Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
sofort auf den Heimweg gemacht.«
»Wir stehen gerade in der Elm Lane in Newton«, erkläre ich. »Komm her.«
»Bin in fünf Minuten da«, meint sie. Und damit legt sie auf.
»Sie kommt her«, sage ich.
»Gut«, entgegnet Cooper. »Je mehr wir sind, desto besser.«
»Danke, dass du uns dein Einverständnis gibst«, sage ich sarkastisch.
Das ist jetzt nicht gerade die bissigste aller Bemerkungen, aber aus irgendeinem Grund ist er sofort still, und die nächsten Minuten sitzen wir schweigend da und warten auf Marissa. Na ja, es ist still, abgesehen von der Musik, »Clarices Jams«, die immer noch aus dem Lautsprecher dringt.
Ich starre in den Schein einer Straßenlaterne und bemühe mich, nicht daran zu denken, wie ich wohl den Mut aufbringen soll, Fotos von mir im Bikini auf Lanesboro Losers zu posten. Stattdessen sage ich mir, dass ich das ja gar nicht mehr zu tun brauche, wenn es mir tatsächlich gelingt, mir das Notizbuch zurückzuholen.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, die vermutlich in Wahrheit nur wenige Minuten ausmacht, nähern sich hinter uns Scheinwerfer, und dann kommt Marissa zu Coopers Wagen geschlendert.
»Hallo, Mädels«, begrüßt sie uns. Sie ignoriert Cooper, was mich insgeheim freut.
»Hi«, sage ich. Ich öffne die Tür und steige aus dem Auto.
»Hey«, grüßt Cooper und steigt ebenfalls aus. »Wo wollt ihr hin?«
»Wir holen uns mein Eigentum zurück«, erkläre ich. Also echt. Warum rege ich mich eigentlich so auf, dass er nicht mehr mein Freund ist? Ich meine, er ist ja offensichtlich total beschränkt, einfach lächerlich. Er erinnert sich nicht mal mehr an einen Plan, den wir erst vor dreißig Minuten ausgeheckt haben.
»Das ist mir klar«, meint er. »Aber wisst ihr noch, was ich euch gesagt habe?«
»Logo, das Fenster im Keller ist offen«, entgegne ich und winke ab. »Ist ja wohl nicht so schwer, oder?«
»Also, wenn ihr beim Haus seid«, erklärt er, »ist da ein offenes Fenster, und zwar gleich auf dieser Seite des Hauses, die uns am nächsten ist.«
»Okay«, sage ich.
»Da steht ein Stuhl unter dem Fenster, auf den könnt ihr steigen, um in den Keller zu klettern, dann tut ihr euch nicht weh. Wenn ihr drinnen seid, geht zur hinteren Ecke – da sind ein paar Stühle, die im Kreis stehen, und in der Mitte seht ihr eine schwarze Kiste. Da drin findet ihr das Notizbuch.«
»Und du bist dir ganz sicher, dass es da drin ist?«, hakt Marissa nach und sieht ihn das erst Mal an.
»Klar«, meint er. »Ich bin mir sicher.«
»Trägt Tyler es nicht bei sich?«, frage ich. »Damit er immer weiß, womit er mich als Nächstes quälen kann?«
»Nein«, erwidert Cooper. »Er hat sich schon gedacht, dass du irgendwann auf die Idee kommst, dir das Ding zurückzuholen, deshalb bewahrt er es lieber bei sich zu Hause auf.« Er blickt betreten zu Boden. »Er, äh, hatte Angst, du könntest einen der Freunde deiner Schwester anheuern, damit der ihn vermöbelt.«
Hm, wenn ich mir das jetzt so überlege … gar keine schlechte Idee. »Gar keine schlechte Idee«, sage ich. »Kate hat einen Haufen Freunde im Footballteam, Typen, die tonnenweise Steroide schlucken und Probleme haben, ihre Aggressionen zu kontrollieren. Typen, die ihre Wut immer an anderen auslassen und die sich bestimmt liebend gern an einem Kerl abreagieren würden, der sich mit mir angelegt hat. Und das würden sie sogar vollkommen umsonst machen.« Ich blicke ihm unverwandt in die Augen und hoffe, dass er schnallt, dass ich von ihm rede, und nicht von Tyler.
Er sagt keinen Ton.
»Na gut«, sage ich schließlich. »Wenn das jetzt ein Trick ist …«
»Ist es nicht «, erklärt er. Er hält meinem Blick stand, und ich hab keine Wahl, als ihm das zu glauben.
»Okay«, sage ich und wende mich Clarice und Marissa zu. »Eine von euch kommt mit mir, und eine bleibt hier.«
»Warum denn?«, will Marissa wissen, und im selben Augenblick sagt Clarice: »Ich will hierbleiben.«
»Weil es weniger wahrscheinlich ist, dass wir geschnappt werden, wenn wir nur zu zweit sind, und wenn die uns reinlegen wollen, dann muss eine hierbleiben, um den zuständigen Behörden die sachdienlichen Hinweise zu geben, sollten die anderen beiden ermordet und/oder verletzt werden.«
Clarice sieht schockiert aus, und ihre Hände fliegen hoch zu ihrer Nase. Vor ein paar Jahren hat Clarice sich die Nase machen lassen. Seitdem ist sie total paranoid, dass irgendwas Schlimmes mit ihrer Nase passieren könnte. Wahrscheinlich zählt eine
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