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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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Männlichkeit drohte, ihr Herz zu zerreißen.
    Ohne sie zu berühren, sagte er sehr leise: »Ich weiß es nicht.«
    Mein Gott, jemanden zu haben, der einen so genau kannte. Ohne ein weiteres Wort von ihr, selbst ohne einen Blick, wusste er Bescheid. Vor Trauer begann sie zu zittern. Eine Nacht voller gemeinsamer Atemzüge, verbundener Körper und Herzschläge, die im selben Takt pochten. Eine Nacht wortloser Geheimnisse und Leidenschaften, die sich miteinander verbanden, als würden sie schon immer zueinander gehört haben.
    Morgan fragte sich, warum ihre Mutter sie nicht auch davor gewarnt hatte. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr Herz neu zusammengewachsen, ja geheilt worden wäre, und als ob das, was sie jetzt tun musste, schlimmer sein würde, als wenn ein Kobold ihre Seele aufgefressen hätte.
    »Was da letzte Nacht passiert ist … diese … diese Sache … zwischen uns …«
    Sie brach ab. Auf einmal fühlte sie sich atemlos, hilflos. Xander drückte die Hand auf ihren Rücken, glitt dabei unter ihre Haare und verbreitete eine wohlige Wärme zwischen ihren Schulterblättern. Sein Daumen strich langsam über ihr Rückgrat, und Morgan vergrub ihre Zehen in dem feuchten Gras. Ein Marienkäfer landete auf ihrem Fuß und wanderte ungeschickt in Zickzacklinien über ihre Haut. Es kitzelte nicht einmal. Sie spürte überhaupt nichts.
    »Es wird nicht gut gehen. Für Leute wie uns gibt es kein Happy End, Xander«, flüsterte sie und starrte in den Himmel hinauf. »Das wissen wir beide.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bevor er antwortete. Noch immer strich er mit dem Daumen in einem langsamen Rhythmus über ihre Haut. Als er schließlich sprach, klang er älter und sehr müde.
    »Ja.«
    Sie war überrascht, wie sehr diese Antwort schmerzte und wie erleichtert sie gleichzeitig war, dass er nicht versucht hatte sie anzulügen. Sie senkte den Kopf und schloss die Augen.
    Er glitt mit der Handfläche über ihren Nacken und umfasste von unten ihren Kopf.
    »Aber wir haben noch eine Weile«, meinte er mit einem leisen Flehen in der Stimme. »Wir haben heute den ganzen Tag und die Nacht. Und dann noch acht weitere Tage und Nächte. Manche Leute führen ein ganzes Leben und erleben doch niemals so viel wie wir.«
    Zitternd holte sie tief und lange Luft. Dann vergrub er seine Hände in ihren Haaren, und seine Lippen pressten sich auf ihre Schultern, ihren Nacken, ihre Wangen. Sie wappnete sich innerlich und versuchte, sich nicht hinzugeben. Vielmehr wollte sie ihn wegschieben, doch er nahm sie in die Arme und drückte sie an seine Brust. Sie brach zusammen, beschämt und wütend darüber, dass es nichts gab, was sie tun konnte außer weinen.
    »Lass mich los … Ich kann nicht … Wir können nicht …«
    Sie konnte sich nicht richtig ausdrücken. Aber er wusste sowieso, was sie meinte.
    »Dann nur noch einen Tag«, drängte er sie und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. Seine Augen funkelten heiß und verzweifelt, lodernd wie zwei Sonnen. »Gib uns noch einen Tag, nur bis das Fieber aufhört …«
    »Nein! Ich bin sowieso schon viel zu …«
    Er küsste sie auf den Mund und schnitt ihr so das Wort ab, ehe sie sagen konnte: »Viel zu weit gegangen. Ich bin viel zu weit gegangen.« Er küsste sie, als ob es das letzte Mal wäre, dass er jemals jemanden küssen würde. Sein Kuss machte ihr jegliches logische Denken unmöglich und entzündete erneut das Fieber in ihr – bis all ihr Abwehren in dem Inferno ihres Verlangens nach ihm zu Asche verbrannt war.
    »Einen Tag«, keuchte sie, nachdem sie sich von seinem Mund gelöst hatte. »Aber wenn das Fieber nachlässt …«
    »Dann wird es vorbei sein«, versprach er und nahm sie in die Arme. »Dann wird es vorbei sein, und wir werden nie mehr darüber reden.«
    Morgan nickte. Weinend versuchte sie diese schreckliche, heranrollende Welle von Adrenalin zu ignorieren, die ihr Herz heftiger schlagen ließ und ihr Blut zum Kochen brachte.
    Hoffnung, dachte sie benebelt. Du schreckliches Monster. Noch einen Tag, dann werde ich einen Pfahl durch dein grausames Herz bohren.
    Xander legte einen Arm um ihre Schultern, während er sie mit dem anderen hochhob und über das Gras ins Haus trug. Es war eine so schnelle, selbstverständliche Bewegung, als ob sie nichts wiegen würde. Überhaupt nichts. Mit den Lippen strich er über ihre Stirn und zog sie dann näher an sich. So trug er sie wie einen Schatz auf sanften Armen hinein – wie etwas Zerbrechliches, Wertvolles und Flüchtiges, wie

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