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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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dem mit Puffern versehenen Metallgeländer vorbei, das die Besucher von der Kugel und vor allem die Kugel von den Besuchern fernhalten sollte.
    Billy Kong saß etwa zehn Tische von ihnen entfernt und machte ihnen mit den Augenbrauen Zeichen. Er war nicht allein. Außer ihm wackelte niemand mit den Augenbrauen, aber drei Männer saßen neben ihm am Tisch, und mehrere andere hatten sich rund um die Bar verteilt. Kong hatte Minerva auf dem Schoß. Er hielt sie energisch am Unterarm fest. Ihre Schultern waren angespannt, aber ihr Gesichtsausdruck verriet trotzigen Stolz.
    »Nun?«, sagte Artemis zu Butler.
    »Mindestens zwölf«, erwiderte der Leibwächter. »Billy scheint Freunde in Taiwan zu haben.«
    »Von denen ist zum Glück keiner unsichtbar«, sagte Artemis und klappte die Serviette auf.
    Schick den Dämon zu dem reservierten Tisch stand dort. Ich schicke das Mädchen rüber. Keine Tricks, oder es gibt Tote.
    Er zeigte Butler die Serviette. »Was denken Sie?«
    Butler warf einen kurzen Blick auf die Botschaft. »Ich glaube nicht, dass er hier irgendwas versuchen wird. Zu viele Kameras. Die Sicherheitsleute haben ihn auf dem Film. Oder zumindest irgendein Tourist. Falls Kong uns linken will, dann draußen.«
    »Und bis dahin sollte es zu spät sein.«
    »Das hoffen wir zumindest.«
    Die Kellnerin kam mit einem Bambustablett zurück, auf dem eine Tonkanne und drei Gläser standen. Artemis schenkte sich in aller Gemütsruhe ein Glas von der dampfenden Flüssigkeit ein.
    »Wie fühlst du dich, Nummer Eins?«
    »Mein Bein tut ein bisschen weh.«
    »Das Schmerzmittel lässt nach. Ich sage Butler, dass er dir nachher noch eine Spritze geben soll. Bist du bereit? Es wird alles gut gehen, das verspreche ich dir.«
    »Und ich muss nichts weiter tun, als die Hand aufzumachen?«
    »Genau, sobald wir im Aufzug sind.«
    »Das ist alles? Soll ich den bösen Mann vielleicht mit witzigen Bemerkungen ablenken, wie du es mit Holly machst?«
    »Nein, das wird nicht nötig sein. Mach einfach die Hand auf.«
    »Soll ich verängstigt gucken?«
    »Könnte nicht schaden.«
    »Gut. Ich denke, das kriege ich hin.«
    Butler hatte auf vollen Aktionsmodus umgeschaltet. Für gewöhnlich hielt er sich zurück und ging leicht gebeugt, um nicht aufzufallen. Doch jetzt war er zu voller Größe aufgerichtet und stand unter Spannung, jederzeit einsatzbereit. Die Augen leuchteten durchdringend, die Muskeln in seinem Nacken wölbten sich wie bei einem Stier. Da begegnete sein Blick dem von Billy Kong und bohrte sich förmlich in dessen Augäpfel. Selbst über den belebten Raum hinweg war die Feindseligkeit greifbar. Ein paar besonders sensible Restaurantgäste wurden plötzlich nervös und hielten Ausschau nach den nächstgelegenen Toiletten.
    Als er das Blickemessen mit Billy Kong beendet hatte, ging Butler in die Hocke, um Nr. 1 letzte Instruktionen zu erteilen. »Du gehst ganz einfach zu dem Tisch mit dem Reserviert -Schild. Warte, bis Minerva ebenfalls dort angekommen ist, dann geh weiter zu Kong und seinen Leuten. Wenn sie sofort mit dir verschwinden, zähl bis zwanzig und öffne deine Hand. Wenn sie warten, bis wir weg sind, öffne die Hand, sobald der Aufzug sich hinter uns geschlossen hat. Verstanden?«
    »Ich verstehe alles, egal, in welcher Sprache Sie mit mir reden.«
    »Bist du bereit?«
    Nr. 1 holte tief Luft. Er spürte, dass sein Stummelschwanz vor Nervosität zitterte. Seit er aus dem Zeittunnel gekommen war, fühlte er sich ein bisschen benommen. Wie sollte man das alles verarbeiten? Wolkenkratzer zum Beispiel. Häuser, die tatsächlich an den Wolken kratzten - das war doch verrückt.
    »Ich bin bereit«, sagte er.
    »Na, dann mal los. Viel Glück.«
    Nr. 1 machte sich auf den langen, einsamen Marsch zurück in die Gefangenschaft. Trauben von Menschen drängten sich um ihn herum, aufgeregt, schwitzend, kauend, mit seltsamen Apparaten in der Hand, die sie sich gegenseitig zeigten.
    Das dürften wohl Kameras sein.
    Die Mittagssonne schien durch die riesigen Fenster und ließ das silberne Pendel aufleuchten wie eine Discokugel. Er wich den Tischkanten aus, die genau auf Kopfhöhe im Weg auftauchten. Kellner und Kellnerinnen eilten mit beladenen Tabletts umher. Gläser fielen zu Boden, Kinder schrien.
    Zu viele Leute , dachte Nr. 1. Ich vermisse die Dämonen. Sogar Abbot. Na ja, den vielleicht nicht.
    Schließlich erreichte er den reservierten Tisch. Er musste sich auf die äußersten Zehenspitzen stellen, um die kleine Karte mit der

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