Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
stehen wir beide schweigend da und lassen uns das alles durch den Kopf gehen.
»Aber es ergibt keinen Sinn. Warum sollte er lügen?«, sagt sie schließlich. »Ich meine, warum sollte er wollen, dass du zu Tyler nach Hause gehst?«
»Damit sie mich fesseln und umbringen können und/oder mich zwingen, den Inhalt meines Notizbuchs eigenhändig ins Internet zu stellen?«
»Ne-ein«, meint sie. »Das ist doch Quatsch. Das sind nur ein paar dumme Highschooljungs, keine Killer.«
»Du guckst dir wohl nicht besonders oft Dateline an«, sage ich.
»Mal ehrlich, Eliza, ich glaube nicht, dass Cooper dich anlügen würde. Ich glaube, dass er dich immer noch mag. Also, so richtig mag.«
»Nein, tut er nicht«, widerspreche ich und funkele sie finster an.
»Okay«, meint sie. Sie wirkt nervös und weicht einen Schritt zurück. »Wenn wir da hinwollen, müssen wir uns überlegen wie, weil Marissa uns offensichtlich hat sitzen lassen.« Auf der anderen Straßenseite draußen vor einer Bar stehen zwei Kerle in hochgeschlossenen Hemden und Jeans und nicken uns zu, von wegen, »Hey, was geht?«, und pfeifen uns hinterher. Ich lächele sie an, doch Clarice verdreht die Augen.
»Als hätten die ’ne Chance«, meint sie zu mir. »Ich meine, die sind doch bestimmt so um die dreißig.« Sie läuft los und zerrt mich hinter sich her. »Außerdem haben wir für so was jetzt keine Zeit.«
»Wir müssen Marissa finden«, sage ich, während ich mich von Clarice die Straße runterführen lasse, »weil wir ohne sie nämlich nicht weg können.« Klar könnten wir auch mit der U-Bahn nach Newton fahren, aber das ist eine ziemlich weite Strecke, und dann müssten wir immer noch irgendwie von der U-Bahn-Station zum Haus von Tyler kommen. Was bedeutet, dass wir auf Marissas Wagen angewiesen sind. Und dann kommt es mir erst. »Weißt du, wo Tyler wohnt?«
»Nein«, meint Clarice. »Ich meine, ich weiß, dass er in Newton wohnt, aber ich weiß nicht genau wo.«
»Großartig«, entfährt es mir. Clarice hat ihr Handy rausgeholt und versucht, Marissa zu erreichen.
»Mailbox«, meint sie. »Wahrscheinlich ist sie mit Jeremiah weg.« Sie kräuselt die Nase und hinterlässt eine Nachricht. »Hi, Marissa«, sagt sie. »Ich bin’s noch mal. Wir fragen uns bloß gerade, wo du steckst, du weißt schon, weil du ja das AUTO hast, und ich und Eliza kommen ohne dich einfach nicht HEIM , wenn du uns also zurückrufen könntest? Das wäre ganz toll, tja, danke, bis dann!« Sie beendet das Telefonat. »Im Ernst, dieses Mädchen«, meint sie. »Was ist denn so toll an Jeremiah Fisher? Weißt du, ich hatte letztes Jahr mit ihm Sport, und ich will ja nicht gemein sein oder so, aber er hat echt ein, na ja, Problem mit seinen komischen Körperausdünstungen, und es ist nicht mal Schweiß, eher so ein komisch muffiger Geruch. Ich hoffe echt, er hat das inzwischen unter Kontrolle, weil …«
Da hält ein Wagen neben uns an, und das Fenster auf der Beifahrerseite gleitet nach unten.
»Hey!«, meint der Fahrer.
Erst da erkenne ich das Auto. Ein nagelneuer roter BMW .Den würde ich überall erkennen, zumindest sollte ich ihn überall erkennen, weil ich darin nämlich, äh, mehrere Stunden knutschend auf dem Rücksitz verbracht habe. Cooper. Was zum Teufel …
»Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du mich nicht stalken sollst«, pflaume ich ihn an.
»Steigt ein, ich fahr euch zu Tylers Haus«, meint er. Ich sehe Clarice an. Clarice sieht mich an.
»Nein«, erkläre ich. Ich packe Clarice an der Hand und zerre sie den Bürgersteig entlang.
»Aber Elizaaaa«, wimmert sie. »Meine Füße tun mir weh. Und es ist echt arschkalt hier draußen.«
»So kalt ist es gar nicht«, erkläre ich, obwohl sie schon recht hat und wir völlig unpassend gekleidet sind. »Es ist sogar ziemlich warm für November. Und außerdem, mir doch egal, wenn wir den ganzen Weg nach Newton laufen müssen, Hauptsache, wir steigen NICHT bei dem ins Auto.«
»Aber wir können doch nicht bis nach Newton laufen«, protestiert sie, und offensichtlich kapiert sie nicht, worum es hier geht. »Außerdem wissen wir gar nicht, wo wir hinmüssen.«
»Na, dann guck doch mit deinem Smartphone nach«, meine ich. »Oder wir nehmen die U-Bahn nach Alewife und warten dort auf Marissa.«
»Ich hab mein Handy noch nie als GPS benutzt. Keine Ahnung, wie das funktioniert.« Sie wirkt nicht überzeugt. »Außerdem kennen wir Tylers Adresse nicht.«
» DANN FRAGEN WIR EBEN UNTERWEGS JEMANDEN NACH DEM WEG!
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