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Die verratene Nacht

Die verratene Nacht

Titel: Die verratene Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason , Joss Ware
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Badezimmer prügeln.
    Als sie älter wurden und vom College auf Besuch nach Hause kamen, zwang ihre Mutter sie dazu, dort zu sitzen und mit ihr zu reden, während sie das Abendessen kochte, und erlaubte nicht, dass sie ihre Laptops oder iPhones einschalteten. Wer es wagen würde auch nur daran zu denken, Finger an eine Tastatur zu legen, bekäme kalte Leber und Zwiebeln vorgesetzt, drohte sie. Oder Limabohnen mit so einem grässlich gesunden Getreide namens Quinoa – eine Drohung, die sie einmal auch wirklich in die Tat umgesetzt hatte. Und als sie beide dann das gesetzliche Mindestalter erreicht hatten, bot sie ihnen sogar Bier oder Wein als Ansporn an, um an Informationen zu Neuigkeiten in ihrem Leben zu kommen.
    „Ich finde nur heraus, was los ist, wenn ich eure Facebook Seiten anschaue“, würde sie sich gutmütig beschweren. „Könnt eure Mutter nicht einmal anrufen, um mir zu sagen, dass ihr einen neuen Job habt, aber ihr könnt es posten, so dass Krethi und Plethi es lesen kann?“
    Die Erinnerung an seine Mutter – eine promovierte Literaturwissenschaftlerin –, die solche Redewendungen benutzte, während sie einen Holzlöffel schwang, von dem die Spaghetti-Soße tropfte, überwältigte ihn auf einmal mit einem Riesenschmerz, der ihm kurz die Luft raubte.
    Mom und Dad und ihre ältere Schwester aus Dads erster Ehe waren während des Wechsels umgekommen. Zumindest soweit er und Lou wussten. Seit die katastrophenartigen Ereignisse achtundneunzig Prozent der menschlichen Bevölkerung ausgelöscht hatten – und nebenbei auch noch die kontinentale Struktur der Erde verändert hatten –, gab es keinen Anlass etwas anderes anzunehmen.
    „Hast du Hunger?“
    Die Wirklichkeit brach wieder über ihn herein und riss Theo in die Gegenwart zurück. Für das Jahr 2060 sah er vielleicht aus, als wäre er nur dreißig Jahre alt. Aber sein Leben reichte schon fast achtzig Jahre zurück.
    „Ich könnte was essen“, sagte Theo, wobei er Vonnie anschaute. Ihm fiel plötzlich auf, wie ausgehungert er war. Vielleicht kam das leere Gefühl in seinem Magen daher, weil er hungrig war. Vielleicht nicht. „Etwas mehr als Suppe, wenn das in Ordnung geht.“
    Vonnie strahlte ihn an. „Eier und Würstchen, klingt das gut?“
    Theo gefiel, wie sich das anhörte, und als er zuschaute, wie sie Eier auf einen Teller häufte, ging ihm auf, dass sie auf seine vorherige Frage zu Selena noch nicht geantwortet hatte. Aber anstatt da jetzt bei ihr nachzuhaken, entschied er sich für eine andere Vorgehensweise.
    Die Eier waren himmlisch: leicht und luftig, genau richtig gesalzen. Und die Würstchen waren nicht in Haut, sondern wurden wie Hackfleisch gebraten. Er meinte noch nie etwas so Gutes gegessen zu haben. Vonnie schenkte ihm eine heiße Tasse Tee ein – wovon Theo in der Vergangenheit nie ein besonderer Fan gewesen war, aber er fand, wenn man ein bisschen Honig reintat, konnte man es fast genießen, trotz des leicht holzigen Nachgeschmacks.
    „Das ist wirklich gut. Kochst du hier ganz alleine?“, fragte er, weil er sich dachte, wenn der Weg zu seinem Herzen vielleicht durch den Magen ging, so war die Bewunderung von mütterlichen Talenten oft der Schlüssel zum Herz einer Frau. Ganz besonders einer Frau wie Vonnie.
    „So viel ich kann“, sagte sie und stieß mit ihrer wohlgerundeten Hüfte gegen den Tresen, während sie sich nach etwas streckte.
    Solange sie da war, würde die Küche nie leise sein. Pötte schepperten, Besteck klapperte, Dinge fielen auf den Boden und sprangen fast wieder aus der Spüle – sie war das warnende Lehrbeispiel von ‚Gut Ding will Weile haben‘ ... aber auf eine ganz entzückende Art.
    Theo sah ihr zu, wie sie ein Geschirrtuch zweimal fallen ließ, sich dann zu schnell nach unten bückte, um eilig einen Apfel in der Schüssel auf der anderen Seite der Arbeitsoberfläche zu packen, wobei sie dann das Salz umkippte. „Upsala“, sagte sie und nahm rasch eine Prise Salz, warf diese abergläubisch ihre Schulter und fuhr dann mit ihrer Arbeit fort.
    Er war mehr als amüsiert; er fühlte sich hier derart zu Hause, dass es wehtat. Genau in der Mitte seiner Eingeweide. „Für wie viele Leute musst du denn kochen?“, fragte er und blickte sehnsüchtig zu einer Schüssel voller Eier.
    Sie musste seinen Blick gesehen haben, denn Vonnie griff sich ein Trio und schlug sie in einer weiteren Schüssel auf, dann wirbelte sie herum, um eine Kanne Milch zu holen. „Das hängt davon ab. Da bin ich und dann

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