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Die Vermessung des Körpers

Die Vermessung des Körpers

Titel: Die Vermessung des Körpers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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vieles andere interessant – Gespräche, Witz, Intelligenz, Charakter –, doch betrifft dies mehr die Frage, ob jemand einen guten Kameraden abgeben könnte. Was den Körper angeht, dreht sich bei der Attraktivität – biologisch gesprochen – alles um die Fortpflanzungsmöglichkeit. Sie ist entscheidend für die Attraktivität. Alles andere ist Kameradschaft.
    Was also macht jemanden attraktiv? Es gibt eine Reihe von Schlüsselfaktoren, darunter:
Jugend: Es spielt keine Rolle, wie alt oder jung man selbst ist. Die Jugend einer anderen Person bedeutet, dass sie bessere Fortpflanzungschancen bietet (vorausgesetzt, sie hat die Geschlechtsreife erreicht).
Gesundheit ist ein essenzielles Kriterium für den biologischen »Wert« eines potenziellen Partners.
Symmetrie: Wir fühlen uns von Menschen angezogen, die einen symmetrischen Körper und insbesondere ein symmetrisches Gesicht haben. Dies ist in vielen Versuchen nachgewiesen worden, bei denen man kleine Veränderungen auf Fotografien vorgenommen hat. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Asymmetrie mit schlechtem Gesundheitszustand assoziiert wird.
Zugänglichkeit: Ist das Ziel die Fortpflanzung, schätzen wir es aus verständlichen Gründen, wenn unsere Zuneigung erwidert wird, damit die Begegnung ohne Aggression über die Bühne geht.
    Ein interessantes Experiment zeigt, welchen Anteil gegenseitige Zuneigung an der Attraktivität hat. Wenn man Menschen Fotografien von Gesichtern zeigt, von denen einige retuschiert worden sind, um die Pupillen zu vergrößern, dann wirken diese Bilder deutlich attraktiver auf die Probanden als dieselben Fotos mit kleineren Pupillen. Das liegt daran, dass sich die Pupillen vergrößern, wenn man jemanden attraktiv findet – es ist eine unfreiwillige Reaktion. Sieht man also das Bild eines Menschen mit erweiterten Pupillen, schließt das Gehirn daraus, dass dieses Gegenüber interessiert an einem ist, also findet man den anderen attraktiver.
Vögel tun es, Bienen tun es . . .
    Das zweifellos bizarrste Experiment zur Untersuchung menschlicher Attraktivität (und es wurden eine Menge äußerst bizarrer Versuche durchgeführt) nutzte Hühner. Forscher an der Universität von Stockholm hatten Hühner darauf dressiert, männliche und weibliche Gesichter auseinanderzuhalten. Man stellte fest, dass die Hühner eine Vorliebe für Gesichter zeigten, die auch von Menschen generell als attraktiver empfunden worden wären. Dies war zwar ein begrenztes Experiment und daher sicher nicht valide, doch scheint es darauf hinzudeuten, dass dieselben grundlegenden Merkmale der Attraktivität selbst von nicht-menschlichen Beobachtern wahrgenommen werden.
    Freilich sind Attraktivität und Verliebtsein zwei Paar Schuhe – doch auch der Vorgang des Sich-Verliebens wurde in wissenschaftlichen Tests untersucht. Viele Menschen verhalten sich eine Zeit langrecht ungewöhnlich, wenn sie sich in jemanden verlieben. Untersuchungen zu dem Protein, das den Neurotransmitter Serotonin ins Gehirn transportiert, haben gezeigt, dass Menschen, die frisch verliebt waren, regelmäßig ein ungewöhnliches Muster in den Bereichen aufweisen, die den Neurotransmitter empfangen. Dies impliziert, dass die Chemie des Gehirns in einer Weise verändert wird, wie es sonst bei Menschen der Fall ist, die an einer Zwangsstörung leiden.
    Obgleich Anziehung und der Akt der Vereinigung als Paar einen ganzen Haufen verschiedener Konsequenzen mit sich bringen, ist der zugrunde liegende biologische Trieb die Reproduktion. In unserer modernen Gesellschaft neigen wir dazu, diesen Punkt geflissentlich zu übersehen, weil wir diesbezüglich keine freie Wahl haben und uns der Gedanke nicht gefällt, dass unser Körper über unser Gehirn bestimmt. Es gibt jedoch keinerlei Zweifel daran, dass unser Verhalten maßgeblich von den beiden parallelen natürlichen Trieben beeinflusst ist, sowohl unsere Überlebenschancen als Spezies zu verbessern, als auch unser eigenes Genmaterial durch Reproduktion weiterzugeben.
    Dies äußert sich bisweilen in grotesken Extremen, wenn die Gene die Oberhand gewinnen und es deren einziges Ziel ist, dafür zu sorgen, dass sie weitergegeben werden – daher der Begriff des »egoistischen Gens«. Hier handelt es sich jedoch um das Biologen-Äquivalent jener Unart von Physikern, komplexe Formen als »Sphären« zu vereinfachen oder etwa die Reibung zu ignorieren, wenn sie über Körperbewegungen nachdenken. Der Begriff des »egoistische Gens« vermag menschliches

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