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Die verlorene Kolonie

Die verlorene Kolonie

Titel: Die verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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sie nicht lesen. Irgendwas mit b … a … bast … ah, es heißt bastión . Ja, ganz sicher, bastión , Festung!“
    „Das passt zu Rodriguez Perrez‘ Bericht von der großen Mauer um die Siedlung. Und es würde auch diesen eingezeichneten Stern erklären. Das sieht aus wie eine Zitadelle mit sternförmig angeordneten Wallschilden als Befestigung.“
    „Stimmt. Aber was heißen die anderen beiden Worte?“, drängte Addy ungeduldig. „Lasst mich mal!“
    Ich gab ihr die Lupe und nun war es Addy, die sich tief über die Karte beugte, bis ihre braunen Haare auf das Papier fielen und wie Wellen die Küstenlinien umspielten.
    „Hmmm“, brummte sie nachdenklich. „Der erste Buchstabe ist ein T … nein, ein P! Der Bogen ist durch deine Schaberei beschädigt worden, Jerry. Aber mit Sicherheit ist das ein P. Der zweite ist ein U und der dritte ein … E, dann folgten ein R, ein T und ein A. Puerta! “
    „Tür? Tor? Was soll das bedeuten?“, fragte Ben mit gerunzelten Augenbrauen. „Etwa ein Tor in der Mauer der Bastion?“
    „Schhht, da steht noch mehr. Hinter einem Bindestrich. Ist ganz schön verkratzt.“ Addy klang vorwurfsvoll. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und gähnte erneut. „Ist das ein S am Anfang? Der zweite Buchstabe ist jedenfalls ein I, ich kann den Punkt erkennen, dann folgen zwei gleiche Schriftzeichen, wahrscheinlich zwei L. Das letzte ist ein A. ILLA.“
    „ILLA“, wiederholte ich und fühlte mich an das Buchstabenrätsel auf der Keksdose erinnert. Ich seufzte, meine Augen wollten kaum noch offenbleiben.
    „Ich hab‘s!“, rief Ben mit einem Mal. „Das heißt Puerta-Villa ! Vermutlich der Name der Siedlung, Rodriguez Perrez hatte ihn also doch erfahren.“
    „Dann war er bestimmt auch drin!“, sagte Addy.
    „Aber, warum …“, ich gähnte so laut, dass mein Kiefer knackte, „warum hat er das dann nicht in seinem Bericht geschrieben? Und warum hat er … oder jemand anderes … die Stelle auf der Karte mit Papier überklebt?“ Ich musste erneut gähnen.
    „Mann, Leute! Wisst ihr, was das bedeuten könnte?“ Ben schien noch etwas wacher zu sein, als wir anderen. Er rutschte unruhig hin und her. Aber ich hatte keine Ahnung, worauf er anspielte. Meine Gedanken waren einfach zu zäh.
    „Kapiert ihr es nicht?“ Er tippte sich an die Stirn. „Die Siedlung sollte geheim bleiben.“
    „So weit war ich auch schon gekommen“, erwiderte ich lahm.
    „Na klar! Wenn sie geheim bleiben sollte, bedeutet das, es hat sie tatsächlich gegeben! Und wenn es sie tatsächlich gegeben hat, dann …“ Er sah uns an, als wolle er uns dazu animieren mitzuraten, aber wir starrten ihn einfach nur ausdruckslos an. „Wenn da zu dem Zeitpunkt wirklich eine Siedlung war, dann ist es möglich, dass Eleanor Dare mit ihrer Tochter dorthin geflohen ist! Nach Puerta-Villa ! Schnallt ihr das jetzt?“
    Unter großer Anstrengung brachte ich mein nur noch an Schlaf denkendes Hirn dazu, Bens Theorie zu überprüfen. Es lag eine gehörige Distanz zwischen Roanoke und Puerta-Villa . Beinahe 250 Meilen! Und die Dare-Familie war zu Fuß unterwegs gewesen in unwegsamem Gelände voller Gefahren. Das war kaum schaffbar. Aber vielleicht waren sie ja doch mit den Booten gereist. Wenn man sich immer in Sichtweite der Küste hielt, konnte man navigieren, ohne die Seefahrt groß erlernt zu haben. An Bens Vermutung könnte also etwas dran sein. Ich spürte einen Restfunken Aufregung aufglimmen und ich trieb mein Hirn noch einmal an. Aber meine Gedanken verhielten sich wie eine müde Herde Rinder, die zu träge war, um weiterzulaufen.
    „Wenn du recht hast, Ben“, hörte ich mich lallen, „und Eleanor Dare ist zusammen mit den anderen Siedlern von Roanoke nach Puerta-Villa gelangt, dann muss die Legende neu geschrieben werden und wir hätten das Rätsel um die verlorene Kolonie gelöst!“
    „Drei Geschichts-Studenten aus Queens“, murmelte Addy. Ihre Augen waren schon ganz klein vor Müdigkeit. „Aber bitte lasst uns damit erst morgen anfangen, ja? Ich bin jetzt einfach zu müde dafür, eine Legende umzuschreiben.“ Sie wollte sich erheben, schien es aber nicht zu schaffen. Ich sah ihr mit umwölkter Sicht dabei zu und merkte nicht, wie sich mein Geist langsam abschaltete und mir die Augen zufielen.

    Ich erwachte mit dem Gesicht auf der Karte. Verwundert richtete ich mich auf und schaute mich um. Neben mir lagen Ben und Addy und schliefen. Ein Blick auf mein iD verriet mir, dass es kurz vor Mitternacht war. Wir

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