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Die Verlorenen von New York

Die Verlorenen von New York

Titel: Die Verlorenen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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nächstes Jahr noch Colleges gibt.«
    »War’s das, was du mir sagen wolltest?«, fragte Alex. »Wozu dann die Heimlichtuerei? Meinst du, es merkt keiner, wenn du weg bist?«
    »Das will ich doch hoffen, dass man das merkt«, sagte Chris. »Sonst wären ja all meine Jahre hier umsonst gewesen.«
    Alex musterte ihn aufmerksam. Chris besaß die natürliche Überheblichkeit eines Menschen, dem immer alles zugeflogen war. Sie trugen beide die gleiche Uniform, aber bei Chris wirkte sie irgendwie passender, selbstverständlicher. Er kannte Chris nun schon seit fast fünf Jahren, und während all dieser Zeit hatte er sich mit ihm einen erbitterten Kampf geliefert. Aber auch wenn Alex hin und wieder einen Sieg errungen hatte, war er nie zur Ruhe gekommen. Immer wartete schon wieder ein neues Duell, ein nächster Kampf, bei dem Alex beweisen musste, dass er ebenso clever, kompetent und erfolgreich war wie Chris. Carlos war ihm nie ein so mächtiger Rivale gewesen.
    »Ich wünsch dir alles Gute«, sagte Alex. »Die Vincent de Paul wird dich vermissen.«
    »Danke«, sagte Chris. »Um ehrlich zu sein, werde ich dich am meisten vermissen. Du hast dafür gesorgt, dass ich mich wirklich mal anstrengen musste. Aber deswegen erzähl ich dir das alles nicht, nicht für so eine rührselige Abschiedsszene, die wollte ich ja gerade vermeiden. Deshalb habe ich niemandem Bescheid gesagt.«
    »Weshalb dann?«
    Chris sah plötzlich verlegen aus. Alex konnte sich nicht erinnern, das je zuvor bei ihm gesehen zu haben. »Ich weiß, dass mich deine Familienangelegenheiten nichts angehen«, sagte Chris. »Aber du kennst das ja. Man hört so allerlei. Dein Vater ist gar nicht in New York, oder?«
    Alex schüttelte den Kopf.
    »Hab ich’s mir doch gedacht«, sagte Chris. »Ich wusste noch, dass du irgendwann vor dieser ganzen Sache mal erwähnt hattest, er müsse zu einer Beerdigung nach Puerto Rico. Habt ihr von ihm gehört? Geht’s ihm gut?«
    »Wir hoffen es«, sagte Alex. »Aber wir wissen es nicht genau.«
    »Klar«, sagte Chris. »Was weiß man heutzutage schon genau? Mein Vater meint, es wird alles noch sehr viel schlimmer werden. Und der muss es wissen. Er hat enge Beziehungen zum Bürgermeister, da hört man natürlich so einiges. Und er arbeitet bei einer Versicherung, da kriegt er sowieso schon eine Menge mit. Sagen wir einfach, er kann die Situation vermutlich deutlich besser einschätzen als Pater Mulrooney, und er will meine Mutter, meine Schwester und mich so bald wie möglich hier rausbringen.«
    »Wie kommt ihr denn da hin, nach South Carolina?«, fragte Alex. »Gibt es wieder Flüge?«
    »Nein, mit dem Auto«, erklärte Chris.
    »Aber im Radio erzählen sie doch ständig, dass das Benzin knapp wird«, wandte Alex ein.
    »Wenn man genug Geld hat, gibt es immer Benzin«, sagte Chris. »Benzin, Lebensmittel, Unterkunft. Geld und Beziehungen.« Einen Moment lang sah er fast beschämt aus. »Das wird sich auch bald ändern, meint mein Vater«, sagte er. »Dann gibt’s nur noch Tauschhandel. Aber im Augenblick kommt man noch mit Bargeld durch. Das wollte ich dich auch noch fragen. Wie sieht’s damit bei euch aus? Habt ihr genug Geld? Geht deine Mutter arbeiten?«
    Alex sah schon vor sich, wie Chris gleich sein Portemonnaie zücken und ihm einen Zwanziger in die Hand drücken würde. Bei der Vorstellung wurde ihm übel. »Wir kommen zurecht«, sagte er. »Wahrscheinlich besser als viele andere.«
    »Gut«, sagte Chris. »Freut mich zu hören. Pass auf, ich wollte dir die Visitenkarte meines Vaters geben. Er kennt dich gut. Ist ja auch kein Wunder, wo wir schon seit fünf Jahren einander die Köpfe einrennen. Offen gestanden kann ich diese Vorträge über den tollen Alex Morales, an dem ich mir mal ein Beispiel nehmen soll, bald nicht mehr hören. Mein Vater hat dich schon seit längerem im Blick. Er lässt dir ausrichten, dass, wenn du oder sonst jemand aus deiner Familie irgendetwas braucht, irgendwas Wichtiges, ihr euch an ihn wenden sollt. Natürlich nicht wegen irgendeiner Lappalie. Aber wenn’s wirklich ernst wird, und das kannst du selbst am besten beurteilen, dann sollst du zu ihm ins Büro kommen und ihn um Hilfe bitten. Erzähl das aber niemandem weiter. Dad hat in letzter Zeit ziemlich viel um die Ohren, und er hat mir eingeschärft, dass dieses Angebot nur für dich gilt. Weil dein Vater nicht da ist. Und weil er gern hätte, dass ich ein bisschen mehr so wäre wie du.«
    »Danke«, sagte Alex und nahm die Karte von

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