Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
zu, dass ich ihm glaube. Ich erlaube mir, zu glauben, ich befände mich hier in einem von diesen schmalzigen Teenie-Filmen, in denen ein Typ sich rein zum Spaß mit einem Mädchen einlässt, dann kriegt es eine Rundumerneuerung verpasst, und dann kommt er drauf, dass er es ja doch liebt. Aber ich hab mich nicht rundumerneuern lassen, und wir sind hier auch nicht in einer kitschigen Liebesschnulze. Genau genommen sind wir mitten in einem Albtraum. Also stoße ich ihn zurück. Und zwar richtig fest.
»Hör auf«, sage ich. »Wenn das einer deiner bescheuerten Tricks ist, dann fall ich nicht drauf rein.«
»Das ist kein Trick«, meint Cooper. »Du fehlst mir. Wenn du mir nur eine Chance geben würdest, wenn wir reden könnten, wenn ich dir erklären könnte …«
Ich dränge mich an ihm vorbei und stürme zur Tür. Ich bin so was von weg hier. Doch was er als Nächstes sagt, lässt mich dennoch innehalten. »Eliza«, ruft er mir hinterher. »Ich weiß, wo dein Notizbuch ist.«
Ich wirble herum. »Im Ernst?« Ich suche in seinem Gesicht nach einem Hinweis darauf, dass er lügt. Doch wenn er das tut, dann macht er seine Sache echt gut. Klar hat er mir auch unsere ganze Beziehung lang weisgemacht, er würde mich lieben. Deshalb bin ich wohl nicht sonderlich gut darin zu beurteilen, wann Cooper Mist erzählt.
»Ja«, meint er. »Es ist bei Tyler daheim, bei ihm im Keller. Wir haben unten einen eigenen Raum, wo wir unsere Treffen abhalten.« Er bewegt sich auf mich zu und beugt sich ganz nah zu mir, sodass ich seinen Atem an meinem Ohr spüre. Wieder geht ein Zittern durch meinen Körper. »Tyler lässt da immer ein Fenster offen, durch das man jederzeit raus und rein kann, ohne dass seine Eltern was davon mitbekommen. Da kannst du dich reinschleichen und dir dein Heft holen.«
»Warum sollte ich dir das abnehmen?«, erkundige ich mich.
»Ich sag die Wahrheit«, beharrt er. »Und außerdem, du hast keine Wahl.«
Seine Lippen sind jetzt ganz nah an meinen, so nah, dass ich reinbeißen könnte, wenn ich wollte. Klar tu ich das nicht, ich würde doch nie jemanden absichtlich beißen, das ist ja wohl …
Da piept mein Handy. Eine SMS von Kate.
» COOL «, steht da. » ICH KOMM MORGEN MAL VORBEI, SCHÖNEN ABEND, LIEBE DICH, XXO. «
Cooper drückt meinen Arm. »Ich verschwinde jetzt besser«, erklärt er. »Ich will nicht, dass sie mich mit dir sehen.« Er sieht mich an, und einen kurzen Moment meine ich Sehnsucht in seinem Blick zu entdecken. »Sei vorsichtig«, meint er noch.
Und dann ist er verschwunden.
7
23:17 Uhr
»Wohin gehen wir?«, will Clarice ein paar Minuten später von mir wissen, während wir die Newbury Street runterhetzen. »Und warum mussten wir so schnell weg von der Party?«
»Darum«, sage ich und lege noch einen Zahn zu. Ich suche die Straße nach Marissa ab. Als ich vorhin zurück ins Wohnzimmer kam, waren sie und Jeremiah schon verschwunden. Warum verschwinden heute Abend eigentlich alle? Es ist echt zum Totlachen, vor allem weil die Person, die eigentlich am liebsten verschwinden würde (nämlich ich), es nicht kann.
»Warte, nicht so schnell!«, ruft Clarice. »Ich hab hohe Absätze an!« Ich weise sie nicht darauf hin, dass ich ebenfalls hohe Schuhe trage und es dennoch ganz gut schaffe, das Tempo zu halten. Und das, obwohl sie viel mehr Übung hat als ich (im Ernst – Clarice hat sogar Plateau-Turnschuhe!). Vielleicht liegt es einfach nur an der ganzen Situation und an dem vielen Adrenalin, das in meinem Körper kreist. Irgendwie so, wie wenn Mütter plötzlich in der Lage sind, ganze Autos von ihren Kindern herunterzuheben, wenn es darauf ankommt.
Trotzdem werde ich langsamer.
»Okay«, sage ich. »Folgendes.« Ich zerre sie zur Seite unter das Vordach eines Ladens, der jetzt geschlossen ist. »Cooper meint, er weiß, wo das Notizbuch ist.« Clarice klappt die Kinnlade runter, dann springt sie auf und ab und klatscht in die Hände. Offensichtlich tun ihr die Füße nicht ganz so weh, wenn sie springt. Entweder das, oder sie hat nur wieder mal die Dramaqueen gespielt.
»Wo ist es?«, will sie wissen.
»Er behauptet, es sei bei Tyler zu Hause«, erkläre ich. »Allerdings weiß ich nicht, ob ich ihm das glauben soll.«
»Klar«, sagt Clarice und kneift die Augen zusammen. »Weil er immer nur Scheiß erzählt.«
»Genau«, pflichte ich ihr bei. »Aber andererseits …« Ich seufze.
»… haben wir keine Alternative«, vervollständigt sie meinen Satz.
»Exakt.« Eine Sekunde lang
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