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Die Verratenen

Die Verratenen

Titel: Die Verratenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Zischen, ähnlich dem der Belüftungsanlagen in meinem Quartier.
    Der farblose Sentinel tritt ein.
    Ohne es mir eingestehen zu wollen, habe ich die ganze Fahrt über darauf gewartet, dass das passieren würde. Es ist die logische Konsequenz aus allem, was ich in den letzten Tagen gehört und erlebt habe. Dass ich mir trotzdem erlaubt habe zu hoffen, wird sich nun rächen. Ich habe die Reise nicht wie geplant zur Vorbereitung genutzt, sondern mich von der Welt um uns herum ablenken lassen.
    Hinter dem Farblosen drängen zwei weitere Sentinel in unseren Wagen, bevor die Tür sich wieder schließt; auch ihre Kragen sind grau und sie tragen keine Abzeichen. Sie halten merkwürdige Gerätschaften in den Händen, armlange Stangen, an deren Ende gebogenes Metall befestigt ist. Ich habe vergessen, wie diese Waffen heißen, glaube aber, man kann damit Pfeile abschießen. Einer der beiden trägt zusätzlich einen Stock, aus dem Stacheln ragen.
    Keiner der Neuankömmlinge beachtet uns. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt den Sentineln der Kommandoabteilung.
    »Wir übernehmen ab hier.« Der Farblose überreicht einem der Goldenen ein Dokument. »Wir begleiten die Delegation weiter, vorausgesetzt, die Bahn ist wieder fahrtüchtig. Sie steigen aus und warten auf einen Zug, der Sie zurück zur Sphäre Hoffnung bringen wird.«
    Seine Stimme drückt mir die Luft aus den Lungen. Es ist die des Fremden, es ist die Stimme, die all die Dinge gesagt hat, die mir seit gut zwei Wochen den Schlaf rauben. Trocken wie raschelndes Papier.
    Es ist so weit. Wieso habe ich auch nur eine Sekunde lang an meiner Erinnerung gezweifelt? Ich habe mich vom Alltag täuschen lassen, meine Instinkte nicht ernst genommen.
    Mein Salvator verrät mich bereits, er beginnt zu vibrieren. Ich atme langsam, langsam, ruhig. Konzentrieren. Den Rucksack auf den Rücken nehmen. Ich sehe Aureljo und Fleming das Gleiche tun.
    Es muss bald geschehen. Wir kümmern uns um alles.
    »Über eine Ablösung wurden wir nicht informiert«, murmelt einer der goldenen Sentinel.
    »Das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern. Steigen Sie bitte aus.«
    Der Anführer unseres Beschützertrupps sieht unschlüssig aus. »Wer hat den Befehl gegeben?«, fragt er und schaltet sein Datenterminal ein. Noch während es hochfährt, gibt der farblose Sentinel einem seiner Männer ein kurzes Zeichen. Der Mann hebt den Stachelstock, schwingt ihn über dem Kopf. Schmettert den Goldenen nieder.
    Es ist zu unwirklich, um es glauben zu können. Der goldene Sentinel sinkt blutend zu Boden, die drei anderen sind aufgesprungen und ziehen ihre Waffen, während sie sich schützend zwischen uns und die Farblosen stellen. Ich sehe das Aufblitzen einer Klinge.
    Der nächste blaue Hebel ist nur zwei Schritte von mir entfernt. Ich bin aufgesprungen und habe ihn gezogen, bevor jemand reagieren kann, habe mich mit meinem ganzen Gewicht darangehängt.
    Die Bahn faucht, als wäre sie wütend. Sie macht aus dem Stand einen heftigen Satz nach vorn – wer steht, wird von den Beinen gerissen. Einer der Angreifer verliert seine bogenförmige Waffe, doch der andere hat bereits einen weiteren unserer Bewacher niedergeschlagen. Blut läuft über den Boden.
    »Ein Zwischenfall, bleiben Sie ruhig, die Situation ist unter Kontrolle«, meldet sich die weibliche Lautsprecherstimme.
    Mit einem weiteren Zischen springen Klappen über unseren Köpfen auf und spucken schwarze Beutel aus, gleichzeitig öffnet sich die Tür nach außen.
    Ich lasse den Hebel los, ergreife drei der Beutel und werfe sie Aureljo, Dantorian und Tycho zu. Sie reagieren sofort, keinem von ihnen muss ich sagen, was zu tun ist. Ich sammle zwei weitere Notfallsets ein, werfe sie den anderen zu und hänge mir mit einer schnellen Bewegung meinen Rucksack über die Schultern. Wir haben Entscheidungsfindung und schnelle Reaktion wieder und wieder trainiert, zu oft, um die Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen. Doch Tomma sitzt in ihrem Sessel, den Mund offen, die Augen aufgerissen. Ihr Blick hängt an den zwei noch aufrecht stehenden Goldenen, die nun ihrerseits den Kampf aufnehmen.
    Ich reiße Tomma hoch, während Aureljo Fleming packt, der einen Schritt auf die am Boden liegenden Kommando-Sentinel zu getan hat, als wollte er ihnen helfen. Aureljo drückt ihn durch den Ausgang.
    Da liegt noch ein Notfallpack, rasch aufheben und dann raus hier, raus, bevor unsere Bewacher vollends überwältigt werden.
    Ich höre den heiseren Farblosen noch einen Befehl bellen,

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