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Die Verratenen

Die Verratenen

Titel: Die Verratenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Unerkannt.«
    »Wie?«
    Quirin winkt ab. »Es ist nicht allein mein Geheimnis, daher werde ich es nicht verraten. Aber ihr könnt mir glauben: Es ist möglich.«
    Damit, dass Aureljos irrwitziger Plan aus dieser Ecke Unterstützung bekommt, habe ich nicht gerechnet.
    »Nur, dass Aureljo nicht ungesehen kommen und wieder verschwinden, sondern mit jemandem sprechen will. Ein kleiner Unterschied, nicht?«, werfe ich ein.
    Doch meine Einwände werden abgeschmettert. Quirins Erklärung eröffnet Aureljo ganz neue Möglichkeiten. Ich kenne ihn, jetzt wird es fast unmöglich sein, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Allein die Idee, in der Sphäre einen Verbündeten zu finden, sich der Wahrheit zu nähern und uns Gerechtigkeit zu verschaffen, dafür wird er jedes Risiko in Kauf nehmen.
    »Wenn ich erst einmal in der Sphäre bin, kann ich mich bei der Wochenversammlung einschleichen und vor zweihundert, dreihundert Menschen unsere Geschichte erzählen.« Er sieht die Szene schon vor sich, die Festhalle, die Zuhörer. Sich selbst, wie er sich zu erkennen gibt. »Danach können sie mich nicht mehr wegsperren, ohne dass es Aufsehen erregt und Fragen gestellt werden.« Er lacht. Endlich gibt es eine Perspektive. Etwas, worauf er hinarbeiten kann, und mit Dantorian hat er zumindest einen begeisterten Unterstützer.
    »Leute, ich brauche auf jeden Fall ein gut ausgerüstetes Medcenter, wenn ich will, dass mein Bein wieder richtig in Ordnung kommt. Ich habe die ganze Zeit über stillgehalten, aber in Wahrheit will ich schon lange zurück. Wir sind für hier draußen nicht gemacht, und auch wenn ihr es lächerlich findet, mir fehlen meine Instrumente so sehr, meine Farben und Pinsel …«
    Fleming bricht in etwas aus, das Gelächter ähnelt, in dem aber so viel Verzweiflung steckt, dass man ein neues Wort dafür erfinden müsste. »Dir fehlen«, er keucht, »dir fehlen deine Farben? Bald wird dir dein Leben fehlen! Du glaubst doch nicht, dass sie uns einfach zurückkehren lassen, nach allem, was war? Nach allem, was wir jetzt wissen? Dass sie sagen: Oh, tut uns leid, war ein peinlicher Irrtum. Alles wieder gut.«
    »Nein, aber –«
    Doch Fleming beachtet ihn nicht weiter, er weist mit dem Zeigefinger auf Quirin. »Und Sie! Sie wollen Aureljo unterstützen, das glaube ich gern! Wissen Sie was, ich verstehe sogar, dass Sie uns loswerden wollen und dass es Ihnen egal ist, was mit uns passiert.«
    Mit vor der Brust verschränkten Armen lässt Quirin Flemings atemlose Anschuldigungen über sich ergehen. »Du irrst dich. Es ist mir ganz und gar nicht egal, was mit euch passiert. Sonst würde ich euch wohl kaum meine Hilfe anbieten.«
    »Hilfe, von wegen!« Fleming wirbelt herum, als hoffte er, hinter sich jemanden zu finden, der ihm zur Seite steht, und wirft dabei einen Tonkrug um, aus dem Reste von Schmelzwasser rinnen. »Ein Todesurteil, das ist es! Die Clans sind uns nicht wohlgesonnen und nach allem, was ich erfahren habe, kann man ihnen daraus auch keinen Vorwurf machen. Aber der Sphärenbund will uns gezielt töten. Daran kann kein Zweifel mehr bestehen, oder?« Er sieht uns, einem nach dem anderen, durchdringend in die Augen, wartet, bis wir nicken.
    Die Erinnerung an die farblosen Sentinel in der Magnetbahn wird in meinem Kopf wieder so lebendig, als wäre der Überfall erst gestern passiert.
    »Unsere einzige Chance ist es, uns von den Sphären fernzuhalten. Stillzuhalten, als wären wir tot. Direkt in eine Sphäre hineinzumarschieren wäre völlig irre! Du hast einen Sentinel getötet, Aureljo. Gut möglich, dass sie dir auch den Tod der vier vom Kommando in die Schuhe schieben werden. Sie sind nicht dumm. Wenn sie dich erst mal haben, ist es vorbei.«
    Neben mir versteift Aureljo sich. »Wie du meinst. Trotzdem werde ich nach Vienna 2 gehen. Wir können nicht ewig davonlaufen und man ist uns Antworten schuldig.«
    Heute werde ich es keinesfalls mehr schaffen, ihm diesen Unsinn auszureden, aber wenn er noch mal darüber geschlafen hat, muss ich mein Glück erneut versuchen. Ich werde nach und nach Zweifel in ihm säen, meine Argumente zum richtigen Zeitpunkt und an den richtigen Stellen anbringen. Umstimmung und Überredung. Tycho ist auf meiner Seite, Dantorian ist ohnehin leicht zu beeinflussen und Fleming … wirkt, als wollte er Aureljo schlagen.
    »Du wirst uns noch alle umbringen«, stößt er hervor. »Wie hast du es nur jemals zur Nummer 1 gebracht? Bist du lebensmüde?« Fleming richtet sich zu seiner vollen Größe

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