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Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorenen Spuren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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Ihnen in einem Bahnhofsrestaurant, liebe Katy, weil ich fürchte, dass das Ganze, wenn ich es nicht sofort festhalte, verschwinden und ich morgen früh aufwachen und feststellen könnte, dass es alles nur Einbildung war. Nichts von dem, was ich Ihnen berichte, wird Ihnen gefallen, aber Sie sind der einzige Mensch, dem ich mich anvertrauen kann, und irgendjemandem muss ich mich anvertrauen. Verzeihen Sie mir also im Voraus, liebe Katy. Und wenn Sie schlecht von mir denken, bitte tun Sie es mit Güte und erinnern Sie sich daran, dass ich immer noch Ihre kleine Reisegefährtin von einst bin.
    Heute ist etwas passiert. Ich verließ gerade Dr. Tomalins Krankenhaus und blieb vor der Tür stehen, um meinen Schal zu richten. Ich schwöre Ihnen, Katy, und Sie wissen, dass ich keine Lügnerin bin, dass ich nicht absichtlich stehen geblieben bin. Aber als ich hörte, wie die Tür hinter mir aufging, wusste ich sofort, dass es der junge Mann war (den ich, glaube ich, ein oder zwei Mal erwähnt habe), der dort stand.
    Katy Ellis hatte den letzten Satz unterstrichen und eine Randnotiz dazu gemacht, und zwar in so energischer Schrift, dass Laurel sich genau vorstellen konnte, wie empört sie war: Ein oder zwei Mal erwähnt! Die Selbsttäuschung der Liebestrunkenen kann einen doch immer wieder in Erstaunen versetzen . Liebestrunken. Laurel hatte einen Kloß im Magen, als sie sich wieder auf Viviens Brief konzentrierte. Hatte Vivien sich in Jimmy verliebt? War es das, was den »harmlosen« Plan zum Scheitern verurteilt hatte?
    Und er war es. Jimmy trat aus dem Haus, und wir wechselten ein paar Worte über einen lustigen Vorfall unter den Kindern. Er brachte mich zum Lachen – er ist wirklich amüsant, Katy –, und ich liebe amüsante Menschen, Sie nicht auch? – mein Vater war sehr amüsant, er brachte uns immer zum Lachen –, und dann fragte er mich ganz selbstverständlich, ob er mich nach Hause begleiten dürfe, da wir ja die gleiche Richtung hätten, worauf ich entgegen alle Vernunft Ja sagte.
    Während Sie den Kopf schütteln (ich sehe Sie direkt vor mir an dem kleinen Schreibtisch unter dem Fenster, von dem Sie mir erzählt haben – steht eine Vase mit frischen Pfingstrosen auf einer Ecke? Aber natürlich, wie kann es anders sein), lassen Sie mich Ihnen erklären, warum ich Ja gesagt habe. Seit Wochen hatte ich Ihren Rat befolgt und war ihm so gut wie möglich aus dem Weg gegangen, aber neulich hat er mir etwas geschenkt – er wollte sich damit bei mir entschuldigen, wofür, will ich jetzt nicht näher erklären, außer dass es ein kleines Missverständnis gegeben hatte. Bei dem Geschenk handelte es sich um ein Foto. Ich will es hier nicht näher beschreiben, es mag genügen, wenn ich erwähne, dass das Motiv mir das Gefühl gab, er hätte in meine Seele geschaut und die Welt gesehen, die ich seit meiner Kindheit darin verborgen halte.
    Ich habe das Foto mit nach Hause genommen und es gehütet wie ein eifersüchtiges Kind, habe es bei jeder Gelegenheit hervorgeholt, um jede Einzelheit darauf zu betrachten, und es dann wieder in dem Safe hinter dem Porträt meiner Großmutter im Schlafzimmer eingeschlossen – so wie ein Kind einen kostbaren Gegenstand versteckt, nur um ihn für sich ganz allein zu haben, und irgendwie wurde es mir dadurch nur noch umso wertvoller. Er hat natürlich gehört, wie ich den Kindern im Krankenhaus Geschichten erzähle, und ich will gar nicht behaupten, dass seine Wahl des Geschenks etwas »Magisches« hatte, und doch hat es mich tief gerührt.
    Das Wort »Magisches« war unterstrichen und am Rand mit einer Bemerkung von Katy Ellis versehen:
    Natürlich behauptet sie genau das! Ich kenne Vivien, und ich weiß, wie stark ihre Fähigkeit zu glauben ist. Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich durch meine Arbeit gewonnen habe, ist, dass man niemals einem Glaubenssystem, das man als Kind erworben hat, wirklich entkommen kann. Es mag für eine Weile in Vergessenheit geraten, aber in Notzeiten meldet es sich wieder zu Wort und nimmt die Seele, die es geformt hat, in Besitz.
    Laurel dachte an ihre eigene Kindheit und fragte sich, ob das stimmte, was Katy da behauptete. Mehr noch als irgendeinen Gottesglauben hatten ihre Eltern ihnen den Wert der Familie vor Augen gehalten. Vor allem ihre Mutter war da führend gewesen. Oft hatte sie gesagt, sie habe den Wert der Familie zu spät erkannt. Und Laurel musste zugeben, dass die Nicolsons in Zeiten der Not wirklich zusammenhielten, so wie sie es als

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