganze gerne genauso locker sehen können. Und vermutlich könnte ich das auch, wenn ich mich nicht gleichzeitig so entsetzlich beobachtet fühlen würde. Und ungerecht behandelt. Als ob ich Matt betrügen würde, mit wem auch immer. Diese Unterstellung tut mir weh.
Mit einem tiefen Seufzen steige ich aus dem Auto.
Das kommt davon, wenn man liest, was in der Zeitung steht!
Seit dem Artikel über meine gelben Zähne, habe ich ganz bewusst vermieden, Klatsch und Tratsch über Matt und mich zu lesen. Ich weiß, dass ich kein dickes Fell habe und mit bösartigem Klatsch und Tratsch nicht gut umgehen kann. Sarah konnte das natürlich nicht ahnen und der Artikel über uns beide ist ja irgendwie auch so abstrus, dass man ihn gar nicht ernst nehmen kann. Nur mir gelingt das trotzdem. Vielleicht war der Stress der letzten Tage auch einfach zu viel für mich.
Gott sei Dank lenkt
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